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Version vom 31. Januar 2014, 20:04 Uhr
Einführung zum Thema Konversion
"Konversion ist die Umstellung von Rüstungsproduktion auf zivile Produktion"
Vier Quellen zur Einführung:
Artikel der IG Metall bei Cassidian
Wir kämpfen für den Eurofighter
"Wie immer in Zeiten knapper Kassen werden Einsparungen beim Rüstungsetat gefordert. So jetzt wieder geschehen: von einer Überprüfung der Maßnahmen wie Eurofighter und A400M bis hin zu einem Verzicht auf die Tranche III reichen dabei die Forderungen einzelner Bundestagsabgeordneter.
Wir, IG Metall und IG Metall-Betriebsräte im militärischen Luftfahrtzentrum EADS haben dafür kein Verständnis.
Diskussionen um Rüstungsetat
Da werden einerseits Milliardenprogramme zur Rettung der deutschen Wirtschaft aufgelegt, andererseits setzt man mit derartigen Forderungen leichtfertig unsere Arbeitsplätze im militärischen Luftfahrtzentrum aufs Spiel. Der zweite Bevollmächtigte der IG Metall Ingolstadt, Bernhard Stiedl, hat deshalb einen Brief an den SPD-Abgeordneten Rolf Mützenich geschrieben. Mützenich zweifelt an der Sinnhaftigkeit der Eurofighter-Bestellung.
Brief an die Politik
Von einer „populistischen Position im Vorfeld der Bundestagswahlen“ spricht Stiedl in seinem Brief an den abrüstungspoltischen Sprecher der SPD-Fraktion. Gleichzeitig warnt er aber vor dem enormen Wissensverlust, den dieser Verzicht nach sich ziehen würde. Zudem verweist der IG Metall-Funktionär auch auf die zivilen Nutzen wie den Einsatz bei Katastrophenschutz und Verbrechensbekämpfung. Auf keinen Fall, so die Quintessenz, dürfen unsere Arbeitsplätze gefährdet und das Know-how verloren gehen!"[1]
Studie zu "Quantifizierung der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie für den deutschen Wirtschaftsstandort" veröffentlich vom BDSV (Bundesverband der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie):
"Die Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (SVI) beschäftigte im Jahr 2011 annähernd 98.000 Erwerbstätige. Indirekt und induziert bringt die Geschäftstätigkeit der SVI weitere 218.640 Beschäftigungsverhältnisse hervor. Insgesamt sichert das Wirtschaftshandeln der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie somit über 316.000 Arbeitsplätze in Deutschland. Der durchschnittliche jährliche Beschäftigungszuwachs der Jahre 2005 bis 2011 in der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie beläuft sich auf 4,1 Prozent. Die Beschäftigung in der deutschen Volkswirtschaft wuchs im gleichen Zeitraum nur um 0,9 Prozent. Damit wächst die Beschäftigung in der SVI mehr als viermal so stark wie in der Gesamtwirtschaft."
"Die Herstellung von Waffen, mobilen und stationären Waffensystemen und Munition wurde als traditioneller Kernbereich der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (KSV) identifiziert, der ausschließlich der Erfüllung hoheitlicher Sicherheitsaufgaben im militärischen und zivilen Bereich dient."
"Im Jahr 2011 arbeiteten 80.720 Erwerbstätige im ESV (Erweiterter Bereich der SIcherheits- und Verteidigungsindustrie) gegenüber 17.260 Menschen, die im KSV tätig waren."
Artikel von Paul Schäfer Mdb:
So richtig und notwendig die (nicht nur) moralische Kritik an der Waffenproduktion ist, so darf diese Kritik nicht als „moralische Keule“ gegen die Kolleginnen und Kollegen in den Rüstungsbetrieben und –firmen geschwungen werden. Wer dies tut, sitzt der in bürgerlichen Kreisen gern und vorsätzlich verbreiteten Mär von der „freien Arbeitsplatzwahl“ auf, die mit der Realität nur sehr bedingt zu tun hat. Ja, die Rüstungsunternehmen ziehen Ingenieure, Techniker, Naturwissenschaftler/innen an, weil sie als High-Tech-Unternehmen nicht nur recht gut zahlen, sondern auch, weil sie einen anspruchsvollen Job anbieten. Aber noch immer gilt, dass die Menschen ihre Arbeitskraft verkaufen müssen, um sich reproduzieren zu können und dabei sieht man zu, wo man bleibt. Es führt also nicht weiter, die gewerkschaftlichen Interessenvertretungen in der wehrtechnischen Industrie als Rüstungslobbyisten anzugehen. Es kommt vielmehr darauf an, das Gespräch über mögliche Alternativen zur Waffenproduktion zu suchen. [3]
Meistens ist mit Konversion Industriekonversion gemeint. Da Abrüstung aber nicht nur die Angestellten der Rüstungskonzerne betrifft fordert das BICC (Bonn International Center for Conversion) einen breiteren Begriff der Konversion der 6 Dimensionen umfasst:
• Reallocation of financial resources: If the process of disarmament continues, there is a substantial potential for savings. The true ‘peace dividend’ is the opportunity to reallocate resources to productive activities.
