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− | Der Begriff der '''Verantwortung''' bezeichnet nach verbreiteter Auffassung die [[Attribution|Zuschreibung]] einer [[Pflicht]] zu einer handelnden [[Person]] oder Personengruppe ([[Subjekt (Philosophie)|Subjekt]]) gegenüber einer anderen Person oder Personengruppe ([[Objekt (Philosophie)|Objekt]]) aufgrund eines [[Soziale Norm|normativen]] Anspruchs, der durch eine [[Instanz (Recht)|Instanz]] eingefordert werden kann und vor dieser zu [[Begründung|rechtfertigen]] (zu beantworten) ist. Handlungen und ihre Folgen können je nach gesellschaftlicher Praxis und [[Axiologie (Philosophie)|Wertesystem]] für den Verantwortlichen zu [[Konsequenz]]en wie Lob und Tadel, Belohnung, [[Bestrafung]] oder Forderungen nach Ersatzleistungen führen. Die Beziehung ([[Relation]]) zwischen den beteiligten [[Akteur]]en knüpft am Ergebnis des [[Handeln]]s an.<ref>[[Otfried Höffe]]: ''Lexikon der Ethik.'' Beck, München 1986, S. 263.</ref><ref>[[Oswald Schwemmer]]. In: [[Jürgen Mittelstraß]] (Hrsg.): ''Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie.'' Vierbändige Enzyklopädie. Metzler, Stuttgart 1980–1996, Band 4, S. 499–501.</ref><ref>Eva Buddeberg: ''Verantwortung im Diskurs: Grundlinien einer rekonstruktiv-hermeneutischen Konzeption moralischer Verantwortung im Anschluss an Hans Jonas, Karl-Otto Apel und Emmanuel Lévinas.'' De Gruyter, Berlin 2011, S. 11–46.</ref>
| + | [[Datei:Karl Mannheim 1893-1947.png|200px|rechts| mini | Karl Mannheim]] |
| + | '''Karl Mannheim''' (* 27. März 1893 in Budapest; † 9. Januar 1947 in London) war ein Soziologe und Philosoph Österreich-Ungarn|österreichisch-ungarischer Herkunft, Juden|jüdischer Religion, Deutsches Reich|deutscher und Großbritannien und Nordirland|britischer Staatsbürgerschaft und Kosmopolitismus|kosmopolitischer Gesinnung. |
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− | Die der Verantwortung zugrunde liegenden gesellschaftlichen Normen können einen [[recht]]lichen, [[Religion|religiösen]], [[Weltanschauung|weltanschaulichen]] oder [[moral]]ischen Ursprung haben. Die Verantwortung kann aber auch auf einem selbst gewählten [[Ideal (Philosophie)|Ideal]] als einer nur individuell gültigen Norm beruhen. Allerdings ist auch in diesem Fall der Anspruch an Wirkungen gegenüber anderen Personen oder Institutionen gebunden. Denn nur unter Einbeziehung der [[Mitwelt]] ergibt der Begriff der Verantwortung einen [[Sinn (Semantik)|Sinn]].<ref>Peter Prechtl (Hrsg.): ''Metzler Philosophie-Lexikon.'' 2. Auflage. Metzler, Stuttgart 2007, Lemma ''Verantwortung.''</ref> In jedem Fall setzt die Zuschreibung von Verantwortung die Annahme einer [[Handlungsfreiheit]] und eines wirksamen Einflusses des Handelnden auf das Handlungsergebnis voraus. Ob und in welchem Maß eine solche Selbstbestimmung gegeben ist, ist umstritten und wird in der [[Philosophie des Geistes]] kritisch diskutiert. Indem Verantwortung Rechtfertigung herausfordert, ist sie an das Vorbringen von [[Begründung]]en und die [[Vernunft]] der Beteiligten gebunden.<ref>Julian Nida-Rümelin: ''Verantwortung.'' Reclam, Stuttgart 2011, S. 17.</ref> Durch ihre Orientierung an Normen und Wertungen ist Verantwortung auch ein [[Ethik|ethisches]] Thema.
| + | == Header 2 - H2 - Leben == |
| + | Mannheim studierte Philosophie und Soziologie in Budapest, Freiburg im Breisgau|Freiburg, Berlin (wo er 1914 Georg Simmel hörte), Paris und Heidelberg. Zusammen mit Arnold Hauser und Erwin Szabó ist Mannheim der Begründer der Budapester Freien Schule für Geisteswissenschaften, an der auch Lukács Vorlesungen stattfinden ließ.<ref>Fritz J. Raddatz|Raddatz, Fritz J.: Lukács, Reinbek bei Hamburg 1972, S. 37.</ref> Im Jahr 1918 promovierte er zum Dr. phil. Ein Jahr später <!--1919--> kehrte er seiner Heimat Königreich Ungarn|Ungarn den Rücken und Emigration|emigrierte in der Folge nach Weimarer Republik|Deutschland. Von 1922 bis 1925 habilitierte er sich bei dem Kultursoziologen Alfred Weber, dem Bruder Max Webers, wurde 1926 Privatdozent in Heidelberg und durch die Initiative von Adolf Grimme 1930 ordentlicher Professor für Soziologie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität|Universität Frankfurt,<ref>{{Webarchiv | url=http://www.ifs.uni-frankfurt.de/institut/geschichte3.htm | wayback=20120524140304 | text=Geschichte des Instituts für Sozialforschung 3 Die Vorkriegszeit in Frankfurt}} In: ''ifs.uni-frankfurt.de''</ref> wo ihm Norbert Elias als Assistent zur Seite stand. 1933 wurde Mannheim auf Grund seiner jüdischen Abstammung entlassen und musste nach England emigrieren, wobei ihn seine Sekretärin Greta Kuckhoff|Greta Lorke unterstützte.<ref>Greta Kuckhoff: ''Vom Rosenkranz zur Roten Kapelle. Ein Lebensbericht'', Neues Leben, Berlin 1976</ref> Dort wurde er durch Vermittlung von Harold Laski und Morris Ginsberg Dozent für Soziologie an der ''London School of Economics and Political Science'' und später ''Professor of Education'' an der Universität London. Mannheim war mit der Psychoanalytikerin Julia Lang (1893–1955)<ref>Éva Karádi, Erzsébet Vezér [Hrsg.]: ''Georg Lukács, Karl Mannheim und der Sonntagskreis'', Frankfurt am Main : Sendler 1985, S. 314</ref> verheiratet. <code>Insgesamt ist die Schrift zwei Punkte zu groß, da die load.php etwas völlig anderes reinläd als im CSS vorgegeben - das betrifft auch ulo, ol, siehe custom-bootstrap.css - So ich habe das jetzt mal so gelöst, dass ich die Font-Size 15px einfach überschreiben lasse - was ja bei CSS auch der richtige Weg ist - aber wo kommen die her?</code> |
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− | Wenn einer Person die Verantwortung für eine bestimmte Aufgabe oder dauerhafte Aufgabenstellung zugewiesen ist, dann wird von Verantwortlichkeit gesprochen. Während die Grundrelation des Konzepts der Verantwortung – jemand ist verantwortlich für etwas vor jemandem – wenig umstritten ist, besteht über die Ausgestaltung der einzelnen Dimensionen des Begriffs eine Vielzahl von Meinungen.<ref>[[Elisabeth Ströker]]: ''Ich und die anderen. Die Frage der Mitverantwortung.'' Klostermann, Frankfurt 1984, S. 10.</ref> Je nach Anwendungsbereich (etwa in Politik, Ökonomie, Recht, Psychologie) wird dem Begriff ein besonderer Inhalt zugewiesen. Dies gilt sowohl für den Umfang der Zuständigkeit als auch für die Gültigkeit der Normen, aufgrund derer Verantwortung zugeschrieben wird.
