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Baustein - Ingenieure in der Rüstungsindustrie: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 26. Februar 2014, 16:30 Uhr

Allgemeine Beschreibung zum Baustein

Thema: Ingenieure in der Rüstungsindustrie
Lernziele: Bewusstsein schaffen für die teilweise schwierige moralische Lage im Ingenieurberuf. Das Dilemma der an Rüstungs- und Dual-Use-Forschung beteiligten Ingenieure und Wissenschaftler wird deutlich und das Ergreifen einer persönlichen Position gefördert. Zudem soll bewusst werden, dass derartige Forschungen in der Regel im Verkauf dieser Technologie münden und häufig auch in Konfliktregionen exportiert werden was mitunter den Konflikt weiter befeuert.
vermittelte Kompetenzen: Objektive und subjektive Meinungen und Argumente analysieren, bündeln und gewichten. Selbstreflexion und begründen des eigenen Standpunktes. Hineinversetzen in die Position von Rüstungsbefürwortern.
Lehrmethoden: Erarbeiten eines Textes in Eigenarbeit, Zusammentragen, Diskutieren und Visualisieren in einer Kleingruppe, Präsentation der gesamten Gruppe
Lernformen: teilweise faktenorientiert, kommunikativ und kreativ
Gruppengröße: Idealerweise werden vier Fünfergruppen (also 20 Teilnehmende) gebildet. Minimale Anzahl: 12
Zeitaufwand
(Vorbereitung und Durchführung):
ca. 3-5 Stunden zum Erarbeiten und Aktualisieren der Texte und zum Auswählen der besten Stellenanzeigen und evtl. Suchen von neuen. 90 min zur Durchführung.
Benötigt
(Material/Räume/Personen):
Raum, in dem alle Gruppen parallel an den Texten und Aufgabenstellungen arbeiten können, ausgedruckte Materialien, Poster (A2/3) und Stifte zur Visualisierung, Karteikarten zur Selbstreflexion, ( evtl. Laptop und Beamer mit Ton)
Schlagwörter / Metainformationen: Rüstungsindustrie, Dual-Use, Moral, Ethik, Waffen, Selbstreflexion, Entscheidungshilfe
Kurzbeschreibung und Inhalt: Die Teilnehmenden erhalten verschiedene Texte, die entweder Argumente für oder gegen die Arbeit in einem Rüstungsunternehmen liefern. Diese werden als erstes in Vierergruppen mit jeweils einer der beiden Positionen erarbeitet, strukturiert und ergänzt. Danach folgt eine Durchmischung der Gruppen und Positionen. In den neuen Gruppen wird über die verschiedenen Positionen diskutiert und die Argumente gewichtet, dies wird auf Plakaten visualisiert. Anschließend erfolgt eine kurze Selbstreflexion der Teilnehmenden, die auf den Karteikarten festgehalten wird. Im nächsten Schritt werden an die Gruppen Stellenangebote verteilt, die anhand der vorherigen Diskussion und Selbstreflexion bewertet und entweder angenommen oder abgelehnt werden, ohne zu wissen, um welchen Arbeitgeber es sich dabei handelt. Anschließend werden Plakate und Stellenangebote vorgestellt und die gewählten Positionen vor der Gesamtgruppe präsentiert. Danach erfolgt die „Auflösung“ der Stellenangebote und ein kurzes Feedback.
Vorwissen und Voraussetzungen: Die Vorbereitung mittels den Inhalten des Wissensspeichers aus der KomBiWi Rüstung/Konversion (siehe Kategorielink) und der dazugehörigen E-Learning-Einheit ist für die Gruppendiskussion innerhalb des Rollenspiels Rüstungsexporte von Vorteil.


Hinweis: Durchführende beschäftigen sich idealerweise intensiver mit der (deutschen) Rüstungsindustrie. Teilweise ist es notwendig, die Arbeitsmaterialien zu aktualisieren.