• Reorientation of military research and development (R&D): Programs for the reorientation of military R&D can contribute to research in a number of different fields, including two of the major global challenges: human development and environmental management. Furthermore, science also has a role in promoting, facilitating and supporting practical conversion efforts.
• Industrial conversion: Within the past few years, the global arms industry has rapidly reached a situation in which radical ‘down-sizing’ of capacities is required. Reduced arms production and large over-capacities are a consequence of military budget cuts. To make constructive use of excess capacity for non-military production and offer job opportunities to redundant defense workers is a major conversion challenge.
• Demobilization of armies: Manpower adjustment is required both for military personnel and civilian employment in the armed forces. Short- and medium-term social instabilities are not unusual during demobilization periods. Supporting reintegration into the civilian society is a principal task in order to remove barriers to demilitarization.
• Reallocation of military bases: Base closures and the dismantlement of military installations are usually expected to result in economic dislocations. However, conversion of military sites offers a variety of opportunities for productive use. The success of conversion depends on many factors, especially the general state of the economy and the overall condition of the base and its surrounding neighborhood.
• Alternative use or scrapping of surplus weapons: In Europe, the numbers of weapons in many categories are being reduced substantially. In some other areas of the world, the end of wars or reduced levels of conflict allow similar steps. Different methods for managing surplus weapons are available to governments. While scrapping of surplus weapons is often costly, export is the cheapest but most counter-productive method. Availability of surplus weapons can contribute to the aggravation of tensions and reduce the likelihood of disarmament and conversion [4]
Beispiele für Konversion
"Als Paradebeispiel für gelungene Konversionsansätze gilt das Bundesland Bremen, das damals (ge- messen am BIP) das Land mit der größten Rüstungsabhängigkeit war, und das den Anteil der wehr- technischen Arbeitsplätze von 9% auf 5% im Jahr 1997 reduzieren konnte. 1992 wurde das Bremer Konversionsprogramm verabschiedet. Allerdings wurden nur etwas weniger als 1% der Rüstungs- Arbeitsplätze durch gezielte Konversion abgebaut! Trotzdem wurden die Einrichtung eines Konversi- onsbeauftragten, die Einrichtung effektiver Kommunikationsnetzwerken zwischen Landesregierung, Unternehmen und Belegschaft sowie ein kleines Finanzierungsprogramm Bremens sehr positiv be- trachtet („Cluster- und Netzwerk-orientierter Ansatz“), weil es Wege und Mittel aufzeigte, wie Kon- version gestaltet werden könnte. Und weil es tatsächlich Unternehmen ermutigt hat, Konversionspro- zesse in Gang zu bringen.
Als zweites Beispiel gilt Brandenburg. Allerdings ging es fast ausschließlich um Konversion militäri- scher Liegenschaften. Die DDR-Rüstungsbetriebe wurden weitgehend schnell und stillschweigend ab- gewickelt. Als ein positives Beispiel wird die BÜCK INPAR GmbH genannt. Sie wurde 1991 von BUCK übernommen, erhielt Aufträge zur Munitionsentsorgung. Dies wurde zu einem Standbein ausgebaut. Gleichzeitig hat man diversifizert und begann Isolierfenster, Bette, Wohnmodule zu bauen. Kurzfristig konnten somit bis 1994 750 Arbeitsplätze gesichert werden.
Aus NRW gibt es das Beispiel EPRO aus Gronau. Es war mit 220 Arbeitnehmern die verlängerte Werk- bank der Rüstungssparte von Philips. 1992 wurde sie an Thompson verkauft und begann, sich auf Sondermaschinen, zivile Meß- und Regeltechnik zu spezialisieren. Schon 1995 waren 160 Beschäftigte im zivilen Bereich tätig – allerdings wurde auch 50% der Belegschaft ausgetauscht. das Land NRW stellte etwa 1,2 Mio. DM zur Verfügung, dazu kamen 1 Mio. DM über KONVER (EU-Förderung)." [5]
Linksammlung
Links zum durchstöbern:
Bonn International Center for Conversion
Interview mit IG Metall Gewerkschaftssekretär zu Rüstungsproduktion
Die Zukunft der wehrtechnischen Industrie und die Notwendigkeit der Konversion - Paul Schäfer MdB