| + | === Header H3 <code>Hier ist auch der Font Size Bug Aktiv</code> === |
| + | Oh sure! Blame the wizards! Hey, you add a one and two zeros to that or we walk! Oh, how I wish I could believe or understand that! There's only one reasonable course of action now: kill Flexo! Quite possible. We live long and are celebrated poopers. Ah, the 'Breakfast Club' soundtrack! I can't wait til I'm old enough to feel ways about stuff! |
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− | [[Datei:Verantwortung.jpg|miniatur|450px|„Der Begriff ‚Verantwortung‘ erweist sich als eine mindestens dreistellige Relation, die Verantwortungs''subjekt'', Verantwortungs''bereich'' und Verantwortungs''instanz'' verknüpft. Nun haben sich alle drei − Instanz, Bereich und Subjekt − in der Geschichte der neuzeitlichen [[Säkularisierung]] entscheidend verändert: An die Stelle Gottes als Verantwortungsinstanz tritt die Gesamtheit aller vernünftigen Wesen in Gegenwart und Zukunft und ggf. auch die außermenschliche Natur, der Verantwortungsbereich wird um die Menge aller neuen Technologien erweitert, zumal jene, bei denen eine grundsätzliche Nichtvorhersehbarkeit ihrer Folgen dem Menschen bewußt ist, was eng mit der grundsätzlichen Veränderung des Verantwortungssubjekts zusammenhängt, das ganz offenkundig sowohl seine Begrenzung auf das Individuum als auch seine Einschränkung auf jene Handlungen, für die es selbst in bewußtem Sinne steuernd verantwortlich war, aufgeben muß.“<ref>[[Walther Christoph Zimmerli]]: ''Wandelt sich Verantwortung mit technischem Wandel?'' In: Hans Lenk, Günter Rophl (Hrsg.): ''Technik und Ethik.'' 2. Auflage. Reclam, Stuttgart 1993, S. 92–111, S. 105.</ref>]]
| + | === A Fishful of Dollars === |
| + | For one beautiful night I knew what it was like to be a grandmother. Subjugated, yet honored. I decline the title of Iron Cook and accept the lesser title of Zinc Saucier, which I just made up. Uhh… also, comes with double prize money. I've got to find a way to escape the horrible ravages of youth. Suddenly, I'm going to the bathroom like clockwork, every three hours. And those jerks at Social Security stopped sending me checks. Now 'I'' have to pay ''them'! Fry, we have a crate to deliver. |
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− | == Etymologie ==
| + | Maybe I love you so much I love you no matter who you are pretending to be. The alien mothership is in orbit here. If we can hit that bullseye, the rest of the dominoes will fall like a house of cards. Checkmate. I didn't ask for a completely reasonable excuse! I asked you to get busy! |
− | Das Wort ''Verantwortung'' ist eine Substantivbildung aus dem Verb ''verantworten''. Das Verb bedeutet zunächst allgemein ''antworten'', dann im Besonderen ''vor Gericht antworten, eine Frage beantworten'' und schließlich ''für etwas einstehen, etwas vertreten''. Im [[Diathese (Linguistik)|reflexiven]] Sinn hat es im letzten Fall die Bedeutung ''sich rechtfertigen.''<ref>''verantworten.'' In: ''Duden: Das Herkunftswörterbuch. Etymologie der deutschen Sprache.'' Mannheim 2007.</ref>
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− | Seinen spezifischen Charakter hat das Verb ''ver-antworten'' durch eine [[Derivation (Linguistik)|Derivation]] erhalten, wobei das [[Präfix]] ''ver...'' eine eigene etymologische Geschichte hat.<ref>Duden: ''Das Herkunftswörterbuch. Etymologie der deutschen Sprache.'' Mannheim 2007, Lemma verantworten.</ref> Das Wort ''verantworten'' ist im 12. Jahrhundert und das Substantiv ''Verantwortung'' erst im 15. Jahrhundert nachzuweisen.<ref>[[Brüder Grimm|Jacob Grimm, Wilhelm Grimm]]:''Deutsches Wörterbuch.'' Band 12, 1, Leipzig 1956, Sp. 79–82.</ref>
| + | {{Blockquote}} |
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− | Das Verb ''verantworten'' entstammt dem [[mittelhochdeutsch]] ''verantwürten'' mit der ursprünglichen Bedeutung ''sich als Angeklagter vor Gericht verteidigen''.<ref>{{Literatur|Autor=Friedrich Kluge
| + | == Wissenschaftliches Werk == |
− | |Titel=Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache
| + | Beeinflusst insbesondere von Georg Lukács, Oszkár Jászi, Wilhelm Dilthey, Georg Simmel, Max Scheler, Max Weber<ref>"Manche Gedanken von Mannheim lassen sich für eine Explikation der Weberschen Werttheorie benutzen. Dies ist nicht zufällig, wenn man bedenkt, daß auch Mannheim von der Heinrich Rickert (Philosoph)|Rickert-Emil Lask|Laskschen Philosophie und einer Kritik daran seinen Ausgang nahm." (Wolfgang Schluchter: ''Die Entstehung des modernen Rationalismus. Eine Analyse von Max Webers Entwicklungsgeschichte des Okzidents''. 1. Aufl. Frankfurt am Main 1988. ISBN 3-518-28947-0. S. 87, Anm. 39.)</ref> und Alfred Weber, gelangte Mannheim von einer philosophischen Analyse der Erkenntnistheorie zur Entwicklung der Wissenssoziologie. So hob er hervor, dass menschliches Denken und Erkennen nicht in rein Theorie|theoretischem Rahmen ablaufen, sondern von Gesellschaft (Soziologie)|gesellschaftlichen und Geschichte|geschichtlichen Lebenszusammenhängen geprägt werden (Lebensphilosophie). Daraus entwickelte er den epistemischen Relationismus, der konstatiert, dass Weltsichten sich je nach Position in der Gesellschaft ändern, und überwand damit das substanzialistische Denken<ref>vgl. Reinhard Blomert, "Intellektuelle im Aufbruch. Karl Mannheim, Alfred Weber, Norbert Elias und die Heidelberger Sozialwissenschaften der Zwischenkriegszeit", Hanser Vlg. München 1999, S. 192,ff</ref>. "Ideologien" bedeuten nichts anderes als die Verabsolutierung von partikulären Weltsichten, die von Parteien immer wieder benutzt und auch missbraucht werden ("Ideologieverdacht"). Mit der Konzeption des „totalen Ideologiebegriffs“ nahm Mannheim eine radikale wissenssoziologische Position ein, die Relativismus|relativistisch argumentierte und von Gegnern als Nihilismus|nihilistisch bezeichnet wurde. Er selbst bezeichnet seinen Ansatz dagegen als "Dynamischen Relationismus". Im Gegensatz zu Karl Marx postulierte Mannheim einen „Ideologie“-Begriff, der jedes Denken, auch das eigene, als ideologisch, nämlich notwendig perspektivisch betrachtete. Er hat dies detailliert v. a. für das Konservatismus|konservative, das Liberalismus|liberale und das Sozialismus|sozialistische Denken gezeigt. |
− | |Verlag=De Gruyter
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− | |Ort=Berlin
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− | |Jahr=1999 | + | |
− | |Auflage=23. | + | |
− | |ISBN=3-11-016392-6
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− | |Kommentar=Bearb. von Elmar Seebold}}</ref>
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− | Sein Vorkommen wird als Übersetzung des lateinischen ''respondere'' „antworten, Antwort geben“ aus der [[Römisches Recht|römischen Rechtssprache]] gesehen, das unmittelbar Eingang in das Englische (''responsibility'') gefunden hat.
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− | == Eigenschaften ==
| + | # ''Die Strukturanalyse der Erkenntnistheorie''. Berlin 1922. |
− | === Zum Begriff der Verantwortung ===
| + | # ''Ideologie und Utopie''. Bonn 1929 (spätere Auflagen erschienen in Frankfurt am Main). |
− | In der [[Antike]] und im [[Mittelalter]] wurden Fragen der Verantwortlichkeit unter den Begriffen [[Schuld (Strafrecht)|Schuld]] und [[Zurechnung]] ([[Imputation (Ethik)|Imputation]]) behandelt.<ref>Jann Holl (Red.): ''Verantwortung.'' In: ''[[HWPh]].'' Band 11, Basel 2001, S. 566.</ref> Die erste [[Monographie]] zur Verantwortung verfasste 1884 der Franzose [[Lucien Lévy-Bruhl]]: ''L'idee de responsabilité''. Eine Bedeutung in der philosophisch-moralischen Diskussion erlangte der Begriff erst im 20. Jahrhundert, und zu einem ethischen Schlüsselbegriff wurde er nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]].<ref>Kurt Bayertz: ''Eine kurze Geschichte der Verantwortung.'' In: Kurt Bayertz (Hrsg.): ''Verantwortung: Prinzip oder Problem.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1995, S. 3.</ref>
| + | ## ''Ideologie und Utopie''. Bonn 1929 (spätere Auflagen erschienen in Frankfurt am Main). |
| + | ## ''Ideologie und Utopie''. Bonn 1929 (spätere Auflagen erschienen in Frankfurt am Main). |
| + | # ''Die Gegenwartsaufgaben der Soziologie''. Tübingen 1932. |
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− | Verantwortung ist ein Begriff der Möglichkeit. Notwendigkeit ist unabweisbar, Unmöglichkeit nicht erfüllbar. Unabweisbares und Unmögliches sind der menschlichen Entscheidung entzogen und damit nicht Gegenstand der Verantwortung. Verantwortung kann eine zukunftsorientierte oder eine vergangenheitsorientierte Bedeutung haben. Prospektiv ist die Verpflichtung, einen bestimmten Handlungserfolg herzustellen oder die Anforderungen an eine bestimmte [[Aufgabe (Pflicht)|Aufgabe]] oder [[Soziale Rolle|Rolle]] einzulösen, wie z. B. die [[Überparteilichkeit|Neutralität]] eines Schiedsrichters im Sport oder der Lernerfolg des Schülers durch einen Lehrer. Der Verantwortliche entwickelt ein ''Verantwortungsgefühl'' und ''übernimmt die Verantwortung'' für eine absehbare Zukunft. Retrospektiv wird festgestellt, wer für das Ergebnis einer Handlung verantwortlich ist. Der Erfinder erhält einen Anspruch auf ein Patent, Verstöße gegen Normen können bestraft werden. Retrospektiv kann man jemanden nur zur Verantwortung ziehen, wenn er bereits vor dem zu verantwortenden Ereignis, also prospektiv, in der Verantwortung gestanden hat. Insofern sind Zukunft und Vergangenheit nur zwei Seiten derselben Frage,<ref>Günter Banzhaf: Philosophie der Verantwortung: Entwürfe - Entwicklungen - Perspektiven. Winter, Heidelberg 2002, S. 14.</ref> wie der Mensch richtig handeln sollte. Verantwortung ist somit eine Grundkategorie der praktischen Philosophie, weil sie bei jeder Form des Handelns in Betracht zu ziehen ist und die Lebenspraxis in den Fokus stellt.<ref>[[Helmut Fahrenbach]]: ''Ein programmatischer Aufriß der Problemlage und systematischen Ansatzmöglichkeiten praktischer Philosophie.'' In: [[Manfred Riedel]] (Hrsg.): ''Rehabilitierung der praktischen Philosophie.'' Band 1, Alber, Freiburg 1972, S. 44.</ref> Verantwortung ist das tragende Netzwerk menschlicher Praxis,<ref>Günter Banzhaf: ''Philosophie der Verantwortung: Entwürfe - Entwicklungen - Perspektiven.'' Winter, Heidelberg 2002, S. 180–181.</ref> denn wenn [[das Gute]] im Handeln in Frage gestellt ist, ist auch die Verantwortung in Frage gestellt. Wenn jemand grundsätzlich ablehnt, Wertmaßstäbe für sich gelten zu lassen, wird er auch ebenso die Zurechnung von Verantwortung nicht akzeptieren. Nach [[Karl-Otto Apel]] ist Verantwortung eine soziale [[Institution]] zur Kompensation von Gleichgewichtsstörungen.<ref>Karl-Otto Apel: ''Das Apriori der Kommunikationsgemeinschaft und die Grundlagen der Ethik: Zum Problem einer rationalen Begründung der Ethik im Zeitalter der Wissenschaft.'' In: ''Transformation der Philosophie.'' Band 2, Suhrkamp, Frankfurt 1973, S. 360; Ähnlich: [[Wolfgang Kersting]]: ''Vorwort.'' In: Ludger Heidbrink: ''Kritik der Verantwortung. Zu den Grenzen verantwortlichen Handelns in komplexen Kontexten.'' Velbrück, Weilerstwist 2003, S. 10.</ref> Die Kategorie der Verantwortung dient der Regulierung sozialer Verhaltensweisen und damit der Verbesserung des gemeinsamen Lebens.<ref>Günter Ropohl: ''Neue Wege, die Technik zu verantworten.'' In: [[Hans Lenk (Philosoph)|Hans Lenk]], Günter Ropohl (Hrsg.): ''Technik und Ethik.'' 2. Auflage. Stuttgart, S. 157.</ref>