Ablauf

Exemplarischer Ablaufplan

Zeitpunkt Tätigkeit Beschreibung
00. Minute Texte erarbeiten Kurze Begrüßung, Aufteilung in vier Gruppen, Verteilen der Texte, jede Gruppe liest ihren Text, diskutiert die Argumente, erarbeitet eigene und strukturiert die Argumentation
20. Minute Diskussion Neue Vierergruppen werden gebildet, diese diskutieren ihre Argumente, bringen sie in eine Rangfolge und Visualisieren diesen Prozess
40. Minute Selbstreflexion (Ende der aufgezwungenen Meinung) Kurze schriftliche Fixierung des eigenen Standpunktes (auf Karteikarten)
45. Minute Rüstungsexporte - Rollenspiel Die Gruppen werden nun gemäß den Rollen des Rollenspiels zusammengestellt und das notwendige Arbeitsmaterial verteilt. Es werden innerhalb der vorgegebenen 15 Minuten die Fakten innerhalb der Gruppe diskutiert und die Strategie für die Fishbowldiskussion erarbeitet.
60. Minute Fishbowldiskussion Gruppenübergreifende Diskussion mit den jeweiligen Vertretern der vorhandenen Rollen.
70. Minute Beratung und Abstimmung Die Gruppen der Koalitions- und Oppositionspolitiker setzen sich in ihren jeweiligen Gruppen erneut zusammen. Die Koalitionspolitiker beschließen nun ihre endgültige Entscheidung bzgl. des zur Diskussion stehenden Rüstungsexports und bereiten ein entsprechendes Statement als Begründung ihrer Entscheidung vor. Die Oppositionspolitiker bereiten sich analog vor. Die Teilnehmer/-innen der Gruppen Angestellte und Aktivisten bereiten ihre persönliche Selbstreflexion vor.
75. Minute Auflösung der Entscheidungen und Abstimmung Bundestagswahlen Nach Auflösung der Entscheidung durch die Koalitionspolitiker und nach dem abschließenden Statement der Oppositionspolitiker stimmen die Teilnehmer/-innen per Handzeichen über die Politiker ab. Das Ergebnis repräsentiert dann das Wahlergebnis der Bundestagswahl.
80. Minute Feedback Abgeschlossen wird der Baustein durch das Teilnehmer-/innenfeedback.

Beschreibung der Phasen im Detail

Zu jeder Phase werden den Teilnehmenden zusätzlich zu den mündlich gegebenen Arbeitsanweisungen, selbige noch einmal visualisiert als kleine Zettel ausgehändigt (siehe Arbeitsmaterialien)

Phase Beschreibung
Texte erarbeiten mit Hilfe von Plakaten (20 min) Mindestens zwei Gruppen zu maximal vier Personen. Begrüßen der Teilnehmer/-innen und kurzes Vorstellen des Themas. Auf den Ablauf des Bausteins soll dabei möglichst wenig eingegangen werden, um die Teilnehmenden unvoreingenommen an jede Einzelaufgabe heranzuführen. Anschließend werden in zufälliger Reihenfolge an alle Teilnehmende jeweils ein Text verteilt und diese in Vierergruppen aufgeteilt.

Es gibt dabei jeweils zwei Texte, die Argumente für die Arbeit in einem Rüstungsunternehmen liefern (Pro-Texte) und zwei, die sich dagegen stellen (Kontra-Texte). Dabei bilden jeweils die Teilnehmenden mit Pro-Texten und Kontra-Texten Gruppen. Jede Gruppe hat einen anderen Text als Grundlage, da zwei Pro- und zwei Kontratexte ausgeteilt werden. Alle Mitglieder einer Gruppe haben somit den selben Text durchzuarbeiten.

Jede Gruppe erhält daraufhin die schriftliche Aufgabenstellung und beginnt damit, die Texte erst einzeln zu lesen (ca. 10 min) und dann zusammen zu erarbeiten, um letztendlich eine gemeinsame Argumentationsstruktur zu entwickeln. Diese Argumentationsstruktur soll auf Plakaten in geeigneter Weise veranschaulicht werden. Wichtig dabei ist, dass die Teilnehmenden auch bei abweichender persönlicher Meinung in erster Linie die Position der jeweiligen Texte vertreten sollen!

