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Version vom 28. Februar 2014, 11:20 Uhr von Mp1 (Diskussion | Beiträge) (Lieferungen jetzt auch in Konfliktgebiete)

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Arbeiten bei einem Rüstungsunternehmen? (Text 3)

Sturmgewehre von Heckler & Koch für mexikanischen Bandenkrieg

Eine Sprecherin der für Wirtschaftskriminalität zuständigen Staatsanwaltschaft Stuttgart sagte der Nachrichtenagentur dpa am Sonntag, die Behörde ermittle in dem Fall schon seit längerem gegen mehr als zwei Verdächtige. Ob darunter auch Mitglieder der Firmenspitze sind, sagte sie nicht. Es gehe um Verstöße gegen das Außenwirtschaftsgesetz und das Kriegswaffenkontrollgesetz. Der Vorwurf, dass Heckler & Koch illegal Waffen nach Mexiko liefere, existiert schon seit Jahren. Im Dezember 2010 hatte die Staatsanwaltschaft Stuttgart das Firmengelände schon einmal durchkämmt. Die Lieferziele lägen im Norden Mexikos - wo es immer wieder zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Banden im Drogenmilieu kommt. In einem weiteren Fall ermittelt die Stuttgarter Staatsanwaltschaft, ob Heckler & Koch mit Parteispenden den Weg für Waffenlieferungen nach Mexiko ebnen wollte. Schon 2011 hatten 300 Beamte das Firmengelände von Heckler & Koch deswegen durchsucht.

http://sz.de/1.1665539

Anna Papathanasiou - Waffenschmiede Deutschland - nein danke

Wer Waffen baut, nimmt in Kauf, dass Menschen eines gewaltsamen Todes sterben. Politiker unterscheiden gern zwischen Schurkenstaaten, denen man prinzipiell keine Rüstung verkauft, und friedlichen Ländern, die deutsche Waffen zur Verteidigung einsetzen dürfen. Der arabische Frühling etwa hat jedoch gezeigt, dass diese Unterscheidung hinfällig geworden ist. Denn dort hat die Staatsgewalt ihre Panzer gegen das eigene Volk eingesetzt. Wer also will noch die Verantwortung für Waffenexporte übernehmen? Über den Handel von Waffen zu diskutieren wird überflüssig, wenn es sie gar nicht gibt. Ziel muss sein, an die Stelle der Rüstungsindustrie etwas anderes, wirtschaftlich Gleichwertiges zu setzen. Das Bonn International Center for Conversion (BICC) verfolgt genau diesen Ansatz. Es verwandelt militärische Projekte in zivile. Marc von Boemcken, wissenschaftlicher Mitarbeiter am BICC, gibt zu bedenken, dass die Zahl der Beschäftigten in der Rüstungsindustrie möglicherweise gar nicht so hoch ist. Etwa 80 000 Menschen arbeiten in der Waffenproduktion. Im Vergleich zu gut 700 000 Beschäftigten in der Automobilindustrie ist das nicht viel. Durch einen Rüstungsausstieg stünden also keineswegs Hunderttausende auf der Straße. Die frei werdenden Ingenieure und Maschinenbauer könnten den Fachkräftemangel auf dem Arbeitsmarkt mildern. Sie könnten ihr Wissen in zivile Technik stecken. Dadurch würden sich neue Absatzfelder und Arbeitsplätze ergeben, sodass die Volkswirtschaft Vorteile hätte. Den größten Vorteil aber hätten diejenigen, die nicht von Minen zerfetzt oder von Panzern überrollt würden.