| + | Mannheim beschäftigte sich mit politischen Krisenerscheinungen in der Demokratie|Massendemokratie. Im Gegensatz zur einseitig geleiteten Gesinnung und zur Laissez faire|''laisser-faire''-liberalistischen Demokratie, welche die Gefahr des Umschlagens in eine Totalitarismus|totalitäre Diktatur einschließe, empfahl Mannheim als dritten Weg die „geplante Demokratie“ mit einer „Planung für Freiheit“, wobei Planung „als rationale Beherrschung der irrationalen Kräfte“ verstanden wird. Die Gesellschaft der „geplanten Freiheit“ setzt die Umformung des Menschen voraus. Karl Mannheim, der den Religiöser Sozialismus|religiösen Sozialisten um Paul Tillich und der christlichen Gruppe ''Moot'' um T. S. Eliot nahestand, betont, dass dafür eine Zusammenarbeit von Soziologen und Theologie|Theologen von Bedeutung ist. |
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− | Verantwortung kann durch gesellschaftliche Forderungen wie [[Gesetz]]e, religiöse [[Gebot (Ethik)|Gebote]] oder moralische Normen auferlegt sein. Verantwortung kann aber auch freiwillig entstehen, indem jemand eine Aufgabe übernimmt, z.B. ehrenamtlich tätig wird. Sachliche Verantwortung freiwilliger Natur entsteht auch durch die Einhaltung von [[Versprechen]], seien diese mündlich gegeben, durch einen Vertrag, durch Bürgschaften o.ä. Hierin eingeschlossen ist die (soziale) Verantwortung gegenüber unverschuldet in Notlagen geratene Menschen. Auch im Fall einer [[Selbstverpflichtung]] ist es üblich, dass sich der Betreffende für die Erfüllung der übernommenen Aufgabe rechtfertigen muss. In jedem Fall dient ihm sein [[Gewissen]] als Instanz der Rechtfertigung, wobei die Normen, denen das Gewissen folgt und deren Entstehung auf verschiedene Weise erklärt werden können. Die Fähigkeit, sich zu rechtfertigen, setzt Sprache voraus. So wird die [[Kategorie (Philosophie)|Kategorie]] der Verantwortung zu einem anthropologischen Merkmal des Menschens: Er ist ein „verantwortungsfähiges Wesen.“<ref>Heinrich Henkel: ''Einführung in die Rechtsphilosophie.'' 2. Auflage. Beck, München 1977, S. 268.</ref> Verantwortung ist [[Dialog|dialogisch]] und setzt einen Weltbezug voraus. „Die volle Erfahrung der Verantwortung fordert also die beiden Grundbeziehungen: Verantwortung für sein eigenes Handeln und Verantwortung für die Welt konkret zu vereinigen. Ja, in dieser konkreten Vereinigung besteht die eigentliche Praxis der Verantwortung.“<ref>Johannes Schwartländer: Verantwortung. In: Hermann Krings, Hans Michael Baumgartner, Christoph Wild (Hrsg.): Handbuch philosophischer Grundbegriffe. Kösel, München 1974, S. 1582.</ref>
| + | Seine Bearbeitung von Alfred Webers Begriff der „Freischwebende Intelligenz|freischwebenden Intelligenz“ gehört zu Mannheims einflussreicher Soziologie der Intelligenz. Ebenso gilt er als Pionier der Jugendsoziologie; in seinem Text „Das Problem der Generationen“ prägte er den „Generations“-Begriff neu, um damit Kohorte (Sozialwissenschaft)|Kohorten (Geburtsjahrgänge) zusammenzufassen, die ein einschneidendes Jugenderlebnis (z. B. den Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg) geteilt haben, und so künftige soziale Herausforderungen („Lebenszusammenhänge“) ähnlich verstehen, aber keineswegs ähnliche soziale Antworten geben würden ("konjunktiver Erfahrungsraum"). |
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− | Verantwortung kann bei einzelnen Personen, Personengruppen − zum Beispiel beim Löschzug der Feuerwehr − oder einer Gesellschaft in ihrer Gesamtheit liegen. Verantwortung kann eingeschränkt sein, wenn Handlungen aufgrund von Anweisungen erfolgen. Für die übertragene Verantwortung bleibt jedoch eine Mitverantwortung bestehen, die sich auch auf das Gelingen einer geteilten ganzheitlichen Verantwortung erstreckt. Ein Träger von Verantwortung muss in der Lage sein, das Konzept der Verantwortung zu verstehen und sich ihm zu unterwerfen. Der Träger muss die Anforderungen an seine Verantwortung kennen, beherrschen und die Handlungsfolgen beurteilen können. Er benötigt Erfahrung und Kompetenz.<ref>Günter Banzhaf: ''Philosophie der Verantwortung: Entwürfe - Entwicklungen - Perspektiven.'' Winter, Heidelberg 2002, S. 159.</ref> Im Fall von [[Institution]]en, die in modernen Gesellschaften zunehmend an Bedeutung gewinnen, nehmen diese die sie repräsentierenden Personen und [[Gremium|Gremien]] [[Kooperation|kooperativ]] wahr. Der sachliche Bereich der Verantwortung erstreckt sich auf das, was der Träger beeinflussen kann, was auch das Handeln anderer Personen einschließt, die dem Einfluss des Trägers unterliegen. Der Träger hat gegenüber dem Objekt Macht, die auf Strukturen oder einer freiwilligen Übertragung beruhen kann, wie zum Beispiel der Kapitän einer Fähre. Die Macht kann sich auch in Sorge und Fürsorge wie bei Eltern eines Kindes ausdrücken.<ref>Christian Müller: ''Verantwortungsethik.'' In: [[Annemarie Pieper]] (Hrsg.): ''Geschichte der neueren Ethik.'' 2, Francke (UTB), Tübingen, Basel 1992, S. 107.</ref> Die Art und der Grad der Verantwortung ist durch die Vielzahl der unterschiedlichen gesellschaftlichen Rollen und Tätigkeitsfelder bestimmt. Entsprechend ist der Begriff der Verantwortung jeweils in Hinblick auf die konkrete [[Konstellation]] zu füllen. Es wird beurteilt, wie jemand seine Verantwortung wahrnimmt. Die Rede von „Verantwortung wahrnehmen“ enthält zwei Bedeutungsaspekte: Zum einen muss jemand erkennen, wie und in welchem Umfang ihm Verantwortung zukommt. Zum anderen muss er entsprechend seiner Einsicht, seiner Wahrnehmung, auch handeln, um seine Verantwortung wahrzunehmen.<ref>Günter Banzhaf: ''Philosophie der Verantwortung: Entwürfe - Entwicklungen - Perspektiven.'' Winter, Heidelberg 2002, S. 145–148.</ref>
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| + | Seine Bearbeitung von Alfred Webers Begriff der „Freischwebende Intelligenz|freischwebenden Intelligenz“ gehört zu Mannheims einflussreicher Soziologie der Intelligenz. |
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− | [[Georg Picht]] verweist darauf, dass der Begriff der Verantwortung einen Überschuss gegenüber dem der [[Haftung (Recht)|Haftung]] hat. Haftung bedeutet, dass man für seine Pflicht auch gezwungener Maßen in [[Regress (Recht)|Regress]] genommen werden kann. Wenn hingegen jemand eine Verantwortung für eine Person oder eine Aufgabe hat, ist seine Pflicht zur [[Fürsorge]] unabgegrenzt und umfassend. Insofern kann Verantwortung nicht auf eine juristische Ebene beschränkt werden. Der Begriff enthält auch immer eine moralische [[Konnotation]].<ref>Georg Picht: ''Der Begriff der Verantwortung.'' In: ders.: ''Wahrheit, Vernunft, Verantwortung. Philosophische Studien.'' Klett-Cotta, Stuttgart 1969 / 2004, S. 320.</ref> Wer Verantwortung trägt, kann sich nicht alleine auf formale Vorschriften berufen, er muss auch den Geist der Aufgabe erfassen und erfüllen. In diesem Sinn erstreckt sich Verantwortung auch auf Haltungen und Einstellungen.<ref>[[Julian Nida-Rümelin]]: ''Verantwortung.'' Reclam, Stuttgart 2011, S. 5.</ref> Während die Pflicht auf einen einseitigen Anspruch, eine hierarchische Beziehung, begrenzt ist, beruht Verantwortung auf einer Einstellung, die Gegenseitigkeit beinhaltet.<ref>Johannes Schwartländer: ''Verantwortung.'' In: [[Hermann Krings]], [[Hans Michael Baumgartner]], Christoph Wild (Hrsg.): ''Handbuch philosophischer Grundbegriffe.'' Kösel, München 1974, S. 1578.</ref> Verantwortung bedarf des Einverständnisses des Trägers, diese zu übernehmen. Wenn reiner Zwang besteht, kann man nur von Pflicht reden. Allerdings besteht zwischen der Instanz der Rechtfertigung und dem Träger der Verantwortung eine [[Asymmetrie]] dahingehend, dass die Instanz nicht infrage gestellt ist.<ref>Christian Müller: ''Verantwortungsethik.'' In: [[Annemarie Pieper]] (Hrsg.): ''Geschichte der neueren Ethik.'' Band 2, Francke (UTB), Tübingen/ Basel 1992, S. 105.</ref> Der Verantwortliche ist der Instanz, ob gezwungen oder freiwillig, möglicherweise auf „Gedeih und Verderb“ unterworfen.<ref>Wilhelm Weischedel: ''Das Wesen der Verantwortung.'' 1933. (Nachdruck: Klostermann, Frankfurt 1972, S. 38)</ref>
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− | Bei [[Kurt Bayertz]] findet sich der Hinweis, dass es aus Sicht des Opfers bei Verletzung der Verantwortung in Hinblick auf die Folgen unerheblich ist, ob das Handlungsergebnis mit Absicht herbeigeführt wurde. Die Folgen sind unabhängig von der [[Motivation]]. Für das handelnde Subjekt und die Frage der schuldhaften Verursachung, also auch bezogen auf die Bewertung der Verantwortung durch das Opfer, stellt sich das nach Bayertz ganz anders dar. „Wird die innere Verfassung des Handlungssubjekts in die Betrachtung einbezogen, so kann sich ein Verantwortungskonzept ausbilden, für das kausale Urheberschaft zwar eine notwendige, nicht aber hinreichende Bedingung der Verantwortung ist.“<ref>Kurt Bayertz: ''Eine kurze Geschichte der Herkunft der Verantwortung.'' In: ders.: ''Verantwortung. Prinzip oder Problem?'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1995, S. 8.</ref> Es sind [[Tragik|tragische]] Fälle denkbar, in denen jemand sich bemüht, seiner Verantwortung nachzukommen, aber an den Umständen scheitert. Klassische Fälle sind die Folgen von [[Naturkatastrophe]]n.