Diskussion (20 min) Nach Ablauf der Bearbeitungszeit werden die Gruppen neu gemischt, so dass sich auf jeden Fall alle vier verschiedenen Texte zusammengefunden haben. Dabei sollten nach Möglichkeit alle Gruppenmitglieder vorher in jeweils anderen Gruppen gewesen sein.

Wieder erhalten die Gruppen ihre schriftlichen Arbeitsanweisungen, nach denen sie die vorher gesammelten Argumente ausdiskutieren. Als Diskussionsgrundlage dienen die vier zuvor erstellten Plakate. Diese werden von den Durchführenden alle 5 min von Gruppe zu Gruppe weitergereicht. Somit hat am Ende der 20 min jede Gruppe die Möglichkeit gehabt alle vier Plakate für 5 min zu diskutieren. Die Plakate sollen in den Gruppendiskussionen als inhaltliche Impulsgeber verwendet werden.

Es ist in dieser Phase hilfreich, wenn mindestens eine Person der Bausteindurchführenden an jedem Gruppentisch sitzt um bei Bedarf die Gruppendiskussionen etwas zu moderieren und wenn nötig Impulse zu geben.

Selbstreflexion (5 min) Die Teilnehmer/-innen werden aufgefordert ihren ganz persönlichen Standpunkt auf einer Karteikarte schriftlich festzuhalten. Dabei geht es vor allem um die Frage: Wo würde ich für mich die Grenze ziehen? Woran orientiere ich mich? Diese Einschätzungen dienen grundsätzlich nur der Konkretisierung der persönlichen Position, müssen also niemandem gezeigt werden. Wer will kann damit natürlich auch im weiteren Verlauf seine Position beschreiben.
Argumentationsvorbereitung im Rahmen des Rollenspiels (15 min) Anhand der Faktenkarten (basierend auf den Wissensspeicher KomBiWi Rüstung/Konversion) und eigener Argumente werden innerhalb der Gruppen nun die notwendigen Argumente für die nachfolgende Fishbowldiskussion aufbereitet. Die Teilnehmer/-innen sollen innerhalb der 15 Minuten eine Strategie für ihre Standpunkt gemäß den Rollen ausarbeiten und damit versuchen die Entscheidung Rüstungsexport Ja / Nein zu beeinflussen.
"Polittalkdiskussion" (10 min) Die gruppenübergreifende Diskussion wird mittels der Fishbowldiskussionsmethode durchgeführt. Dabei orientiert sich die Diskussion an das Vorgehen einer Polittalkdiskussionen wie man sie aus Rundfunk oder TV kennt. Die durchführende Gruppe stellt dabei eine/n Moderator/-in um die Diskussion zu leiten und die Vertreter/-innen der Gruppen erhalten die Gelegenheit ihre Argumente gemäß der Rolle und ausgearbeiteten Strategie vorzustellen.
Auflösung, Abstimmung und Beratung (10 min) Gemäß den reellen Bedingungen soll sich nun die Gruppe der Koalitionspolitiker für eine kurze Beratung und Abstimmung zurückziehen und darüber entscheiden, ob der als Anlass dienende Rüstungsexport bewilligt werden soll oder nicht. Parallel dazu bereitet die Gruppe der Oppositionspolitiker eine absschließende Stellungnahme vor. Beides sollte nicht mehr als drei Minuten in Anspruch nehmen. Die Teilnehmer/-innen der Gruppen Angestellte und Aktivisten sollen in der Zeit ihre Selbstreflexion vorbereiten und dabei berücksichtigen, ob die Tätigkeit im entsprechenden Unternehmen für Sie selbst einen entscheidenden Einfluss haben würde.


Die Koalitions- und Oppositionspolitiker verkünden ihre Entscheidung und kommentieren kurz und knapp diese. Die Teilnehmer/-innen der beiden anderen Gruppen stimmen im Anschluss über die neue Zusammensetzung des künftigen Bundestages ab und kommentieren im Anschluss der Abstimmung zusammen mit dem Ergebnis der Selbstreflexion ihre Entscheidung.

Feedback (10 min) Kurzes Feedback in Form eines Blitzlichts.