Heuchelei der Waffenhändler

Überhaupt benutzt weder die libysche noch die syrische oder die jemenitische Armee eigene Panzer, Maschinenpistolen oder Kampfjets, sondern solide Tötungsware aus jenen Ländern, die in Gremien wie dem G-8-Klub eifrig verhandeln, wie das medial gerade ein wenig inopportune Töten zum eigenen Nutzen gewendet werden kann. Selbst sogenannte Progressive wägen auf ihrer moralischen Skala Bomber gegen Bomber, Tank gegen Tank ab, um das weniger Schädliche auszumachen. Und die IG Metall warnt vor dem Verlust tausender Jobs in der Rüstungsindustrie (da sollte man konsequent bleiben und warnen: Das Ausheben von islamistischen Zellen gefährdet Arbeitsplätze in der Terrorismusindustrie), kurz bevor sie zum Ostermarsch unter dem Motto "Frieden schaffen ohne Waffen" rief. [...] Transparency International hat berechnet, dass 40 Prozent aller weltweiten Korruption im Waffenhandel stattfindet. Eine beängstigende Zahl, weil 60 Milliarden Dollar jährlich für (Schuss)Waffen ausgegeben werden. Der Grund dafür ist, dass auf der Ebene der großen Deals zwischen Regierungen nur vier bis sechs Aufträge pro Jahr vergeben werden. Sie sind Zig-Milliarden Dollar wert und deshalb von allergrößter Bedeutung für die beteiligten Unternehmen. Die Entscheidungen über diese Summen werden von sehr wenigen Menschen in den Regierungen getroffen - manchmal nicht mehr als ein halbes Dutzend. Zusätzlich findet alles hinter dem Schleier der Geheimhaltung wegen der nationalen Sicherheit statt. Ein fruchtbarer Boden für Korruption. [...] Gaddafi kaufte den Europäern so viele Waffen ab, dass er nicht einmal genug Soldaten hatte, um alle zu benutzen. Sie wurden einfach in Hallen gelagert, unbewacht. Die wurden während des Aufstandes geplündert. Ein beträchtlicher Teil dieser Waffen ist auf dem Schwarzmarkt gelandet, zum Beispiel in Ägypten. Wer 50.000 Dollar übrig hat, kann sich ein Boden-Luft-Raketensystem kaufen, mit dem man einen kommerziellen Airliner abschießen kann. Die Chancen, dass unsere Waffen in falsche Hände geraten, sind extrem hoch.[...]

Andrew Feinstein - "Fehlende Ethik und Moral sind eine Qualifikation"

Arbeiten bei einem Rüstungsunternehmen? (Text 4)

==Seven key factors which are important when reasoning whether or not individuals find it (im)moral to work for an arms manufacturer== [...] These are: Level of involvement of the product in killing or injuring, indiscriminancy of the product, brutality of the product, degree of personal involvement in the development, technological interests, financial interests and political context. Many people consider working in the arms industry to be like working for any civil engineering company, just with a different market and the extra thrill. But it’s not. It’s fundamentally different. For an individual to act ethically correct working in the arms industry, a number of criteria have to be fulfilled. The fact that most engineers in the weapons industry see themselves as civilians is severely out of line with reality. It has been mentioned that numerous weapons have influenced not just wars, but history forever. During WW2 a regular war of the engineers has begun, each side trying to outperform the other and providing ones troops with better equipment. Even before that, a massive turn on WW1 was brought by those engineers that developed the first tanks. [...] America would not have entered into the gulf wars, if it was not for a vast technological advantage. In short, weapon engineers influence wars. So how can it be that they are perceived as civilians? Has Openheimer, father of the atomic bomb, not made more difference to warfare then most soldiers ever will? Or Wernher von Braun, inventor of the infamous V1 or V2? Or how about Mr. Kalashnikov, the inventor of the number one worldwide most used automatic gun? Does the mere fact that these people did not go through military training and are not enlisted as soldiers exempt them from the same responsibilities soldiers have? There is no reason why not. As a matter of fact engineers have been an integral part of any armed forces. This has become particular true ever since WW2. As a result of that, evaluation of ethical behavior does not start merely at the front line, where soldiers might or might not use unethical weapons or engage in ethical or unethical activities of war. [...] It does not start in any senate, general assembly or president’s desk. It starts at the root, where weapons are born. At the drawing board. And those that create weapons are just as responsible for their use as the one actually using them.[...] The real determining factor when using the concept of passive responsibility is causal contribution. This one is pretty clear when an engineer is designing a weapon. It remains relatively clear also for supporting systems if they enhance or promote the use of the weapon that is responsible for the wrong-doing. It becomes more vague and difficult to assess for dual use systems and more fundamental research. I find causal contribution to be the main criteria for the responsibility of engineers for use or miss-use of their developments. An often heard one is that engineers claim they are not responsible for the atrocities a certain development of theirs helps to commit. “I am just doing what I am paid to do!”; “I am just developing weapons, not firing them!”. Adolf Eichmann, logistical mastermind of the deportation of millions of Jews to concentration camps used a similar rhetoric during his trial in Israel. “An order is an order” is what he said, and that he never commanded nor participated in any murders himself. All he did was organize transports. He was found guilty and hanged. Another often heard argument that can be answered with the civil law analogy is that of “If I don’t do it, somebody else will.” [...] Guilt is not reduced by the mere fact that somebody else would have done it otherwise. If someone offers money to kill another person, three people volunteer, then the notion that there were two more to step in carries no significance whatsoever.[...]