| + | Von besonderer Bedeutung für eine „praxeologische Wissenssoziologie“ (Bohnsack 2007, 2008) und die in diesem Kontext entwickelte dokumentarische Methode wurde die Mannheim’sche Differenzierung zwischen kommunikativem und konjunktivem Wissen.<ref>Vgl. Mannheim 1980, S. 155 ff.</ref> Letzteres versteht Mannheim als atheoretisches und implizites Erfahrungswissen, das (anders als das Explizit|explizierbare und reflexiv verfügbare Kommunikation|kommunikative Wissen im Sinne des Common Sense) die tägliche Alltagspraxis weitgehend unbemerkt anleitet (im Sinne des später von Pierre Bourdieu|Bourdieu entwickelten Habitus). Die dokumentarische Methode widmet sich - als Fortentwicklung der Wissenssoziologie Mannheims - der Erforschung dieser Form eines impliziten Wissens. |
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− | Mit dem Begriff der Verantwortung sind die beiden Adjektive ''verantwortlich'' und ''verantwortungsvoll'' verbunden. Beide haben ein leicht voneinander abweichendes Bedeutungsfeld. Verantwortlich hat einen stärker kausalen Charakter, in dem das Verursachen und die daraus folgende Haftung besonders betont sind. Zudem kann man den Begriff auch auf Sachverhalte beziehen, wie etwa ein Erdbeben für einstürzende Gebäude oder ein Virus für die Ausbreitung einer [[Epidemie]] als verantwortlich bezeichnet werden können.<ref>Reiner Wimmer: ''Verantwortung.'' In: Petra Kolmer, Armin G. Wildfeuer (Hrsg.): ''Neues Handbuch philosophischer Grundbegriffe.'' Alber, Freiburg 2011, S. 2309.</ref> Verantwortliches Handeln beinhaltet Umsicht und Überlegung. Dabei bemüht sich der Verantwortliche um sachgerechtes Handeln, in dem die Interessen und Bedürfnisse der Beteiligten angemessen berücksichtigt werden.<ref>Günter Banzhaf: ''Philosophie der Verantwortung: Entwürfe - Entwicklungen - Perspektiven.'' Winter, Heidelberg 2002, S. 162.</ref> Der Ausdruck ''verantwortungsvoll'' enthält hingegen das Element des Höherwertigen oder eines besonderen Schwierigkeitsgrades einer Verantwortung, die übertragen wird, oder eine Würdigung einer besonderen [[Achtsamkeit]], mit der eine Verantwortung wahrgenommen wurde. Der Träger einer verantwortungsvollen Aufgabe benötigt besondere Kompetenzen zu ihrer Erfüllung. Verantwortungsvoll ist eine Aufgabe auch, wenn sich bei einer Nichterfüllung besonders schwerwiegende negative Handlungsfolgen ergeben. In solchen Fällen kann jemand, der eine Verantwortung trägt, dies auch als [[Bürde]] empfinden.<ref>[[Knud Ejler Løgstrup|Knud E. Løgstrup]]: ''Verantwortung.'' In: ''[[Religion in Geschichte und Gegenwart]].'' Bd. VI, Tübingen 1962, Sp. 1255.</ref>
| + | == You can see how I lived before I met you. == |
| + | Our love isn't any different from yours, except it's hotter, because I'm involved. There's one way and only one way to determine if an animal is intelligent. Dissect its brain! For example, if you killed your grandfather, you'd cease to exist! I've got to find a way to escape the horrible ravages of youth. Suddenly, I'm going to the bathroom like clockwork, every three hours. And those jerks at Social Security stopped sending me checks. Now 'I'' have to pay ''them'! Oh God, what have I done? Belligerent and numerous. |
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− | Der Begriff der [[Schuld (Ethik)|Schuld]] deckt nur einen Teil des Begriffsfeldes von Verantwortung ab. Zum einen ist er rein retrospektiv auf bereits eingetretene Handlungsergebnisse bezogen. Zum anderen setzt er einen feststellbaren Verstoß gegen bestehende Normen voraus, die einzuhalten jemand die Verantwortung hatte. Schuld tritt erst ein, wenn jemand seiner Verantwortung nicht nachgekommen ist, obwohl er anders hätte handeln können. Dann kann die Rechtfertigung des Handelns nicht mehr gelingen. Juristisch wird zusätzlich noch ein [[Fahrlässigkeit|fahrlässiges]] oder [[Vorsatz (Psychologie)|vorsätzliches]] Handeln gefordert, damit der Tatbestand der Schuld zutrifft. Im moralischen Sinn wird ein Verstoß als ''verantwortungslos'' bezeichnet, wenn jemand sich um seine Verantwortung nicht angemessen gekümmert hat. Damit ist dann häufig eine Abwertung der Person verbunden. Noch stärker ist der Vorwurf des unverantwortlichen Handelns, der einen bewussten Verstoß, zumindest ein bewusstes In-Kauf-Nehmen der Handlungsfolgen, und einen erheblichen Schaden beinhaltet. [[Hans Jonas]] spricht von einem „Akt positiven Leichtsinns“.<ref>Hans Jonas: ''Das Prinzip Verantwortung. Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation.'' Suhrkamp, Frankfurt 1979, Neuauflage 1984, S. 400.</ref>
| + | <blockquote class="blockquote-reverse"> |
| + | Now, now. Perfectly symmetrical violence never solved anything. Why am I sticky and naked? Did I miss something fun? Are you crazy? I can't swallow that. I was having the most wonderful dream. Except you were there, and you were there, and you were there! |
| + | <html><footer>Someone famous from <cite title="Source Title">Futurama</cite></footer></html> |
| + | </blockquote> |
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− | Als [[Verantwortungsdiffusion]] wird ein Zustand bezeichnet, bei dem die Zuordnung der Verantwortlichkeit auf einen Verantwortungsträger vermieden wird, indem alle dafür in Frage kommenden Personen der Verantwortung ausweichen. Das aus der Physik entlehnte Wort [[Diffusion]] deutet an, dass dieses Vermeiden wiederum nicht gesteuert erfolgt, sondern in [[Selbstähnlichkeit|selbstähnlicher]] Weise ungeregelt ist.