Didaktische und methodische Hinweise

Die Gruppeneinteilung und der Gruppenwechsel zu Beginn des Bausteins lassen sich am besten über ein Markierungssystem erreichen: Die Tische sollten von vornherein in Vierergruppen angeordnet werden, auf jeden Tisch wird ein Tischkärtchen mit jeweils einem Buchstaben und einer Zahl positioniert. Die Zahlen stehen dabei für die erste Gruppenphase, die Buchstaben für die zweite. Dementsprechend sollten auch alle Arbeitstexte mit jeweils einem Buchstaben und einer Zahl versehen werden. Beispiel: Bei 16 Teilnehmenden ergeben sich vier Gruppen à vier Personen. Gruppe 1 und 2 bestehen jeweils aus Teilnehmenden mit Pro-Texten, Gruppe 3 und 4 mit Kontra- Texten. In jeder Gruppe sind beide Textvarianten von Pro bzw. Kontra zweimal vorhanden. In jeder Gruppe haben aber alle Gruppenmitglieder verschiedene Buchstaben, so dass in der zweiten Gruppenphase die Gruppen komplett neu zusammengestellt werden. Dabei sind die Buchstaben so verteilt, dass in der zweiten Phase in jeder Gruppe alle vier Textvarianten vertreten sind. Während der Erarbeitungs- und Diskussionsphase liegt es an den Durchführenden darauf zu achten, dass die Teilnehmenden die Zeit im Blick haben. Außerdem müssen sie auf eventuell aufkommende Fragen, insbesondere zum Verständnis der englischen Texte, direkt eingehen können. Die Teilnehmenden sollen insbesondere dazu ermuntert werden, persönliche Erfahrungen und Argumente in die Diskussion mit einfließen zu lassen.


Je nach Geschmack kann als kurze Einführung auch das Intro des Films „Lord of War“ mit Nicolas Cage gezeigt werden, welches auf sehr anschauliche / drastische Weise den direkten Zusammenhang zwischen Waffenproduktion und –verwendung illustriert. Zu beachten ist hier das Urheberrecht!

weiterführende Informationen / Weblinks

Allgemeine Informationen zur Rüstungsindustrie und Kriegsführung weltweit sind auf www.sipri.org zusammengestellt. Es erscheint Jährlich eine Kurzfassung des SIPRI Jahrbuchs in deutscher Sprache. Dieses enthält viele Zahlen und Fakten zum Thema.

Fachgebiete zum Thema

keines

Quellen / Einzelnachweise

Für die Pro Texte

Für die Kontra Texte

Anhang

Im Anhang befinden sich Texte die zur Erstellung der Pro und Kontra Texte beigetragen haben. Für die kontra Texte sind es zwei englische Essays über die ethischen Verhaltensweisen von Ingenieuren/innen in der Rüstungsindustrie, sowie ein Bericht der IG Metall über deutsche Heerestechnik. Außerdem angefügt sind die aktuelle Ausgabe des Sipri Jahrbuchs(2010), der vollständige Text aus dem Interview mit einem Mitarbeiter von Rheinmetall Defence, sowie die gewertete Top 100 Liste.


Außerdem sind die Arbeitsmaterialien(Pro Text, Kontra Text, Arbeitsanweisungen, Stellenangebote) zum Baustein im zugehörigem Ordner .

Kommentare / Hinweise / Anpassungen / Erfahrungsbericht

Kommentare und Hinweise bitte in Form. Neuste Beiträge an oberste Position:

Durchgeführt im Semester: <Semster>
Verfasser: <Name des Verfassers>
Textbeitrag: <Kommentar bzw. Hinweis>


Durchgeführt im Semester: WiSe 2013/2014 (TU Berlin)
Verfasser: Tim Jaap
Textbeitrag: Nach Durchführung des Bausteins erwies sich die Phase der Bearbeitung und Diskussion der Stellenbeschreibungen als weniger praktisch, da die Seminarteilnehmer/-innen gegen eine Tätigkeit im Rüstungssektor waren. Daher wurde dieser Abschnitt bei der Durchführung durch das Rollenspiel (Rüstungsexporte - Rollenspiel) ersetzt, um einerseits die Schwäche des Bausteins entgegen zu wirken und anderseits die Ergebnisse der KomBiWi besser einbinden zu können.