Deutschland rüstet die Welt auf

Sie heißen "Leopard", Typ 214 oder MP5. Es sind die Exportschlager der deutschen Rüstungsindustrie: Panzer, U-Boote und Maschinenpistolen, alles made in Germany. Firmen wie Krauss-Maffei Wegmann, ThyssenKrupp Marine Systems oder Heckler & Koch machen das große Geld mit Waffen für die Welt - und die Bundesregierung unterstützt sie kräftig dabei: Zum Beispiel Indien. 126 Kampfjets will das kräftig aufrüstende Land kaufen. Es geht um elf Milliarden Euro, potentielle Verkäufer stehen Schlange. Erst im vergangenen Herbst waren Außenminister Guido Westerwelle und Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (beide FDP) vor Ort und warben für den "Eurofighter". Im Februar stattete auch der damalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) Indien einen entsprechenden Besuch ab. Zum Beispiel Griechenland. Das hochverschuldete Euro-Land greift besonders gern auf Waffen made in Germany zurück, egal ob topmoderne U-Boote der Klasse 214 oder "Leopard"-Kampfpanzer. Schon seit einigen Jahren trägt man sich in Athen mit dem Gedanken, "Eurofighter" zu bestellen. Die Deutschen würden gern liefern. Und so bot Außenminister Westerwelle bei seinem Griechenland-Besuch im Februar 2010 eine skurrile Vorstellung: Einerseits mahnte er die griechischen Freunde zur Eindämmung ihres Haushaltsdefizits; andererseits warb er für den deutschen Kampfjet. [...] Aufs Ausland kommt es an. Denn die Bundeswehr taugt nicht mehr als alleiniger Abnehmer, Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) muss bis zum Jahr 2015 insgesamt rund acht Milliarden Euro in seinem Etat einsparen [...]Die Wirkung der angeblich restriktiven politischen Grundsätze zeigt eher das Gegenteil: Elf Jahre nach Verabschiedung der Richtlinien ist Deutschland nach Recherchen des anerkannten Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri vom fünften auf den dritten Platz im internationalen Rüstungshandel vorgerückt. Innerhalb der vergangenen zehn Jahre hat sich der deutsche Export verdoppelt. [...] Im Grundgesetz heißt es zwar: Zur Kriegsführung bestimmte Waffen dürfen nur mit Genehmigung der Bundesregierung hergestellt, befördert und in Verkehr gebracht werden. Das Nähere regelt ein Bundesgesetz."Deutschland hat sich ein Kriegswaffenkontrollgesetz gegeben. Im Normalfall entscheidet das Wirtschaftsministerium über den Export, in strittigen Fragen der Bundessicherheitsrat - ein hochrangiges Gremium, dem unter anderem die Kanzlerin, der Verteidigungs- und Außenminister angehören. [...] Doch die vermeintlich strengen Regelungen gebieten der Aufrüstung der Welt durch Deutschland keinen Einhalt. Der Bundestag darf bei Rüstungsexporten gar nicht erst mitreden. [...] Für 2009 weist der deutsche Rüstungsexportbericht Ausfuhrgenehmigungen im Wert von insgesamt rund sieben Milliarden Euro aus.

Sebastian Fischer - http://www.spiegel.de/politik Engineers working for arms manufacturers - http://aerostudents.com/master/ethics.php

Lieferungen jetzt auch in Konfliktgebiete

Panzer nach Saudi-Arabien, Patrouillenboote nach Angola, U-Boote nach Israel – die deutsche Rüstungsindustrie verdient sich als drittgrößter Exporteur der Welt eine goldene Nase. Ob dieser Handel ethisch vertretbar ist, steht nicht zum ersten Mal zur Diskussion. Viele Experten sehen in den aktuellen Geschäften jedoch eine Wende in der deutschen Rüstungspolitik. Denn vorher galt offiziell der Grundsatz: Keine Lieferungen in Konfliktgebiete und Länder, in denen Menschenrechtsverletzungen an der Tagesordnung stehen.

http://www.neuesleben.com/magazin/meldung/umstrittene-waffenexporte

Ursprüngliche Texte verändert von: M. R. Titze