| + | Son, as your lawyer, I declare y'all are in a 12-piece bucket o' trouble. But I done struck you a deal: Five hours of community service cleanin' up that ol' mess you caused. Good news, everyone! There's a report on TV with some very bad news! Why am I sticky and naked? Did I miss something fun? Maybe I love you so much I love you no matter who you are pretending to be. Maybe I love you so much I love you no matter who you are pretending to be. Fetal stemcells, aren't those controversial? |
| | | |
− | === Arten der Verantwortung ===
| + | I found what I need. And it's not friends, it's things. I had more, but you go ahead. I guess if you want children beaten, you have to do it yourself. Is today's hectic lifestyle making you tense and impatient? And I'd do it again! And perhaps a third time! But that would be it. |
− | {| class="wikitable float-right"
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− | |+'''Morphologische Matrix der Verantwortungstypen nach Ropohl 1994'''<ref>Günter Ropohl: ''Das Risiko im Prinzip Verantwortung.'' In: ''Ethik und Sozialwissenschaften.'' 5 (1994), S. 109–120, zitiert nach Micha H. Werner: ''Diskursethik als Maximenethik: Von der Prinzipienbegründung zur Handlungsorientierung.'' Königshausen & Neumann, Würzburg 2003, S. 30.</ref>
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− | Je nach Anwendungsbereich sind von verschiedenen Autoren Strukturmerkmale entworfen worden, die einer tieferen Begriffsanalyse dienen. So gliedert [[Wilhelm Weischedel]] in soziale, religiöse sowie Selbstverantwortung.<ref>Die Dissertation von Wilhelm Weischedel: ''Das Wesen der Verantwortung.'' bei [[Martin Heidegger]] verfasst, aus dem Jahr 1933 (Nachdruck Klostermann, Frankfurt 1972), ist die erste deutschsprachige Monographie zum Thema; die Strukturierung findet sich im Inhaltsverzeichnis und durchgängig im Text.</ref> Bei [[Pavel Baran]] findet sich die Unterteilung in „die Beziehung des Menschen zur Gesellschaft, zur Natur und zu sich selbst.“<ref>Pavel Baran: ''Verantwortung.'' In: [[Hans Jörg Sandkühler]] (Hrsg.): ''Europäische Enzyklopädie zu Philosophie und Wissenschaften.'' Band 4, Meiner, Hamburg 1990, S. 690–694.</ref> Der bekannte Jurist [[H.L.A. Hart]] klassifizierte<ref>H. L. Hart: ''Punishment and Responsibility. Essays in the Philosophy of Law.'' Oxford University Press, Oxford 1968.</ref> nach
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− | # kausale Verantwortung in Hinblick auf die Verursachung
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− | # Rollenverantwortung in Hinblick auf die Aufgabe
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− | # Fähigkeitenverantwortung in Hinblick auf die Erfüllbarkeit
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− | # Haftungsverantwortung, die von der Verursachung abweichen kann.
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− | In diesen drei Strukturvorschlägen wird moralische Verantwortung nicht unmittelbar benannt. Bei Baran und Weischedel ist sie allerdings implizit enthalten. Innerhalb der Rollenverantwortung gibt es beispielsweise die Führungsverantwortung, die Fürsorgeverantwortung oder die Verantwortung, die sich aus dem [[Berufsethos]] eines bestimmten Standes (Ärzte, Wissenschaftler) ergibt. Die Feststellung der kausalen Verantwortung ist nicht normativ, sondern beruht auf empirischen Erkenntnissen. Ihre Relation ist zweistellig und besteht zwischen Träger und Objekt der Verantwortung.<ref>Micha H. Werner: ''Dimensionen der Verantwortung: Ein Werkstattbericht zur Zukunftsethik von Hans Jonas.'' In: [[Dietrich Böhler]] (Hrsg.): ''Ethik für die Zukunft: Im Diskurs mit Hans Jonas.'' Beck, München 1994, S. 303–338.</ref>
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− | [[Karl Jaspers]] ist auch außerhalb der philosophischen Kreise bekannt geworden durch eine frühe Auseinandersetzung mit der Verantwortung des Einzelnen für die Verbrechen des Nationalsozialismus in dem Essay "Die Schuldfrage" (1946).<ref>Karl Jaspers: ''Die Schuldfrage. Von der politischen Haftung Deutschlands.'' 1946. (Nachdruck: 2. Auflage. Piper, München 1999)</ref> Hierzu diskutierte er
| + | The key to victory is discipline, and that means a well made bed. You will practice until you can make your bed in your sleep. In your time, yes, but nowadays shut up! Besides, these are adult stemcells, harvested from perfectly healthy adults whom I killed for their stemcells. You guys realize you live in a sewer, right? Spare me your space age technobabble, Attila the Hun! I love this planet! I've got wealth, fame, and access to the depths of sleaze that those things bring. Calculon is gonna kill us and it's all everybody else's fault! |
− | * die kriminelle Schuld, die aufgrund objektiv nachweisbarer Gesetzesverstöße entsteht, vor Gericht entschieden wird und eine formale Strafe zur Folge hat,
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− | * die politische Schuld, die durch Handlungen einzelner Staatsbürger und die Mitverantwortung, wie er regiert wird, erzeugt wird und der Gewalt und dem Urteil des politischen Siegers unterliegt, der die Handelnden in Haftung nimmt,
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− | * die moralische Schuld aus Handlungen, die über die rechtliche Situation hinausgehen und die vor dem eigenen Gewissen zu rechtfertigen sind und zu Einsicht, Buße und Erneuerung führen muss, sowie die
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− | * die metaphysische Schuld, die ein Mangel an Solidarität der Menschen mit den Menschen ist, also auf der Mitverantwortung für alles Unrecht und alle Ungerechtigkeit in der Welt beruht und schon beim Wegsehen entsteht und deren Rechtfertigungsinstanz allein Gott ist, dem man nur mit Aufgabe des eigenen Stolzes und mit [[Demut]] begegnen kann.
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− | Jaspers kam zu dem Ergebnis, dass es eine [[Kollektivschuld]] nicht geben kann und dass man außer im Fall der juristischen Schuld nicht von Schuld im eigentlichen Sinn sprechen kann. Vielmehr entsteht eine Verantwortlichkeit aus der Tiefe des eigenen Gewissens. Diese Verantwortlichkeit kann aber nicht abgegolten werden und verjährt nicht. Deshalb kann man auch ein ganzes Volk für die Folgen seines kollektiven Handelns politisch haftbar machen. Für die moralische Verantwortung muss man sich jedoch auf den Einzelnen beziehen.
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− | Eine andere Ebene beschreibt [[Otfried Höffe]] mit der Gliederung in Aufgaben-, Rechenschafts- und Haftungsverantwortung, die sich stärker am Prozess verantwortlichen Handelns orientiert.<ref>Otfried Höffe: ''Moral als Preis der Moderne.'' Beck, München 1993, S. 21.</ref> Apel differenziert nach einem „Mikrobereich (Familie, Ehe, Nachbarschaft), einem Mesobereich (Ebene der nationalen Politik) und einem Makrobereich (Schicksal der Menschheit).“<ref>Karl-Otto Apel: ''Das Apriori der Kommunikationsgemeinschaft und die Grundlagen der Ethik: Zum Problem einer rationalen Begründung der Ethik im Zeitalter der Wissenschaft.'' In: ''Transformation der Philosophie.'' Band 2, Suhrkamp, Frankfurt 1973, S. 360.</ref> Einen neuen, in der [[Systemtheorie]] begründeten Aspekt stellt [[Walter L. Bühl]] in den Vordergrund mit der Forderung, die individuelle, kollektive und kooperative Verantwortung so zu ergänzen, dass auch denen Verantwortung zugeschrieben wird, die für das [[Design]] von Systemen und die Entstehung von Schnittstellen (''Bifurkation'') zuständig sind.<ref>Walter L. Bühl: ''Verantwortung für soziale Systeme.'' Klett-Cotta, Stuttgart 1998, S. 29.</ref>
| + | {{NavTabText}} |
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− | In Hinblick auf das Handeln im Rahmen von Institutionen, z.B. bei den von Technikern gemeinschaftlich erstellten Produkten, verwies [[Hans Lenk (Philosoph)|Hans Lenk]] darauf, dass hier nur eine gemeinschaftlich zu tragende Mitverantwortung für Kollektivhandlungen gegeben ist, die von der Einwirkungs- und Mitwirkungsmacht abhängt. Diese unterteilte er in
| + | == Kritik == |
− | * Verantwortung institutionellen Handelns (Veranlassungs- oder Führungs- und Befehlsverantwortung)
| + | [[Datei:Karl Mannheim's ashes in Golder's Green Colombarium.JPG| 200px | mini | rechts |Karl Mannheims letzte Ruhestätte]] |
− | * Vorsorgeverantwortung
| + | Die Bedeutung von Mannheims ''Ideologie und Utopie'' (1929)<ref name="buch-kB-jzCK4E74C-">Karl Mannheim: ''Ideologie und Utopie.'' Vittorio Klostermann, 1995, ISBN 9783465028222 {{Google Buch|BuchID=kB-jzCK4E74C}}</ref> sowie der erweiterten englischen Übersetzung ist zu ersehen aus der breiten Debatte, die beide hervorgerufen haben. In Deutschland erschienen Rezensionen von Hannah Arendt<ref>Hannah Arendt: ''Philosophie und Soziologie''. Rezension. In: Die Gesellschaft, 1930, S. 163 ff.</ref>, Max Horkheimer<ref>Max Horkheimer: Ein neuer Ideologiebegriff? In: Max Horkheimer, Gesammelte Schriften Bd. 2: Philosophische Frühschriften 1922–1932, Fischer, Frankfurt am Main 1987</ref>, Herbert Marcuse, Paul Tillich, Günther Anders|Günther Stern (Anders)<ref>Stern (Anders), Günther: Über die sog. 'Seinsverbundenheit' des Bewußtseins. Anlässlich Karl Mannheim 'Ideologie und Utopie' In: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik, 64. Bd., 1930, S. 492-509</ref>, Karl A. Wittfogel und anderen. In den Vereinigte Staaten|USA waren die Rezensenten u. a. Hans Speier, Robert King Merton, Kenneth Burke und Charles Wright Mills. Seine englischen Schriften wurden von John Dewey und anderen begrüßt; aber von Karl Popper heftig angegriffen. |
− | ** generelle Fürsorgehandlungsverantwortung
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− | ** aktive Verhinderungsverantwortung (Präventivverantwortung)
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− | * negative Kausalhandlungsverantwortung (Vermeidung von Unterlassungen)
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− | * positive Kausalhandlungs(ergebnis)verantwortung.<ref>Hans Lenk: ''Über Verantwortungsbegriffe und das Verantwortungsproblem in der Technik.'' In: Hans Lenk, Günter Ropohl (Hrsg.): ''Technik und Ethik.'' 2. Auflage. Reclam, Stuttgart 1993, S. 119.</ref>
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− | Realisiert werden kann dies z. B. durch die Umstellung von Sanktionen auf Prävention und durch prospektive Vorwegnahme möglicher Risiken statt retrospektiver Zuschreibung von Schadenfolgen durch sog. ''Soft-Law-Regelungen'' (etwa [[Mediation]], Selbstverpflichtung oder auch [[Monitoring]] bei befristeten Genehmigungen) zur ''Responsibilisierung'' systemischer Prozesse, wobei eine Personalisierung der Entscheidungsprozesse die Zurechenbarkeit von Entscheidungen weiterhin sicherstellen sollte.<ref>Ludger Heidbrink: ''Das Neue in der Verantwortung.'' In: Peter Seele (Hrsg.): ''Philosophie des Neuen'', Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2008, ISBN 978-3-534-21446-4, S. 132-149, hier: S. 139 f.</ref>
| + | * ''Die Strukturanalyse der Erkenntnistheorie''. Berlin 1922. |
| + | * ''Ideologie und Utopie''. Bonn 1929 (spätere Auflagen erschienen in Frankfurt am Main). |
| + | * ''Die Gegenwartsaufgaben der Soziologie''. Tübingen 1932. |
| + | ** ''Die Gegenwartsaufgaben der Soziologie''. Tübingen 1932. |
| + | ** ''Die Gegenwartsaufgaben der Soziologie''. Tübingen 1932. |
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− | === Verantwortung und Freiheit ===
| + | Mannheims Vorschlag einer „geplanten Demokratie“ und „Planung für die Freiheit“ wurde von Friedrich August von Hayek in dessen Buch ''Der Weg zur Knechtschaft'' scharf angegriffen. Hayek argumentierte, dass selbst zunächst von Demokratien beschlossene planwirtschaftliche Maßnahmen unvermeidlich mit Individualrechten in Konflikt geraten und damit – wenn auch nicht unbedingt beabsichtigt – gerade den Weg zu Totalitarismus|totalitären Systemen ebnen würden. Diese würden dann die „Umformung des Menschen“ mittels Gewalt betreiben. Dementsprechend sei in Mannheims Werk bereits eine Tendenz zur Einschränkung des Rechtsstaat|rechtsstaatlichen Prinzips zu Gunsten angeblich höherer Ideale erkennbar. |
− | {{Hauptartikel|Freier Wille}}
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− | Im traditionellen Verständnis<ref>[[Ulrich Pothast]] spricht von „klassischer Bedeutung“ und bezieht sich hierbei auf Descartes und Kant, in: ''Freiheit und Verantwortung: Eine Debatte, die nicht sterben will - und auch nicht sterben kann'', Klostermann, Frankfurt 2011, S. 66.</ref> setzt Verantwortung unabdingbar Handlungsfreiheit voraus. Dies entspricht der Auffassung, dass der Akteur aufgrund einer Entscheidung tatsächlich auch anders hätte handeln können.<ref>Jürgen Habermas: ''Probleme der Willensfreiheit.'' In: Tobias Müller, Thomas M. Schmidt (Hrsg.): ''Ich denke also bin ich Ich?: das Selbst zwischen Neurobiologie, Philosophie und Religion.'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2011, S. 130.</ref> Der Verantwortliche wird als jemand betrachtet, der [[autonom]] seiner [[Sittlichkeit|sittlichen]] Vernunft folgend eine willkürliche Entscheidung treffen und auch durch eine Handlung verwirklichen kann, obwohl er auch anders hätte handeln können. Eine freie Handlung erfolgt hiernach ohne Zwang und ist nicht zufällig. Freiheit ist in dieser Sicht die Bedingung der Möglichkeit der Selbstbestimmung des Menschen.<ref>[[Michael Pauen]]: ''Freiheit, Schuld, Verantwortung. Philosophische Überlegungen und empirische Befunde.'' In: Gunnar Duttge (Hrsg.): [http://webdoc.gwdg.de/univerlag/2009/GSK7_duttge.pdf#page=77 ''Das Ich und sein Gehirn.''] Göttingen 2009, S. 78.</ref> „Willensfreiheit ist mithin eine zum [[Sprachspiel]] verantwortlicher Urheberschaft gehörende [[Präsupposition]] des Tun- und Lassenkönnen, die die Zurechnung von Verantwortung erst ermöglicht.“<ref>Jürgen Habermas: ''Das Sprachspiel verantwortlicher Urheberschaft. Probleme der Willensfreiheit.'' In: [[Peter Janich]] (Hrsg.): ''Naturalismus und Menschenbild. Deutsches Jahrbuch für Philosophie.'' Band 1, Hamburg 2008, S. 16.</ref> Deshalb ist Verantwortung im ersten Schritt ein Anspruch an sich selbst und für sich selbst. Der Einzelne ist sowohl Gegenstand seiner eigenen Verantwortung als auch die [[Autorität]], vor der er sich verantworten muss. Der Maßstab ist sein [[Gewissen]], in dem alle natürlichen und sozialen Normen gebündelt sind.<ref>Georg Picht: ''Der Begriff der Verantwortung.'' In: ders.: ''Wahrheit, Vernunft, Verantwortung. Philosophische Studien.'' Klett-Cotta, Stuttgart 1969 / 2004, S. 321.</ref> Indem jemand die äußeren Normen der Gesellschaft und die von ihm als vernünftig eingesehenen Gründe verinnerlicht, fühlt er die Verantwortung und seine Verstöße gegen seine so gewonnenen Maßstäbe als „innere Stimme“. Diese persönlichen Normen waren bis zur [[Aufklärung]] vorrangig christlich geprägt und haben seit Beginn der [[Neuzeit]] einen immer stärkeren Bezug zur Vernunft und zu Vernunftgründen, die in der angenommenen Autonomie des Subjektes liegen. „In der Verantwortung gründet die Einheit der Vernunft in allen ihren endlichen Gestalten. Weil der Mensch das Wesen ist, dem sich Aufgaben stellen, ist menschliches [[Dasein]] immer im Horizont erkannter Wirkungsbereiche möglich.“<ref>Georg Picht: ''Der Begriff der Verantwortung.'' In: ders.: ''Wahrheit, Vernunft, Verantwortung. Philosophische Studien.'' Klett-Cotta, Stuttgart 1969 / 2004, S. 342.</ref>
| + | Nick Abercrombie entwickelte aus der Arbeit Mannheims eine Kritik, die er gemeinsam mit St. Hill und B. Turner 1980 unter dem Titel ''The Dominant Ideology Thesis'' veröffentlichte. |
| | | |
− | Durch die Annahme der Handlungsfreiheit als Voraussetzung des Konzeptes der Verantwortung wird dieses Gegenstand der Diskussion über einen [[Freier Wille|freien Willen]] in der [[Philosophie des Geistes]]. Das traditionelle Verständnis eines sich selbst bestimmenden Ichs, das weitgehend auch mit dem Alltagsverständnis und der üblichen Sicht im Strafrecht übereinstimmt, wird als [[Libertarismus (Philosophie des Geistes)|Libertarismus]]<ref>nicht zu verwechseln mit dem [[Libertarismus]] in der politischen Philosophie</ref> bezeichnet. Im Bereich der Philosophie gilt diese Auffassung als Minderheitsposition. Bekannte Vertreter sind etwa [[Immanuel Kant]],<ref>[[Brigitte Falkenburg]]: Mythos Determinismus. Wieviel erklärt uns die Hirnforschung? Springer, Berlin 2012, 27</ref> [[Roderick Chisholm]], [[Peter van Inwagen]], [[Robert Kane (Philosoph)|Robert Kane]] und in Deutschland [[Geert Keil]]. Geht jemand hingegen davon aus, dass die Welt vollständig kausal bestimmt ist (strikter [[Determinismus]]), kann er auch niemandem Verantwortung zuschreiben, denn dieser hätte ja gar nicht anders handeln können. Diese eher seltene Auffassung wird etwa von [[Galen Strawson]],<ref>Galen Strawson: ''The Impossibility of Moral Responsibility.'' In: ''Philosophical Studies.'' 75 (1994), S. 5–24.</ref> [[Ted Honderich]]<ref>Ted Honderich: ''How free are you? the Determinism Problem.'' 2. Auflage. Oxford University Press, Oxford 2002.</ref> oder [[Derk Pereboom]]<ref>Derk Pereboom: ''Living Without Free Will.'' Cambridge University Press, New York 2001.</ref> vertreten.<ref>Im deutschsprachigen Raum findet sich diese Position bei Barbara Guckes: ''Ist Freiheit eine Illusion? – Eine metaphysische Untersuchung.'' Mentis, Paderborn 2003.</ref> Wesentlich verbreiteter ist die Position, dass zwar die physische Welt deterministisch ist, aber dennoch Willensfreiheit besteht ([[Kompatibilismus]]). Zu dieser Grundauffassung gibt es reine Reihe von Spielarten. So gehen etwa [[Daniel Dennett]]<ref>Daniel Dennett: ''Freedom Evolves.'' Viking Press, New York 2003.</ref> oder [[Harry Frankfurt]]<ref>Harry G. Frankfurt: ''Alternate Possibilities and Moral Responsibility.'' In: ''Journal of Philosophy.'' 66 (23/1969), S. 829–839.</ref> davon aus, dass die jeweilige Handlungsfreiheit nicht auf alternativen Handlungsmöglichkeiten beruht. Die Entscheidung des Verantwortlichen ist durch seine persönliche Geschichte und die bestehenden Bedingungen fest vorgegeben, aber er muss aufgrund unvollständiger Information im jeweiligen Moment entscheiden. Dennett vertritt zusätzlich die These, dass moralische Bewertungen und damit die Zuweisung von Verantwortung ihren Ursprung in der biologischen und kulturellen Evolution haben. Eine ähnliche Position, die sie als „Semi-Kompatibilismus“<ref>John Martin Fischer: The Metaphysics of Free Will: ''An Essay on Control.'' Wiley-Blackwell 1994, S. 178ff.</ref> bezeichnen, vertreten [[John Martin Fischer]] und Mark Ravizza, indem sie zwar den freien Willen bestreiten, aber das Institut der Verantwortung bejahen, weil hierdurch maßgeblich Einfluss auf das Verhalten (nicht die Entscheidungen) des Menschen genommen werden kann.<ref>John Martin Fischer, Mark Ravizza: ''Responsibility and Control: A Theory of Moral Responsibility.'' Cambridge University Press, Cambridge 1998.</ref> Neutraler positionierte sich [[Peter Strawson]], der es nicht für notwendig hielt, die Frage des Determinismus zu entscheiden, weil die Annahme der Willensfreiheit und die Zuschreibung von Verantwortung unausweichlich Teil der menschlichen Lebenspraxis ist.<ref>Peter F. Strawson: ''Freedom and Resentment.'' original: In: ''Proceedings of the British Academy.'' 48 (1962), S. 1–25. Nachdruck in: John Martin Fischer, Mark Ravizza (Hrsg.): ''Perspectives on Moral Responsibility.'' Cornell University Press, 1993.</ref> [[Julian Nida-Rümelin]] knüpft hieran unmittelbar an: „Wir als normale menschliche Wesen, eingebettet in soziale Zusammenhänge, können gar nicht anders, als Verantwortlichkeit und Freiheit in dem Umfang vorauszusetzen, wie es für die von uns allen geteilten moralischen Empfindungen und Einstellungen (Strawson spricht hier von ''reactive attitudes'') erforderlich ist. Unsere lebensweltlichen interpersonalen Beziehungen lassen keinen Spielraum für theoretische Überzeugungen, die diese Einstellungen als unbegründet erscheinen lassen würden.“<ref>Julian Nida-Rümelin: ''Über menschliche Freiheit.'' Reclam, Stuttgart 2005, S. 26.</ref> Anders hält z. B. [[Michael Pauen]]<ref>Michael Pauen: ''Freiheit und Verantwortung. Wille, Determinismus und der Begriff der Person.'' In:. ''Allgemeine Zeitschrift für Philosophie.'' 2001, S. 23–44.</ref> wie vor ihm schon [[Moritz Schlick]]<ref>Moritz Schlick: ''Wann ist der Mensch verantwortlich?'' (Kapitel VII von: Fragen der Ethik, Wien 1930) In: Ulrich Pothast (Hrsg.): ''Seminar: Freies Handeln und Determinismus.'' 2. Auflage. Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1988, S. 157–168.</ref> oder [[David Hume]]<ref>David Hume: ''An Enquiry Concerning Human Understanding, 1748, Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand.'' Meiner, Hamburg 1993.</ref> eine deterministische Welt und die Existenz echter Handlungsalternativen für vereinbar. Konsens besteht ganz überwiegend darüber, dass viele als Handlungen ausgezeichnete Aktivitäten des Menschen durch seine Geschichte, die gesellschaftlichen Gegebenheiten, aber auch körperliche und psychologische Reaktionen auf unbewusste Sachverhalte (etwa hormonelle Zustände oder unbewusste Wahrnehmungen) verursacht sind. Es gibt [[Kognitionswissenschaft]]ler wie die [[Hirnforschung|Hirnforscher]] [[Gerhard Roth (Biologe)|Gerhard Roth]] und [[Wolf Singer]] oder den Psychologen [[Wolfgang Prinz]], die die Schuldfähigkeit und damit das [[Strafrecht]] überhaupt in Frage stellen.<ref>Ingeborg Breuer: [http://www.dradio.de/dlf/sendungen/studiozeit-ks/1583062/ ''Ist Verantwortung eine Illusion? Moral, Schuld, Strafe und das Menschenbild der Hirnforscher.''] Sendung Studiozeit des [[Deutschlandfunk]]s vom 20. Oktober 2011, abgerufen am 5. April 2013. Ausführlich aus Sicht der naturalistischen Position die philosophische Dissertation von Michel Friedman: ''Schuldlose Verantwortung: Vorgaben der Hirnforschung für Ethik und Strafrecht.'' Lang, Frankfurt 2010; ähnlich auch der Mediziner Wolfgang Seidel: ''Das ethische Gehirn: Der determinierte Wille und die eigene Verantwortung.'' Springer, Berlin 2009.</ref> Die wissenschaftstheoretischen Prämissen dieser naturalistischen Auffassung sind umstritten.<ref>[[Brigitte Falkenburg]]: ''Mythos Determinismus. Wieviel erklärt uns die Hirnforschung?''. Springer, Berlin 2012.</ref> Insbesondere wird in diesen Stellungnahmen die [[Erste-Person-Perspektive]] nicht ausreichend betrachtet. Zumindest aber ist die Entscheidungsfreiheit des Menschen durch äußere Bedingungen sehr stark eingeschränkt und es bedarf einer bewussten Reflexion und Persönlichkeitsbildung, um zu einer willentlichen Entscheidung zu kommen (nicht-klassischer Kompatibilismus, [[Peter Bieri]], [[Ansgar Beckermann]]<ref>Ansgar Beckermann: [http://www.uni-bielefeld.de/philosophie/personen/beckermann/Alles%20Illusion.pdf ''Freier Wille – Alles Illusion?''] (PDF; 164 kB), In: S. Barton (Hrsg.): ''… weil er für die Allgemeinheit gefährlich ist!'' Nomos, Baden-Baden 2006, S. 293–307.</ref>). Zusätzlich gibt es die Auffassung, dass physische Welt und geistige Welt zwei unabhängige Ebenen darstellen, die zwar aufeinander abgestimmt sind, aber nicht voneinander abhängen ([[Dualismus (Ontologie)|Dualismus]]). Diese von [[Rene Descartes|Descartes]] ausdrücklich formulierte Vorstellung findet in der Moderne immer weniger Anhänger.
| + | {{Akkordeonbeispiel}} |
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− | === Zurechnung von Verantwortung ===
| + | {{Baustein Demo}} |
− | Eine moralische Person<ref>Im Recht wird unter [[Moralische Person|moralischer Person]] teilweise auch ein Personenzusammenschluss verstanden.</ref> ist ein Subjekt, „dessen Handlungen einer Zurechnung fähig sind.“<ref>[[Immanuel Kant]]: ''[[Metaphysik der Sitten]].'' Einleitung IV, B 22 ([http://www.korpora.org/Kant/aa06/223.html AA VI, S. 223.])</ref> Verantwortung kann man jemandem zuschreiben, wenn er das Handlungsergebnis ([[Kausalität|kausal]]) verursacht hat. Es ist nicht die Handlung, sondern das Handlungsergebnis, das auf die Verantwortlichkeit zurückverweist.<ref>Georg Picht: ''Der Begriff der Verantwortung.'' In: ders.: ''Wahrheit, Vernunft, Verantwortung. Philosophische Studien.'' Klett-Cotta, Stuttgart 1969 / 2004, S. 325.</ref> Wenn jemand Auto fährt, kommt es darauf an, dass er keinen Unfall verursacht. Die Rechenschaft wird gefordert, wenn jemand die von ihm verantwortete Aufgabe nicht erfüllt hat oder nur durch Glück, z.B. trotz zu schnellen Fahrens, einem Verstoß gegen bestehende Normen entgangen ist. Ein Lehrer ist nicht auf seine Methoden festgelegt, sondern wird am Lernerfolg der Schüler gemessen, wobei der Erfolg wiederum von der Bereitschaft und den Fähigkeiten der Schüler und sonstigen Rahmenbedingungen abhängt. Voraussetzung ist, dass der Verstoß gegen eine Norm oder das Verfehlen einer Aufgabenstellung vom Handelnden selbst oder einem Dritten, der eine Rechtfertigung fordert, auch erkannt wird. Das Ausmaß der Verantwortung einer Person kann hierbei bezogen auf die Art der Beziehung des Akteurs zu einem Geschehen abgestuft erfasst werden<ref>Gertrud Nummer-Winkler: ''Verantwortung.'' In: ''Lexikon der [[Wirtschaftsethik]].'' Herder, Freiburg 1993, Sp. 1185–1192, bezieht sich auf F. Heider: ''Psychologie der interpersonalen Beziehungen.'' Stuttgart 1977.</ref> für alle Effekte:
| + | |
− | # mit denen sie irgendwie in Verbindung gebracht werden kann (Assoziation)
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− | # die sie verursacht hat
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− | # die sie verursacht hat und vorhersehen konnte
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− | # die sie absichtlich herbeigeführt hat
| + | |
− | # die sie absichtlich herbeigeführt hat und die nicht zu rechtfertigen sind.
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− | Die tatsächliche Zurechnung des Ergebnisses einer Handlung oder Unterlassung erfolgt in der Praxis auf den konkreten Fall bezogen unterschiedlich und in Abhängigkeit von der Person, ihren Fähigkeiten, ihrer persönlichen Sozialisation und Geschichte, einerseits sowie von der Situation andererseits.<ref>Klaus Günther: ''Schuld und kommunikative Freiheit: Studien zur personalen Zurechnung strafbaren Unrechts im demokratischen Rechtsstaat.'' Klostermann, Frankfurt 2005, S. 122.</ref> Dabei wird auch berücksichtigt, inwieweit jemand [[Fahrlässigkeit|fahrlässig]] gehandelt hat. Ein Akteur gilt als zurechnungsfähig, wenn er handlungsfähig ist, d. h. aufgrund seiner individuellen Bedingungen und der äußeren Umstände nicht eingeschränkt ist. Andernfalls ist er mehr oder weniger unzurechnungsfähig. Dies gilt auch für allgemeine Lebensregeln wie „Unwissenheit schützt vor Strafe nicht“ oder „Eltern haften für ihre Kinder“. Wenn jemand die Folgen einer Handlung bei angemessener Sorgfalt hätte absehen oder verhindern können, so kann ihm zumeist Nichtwissen oder fehlende Absicht nicht als [[Exculpation]] dienen. Anders verhält es sich bei Personen, deren persönliche Bedingungen nicht den üblichen Anforderungen an eine frei entscheidende und handlungsfähige Person entsprechen. Solche Einschränkungen gelten beispielsweise für Kinder, Demente, geistig Behinderte oder psychisch Kranke, aber auch für Personen, die ohne eigenes Zutun in einen besonderen Erregungszustand geraten sind und im [[Affekt]] handeln. Dabei kann die Zurechnung aus der Perspektive des Handelnden und aus der Beobachterperspektive durchaus unterschiedlich ausfallen („Ich kann nichts dafür“ versus „Du hast Schuld“).<ref>Klaus Günther: ''Schuld und kommunikative Freiheit: Studien zur personalen Zurechnung strafbaren Unrechts im demokratischen Rechtsstaat.'' Klostermann, Frankfurt 2005, S. 129.</ref> Einfluss auf die Urteile hat auch die Frage, ob der Handelnde und der Beobachtete resp. der Verantwortung Fordernde dem gleichen Normensystem folgen.
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− | Einer Person werden Handlungen dritter Personen zugerechnet, wenn sie aus einer bestimmten Rolle heraus deren Handeln entscheidend beeinflussen können. Klassische Fälle sind Eltern und Kinder (Fürsorgeverantwortung) sowie Vorgesetzte und Mitarbeiter (Führungsverantwortung). Haben in diesen Fällen Handlungen negative Folgen, fällt die Verantwortung den direkt Handelnden nicht oder nur teilweise zu. Der Verantwortliche (die Eltern, der Vorgesetzte) muss geeignete organisatorische Vorkehrungen treffen, dass die gestellte Aufgabe erfüllt wird und kein Schaden durch die oder bei den ihm Anbefohlenen eintritt. Andernfalls trifft ihn ein [[Organisationsverschulden]]. Auf der anderen Seite stellt sich die Frage, inwieweit Mitarbeiter durch die Anweisungen des Vorgesetzten von einer Verantwortung befreit sind. Der klassische Fall, in dem dies nicht gegeben ist, sind Anweisungen zu Verbrechen. Eindringlich diskutiert das [[Hannah Arendt]] im Fall von [[Adolf Eichmann]]. Eine moderne Variante hierzu ist die Frage nach dem Recht des [[Whistleblower]]s, wenn er ungenehmigt brisante Informationen veröffentlicht.
| + | = Literatur = |
| + | === Header 3 - H3 - Primärliteratur === |
| + | * ''Die Strukturanalyse der Erkenntnistheorie''. Berlin 1922. |
| + | * ''Ideologie und Utopie''. Bonn 1929 (spätere Auflagen erschienen in Frankfurt am Main). |
| + | * ''Die Gegenwartsaufgaben der Soziologie''. Tübingen 1932. |
| + | * ''Mensch und Gesellschaft im Zeitalter des Umbaus''. Leiden 1935. |
| + | * ''Diagnosis of our Time''. London 1943 (deutsch 1951). |
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− | Auf ein besonderes Problem der Zurechnung moralischer Verantwortung haben [[Thomas Nagel (Philosoph)|Thomas Nagel]]<ref>Thomas Nagel: ''Moral Luck.'' In: ''Proceedings of the Aristotelian Society.'' Vol. 50, 1976, Suppl., abgedruckt in: ders.: ''Mortal Questions.'' Cambridge University Press, Cambridge 1979.</ref> und [[Bernard Williams]]<ref>Bernard Williams: ''Moral Luck.'' Cambridge University Press, Cambridge 1981.</ref> unter dem Stichwort „Moral Luck“ hingewiesen.<ref>{{IEP|http://www.iep.utm.edu/moralluc/|Moral luck|Andrew Latus}}</ref> Beide diskutieren die Tatsache, dass Verursachung und Handlungsabsicht in der moralischen Bewertung nicht gleich ausfallen. Schießt jemand auf einen Menschen in mörderischer Absicht, so wird die Tat anders bewertet, wenn sie erfolgreich war als der Fall, dass das Opfer zufällig stolperte und der Schuss fehlging. Das Handlungsergebnis ist unterschiedlich. Im Strafrecht hat dies unmittelbare Konsequenzen auf das Strafmaß. Die unterschiedliche Bewertung von gleichartigen Handlungen aufgrund der Tatsache, dass der Zufall einen Einfluss auf das Handlungsergebnis hatte, ist umstritten.<ref>{{SEP|http://plato.stanford.edu/entries/moral-luck/|Moral Luck|Dana K. Nelkin}}</ref> Bei der Bewertung spielt insbesondere eine Rolle, ob man einer [[Gesinnungsethik]] folgt, bei der primär die Handlungsabsicht moralisch zu bewerten ist, oder ob man im Sinne einer [[Verantwortungsethik|Verantwortungs-]] oder insbesondere im Sinne einer [[Erfolgsethik]] vorrangig auf das Handlungsergebnis abstellt.
| + | === Sekundärliteratur === |
| + | * Gregory Baum: ''Truth Beyond Relativity: Karl Mannheim's Sociology of Knowledge'', The Marquette Lecture, Marquette University Press, 1977 |
| + | * Blomert, Reinhard: ''Intellektuelle im Aufbruch. Karl Mannheim, Alfred Weber, Norbert Elias und die Heidelberger Sozialwissenschaften der Zwischenkriegszeit'', Carl Hanser Verlag, München 1999 |
| + | * Ralf Bohnsack: ''Dokumentarische Methode und praxeologische Wissenssoziologie'', in: R. Schützeichel (Hg.): ''Handbuch Wissenssoziologie und Wissensforschung'', UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz 2007, S. 180-190. |
| + | * Ralf Bohnsack: ''Rekonstruktive Sozialforschung. Einführung in qualitative Methoden'', Barbara Budrich, Opladen/Farmington Hills 2008. |
| + | * Bálint Balla: ''Karl Mannheim'', Reinhold Krämer, Hamburg 2007 |
| + | * Michael Corsten: ''Karl Mannheims Kultursoziologie'', Campus, Frankfurt am Main. ISBN 3-593-39156-2. |
| + | * Dirk Hoeges: ''Kontroverse am Abgrund: Ernst Robert Curtius und Karl Mannheim. Intellektuelle und „freischwebende Intelligenz“ in der Weimarer Republik'', Fischer, Frankfurt am Main 1994, ISBN 3-596-10967-1. |
| + | * Wilhelm Hofmann: ''Karl Mannheim zur Einführung'', Junius, Hamburg 1996, ISBN 3-88506-938-5. |
| + | * Thomas Jung: ''Die Seinsgebundenheit des Denkens. Karl Mannheim und die Grundlegung einer Denksoziologie'', Bielefeld 2007. |
| | | |
− | === Kollektive Verantwortung === | + | === Weblinks === |
− | In modernen komplexen Gesellschaften gibt es eine Vielzahl von mehr oder weniger formalen Gruppierungen, die als [[Institution]]en am gesellschaftlichen Leben teilnehmen und auf dieses Einfluss haben. Hierzu zählen der Staat, Verbände, Vereine, Kirchen, Unternehmen, wissenschaftliche Institute, Parteien und diverse Körperschaften des öffentlichen Rechts sowie eine unüberschaubare Zahl anderer Nicht-Regierungs-Organisationen.
| + | * {{DNB-Portal|118577190}} |
− | {| class="wikitable float-right" | + | * {{DDB|Person|118577190}} |
− | |+'''Elemente der individuellen und korporativen Verantwortung'''<ref>Bernhard Debatin: ''Zum Verhältnis von korporativer und individueller Verantwortung in der Massenkommunikation.'' In: Adrian Holderegger (Hrsg.): ''Kommunikations- und Medienethik: Interdisziplinäre Perspektiven.'' 3. Auflage. Saint-Paul, Fribourg 2004, S. 49.</ref> | + | * ''[http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/mannheim/28bio.htm Biografie Karl Mannheim]'' beim Internetlexikon ''50 Klassiker der Soziologie''. |
− | ! colspan="1" style="background:#efefef;" align="left"|'''WER (Handlungssubjekt)'''
| + | * ''[http://www.1000dokumente.de/index.html?c=dokument_de&dokument=0100_gen&l=de Karl Mannheim, Das Problem der Generationen, 1928]'', in: 1000dokumente.de |
− | ! colspan="1" style="background:#efefef;" align="left"|'''INDIVIDUUM'''
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− | ! colspan="1" style="background:#efefef;" align="left"|'''KORPORATION<br />'''
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− | ! align="left"|'''WAS (Handlung)'''
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− | ! align="left"|'''Einzelhandlungen'''
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− | ! align="left"|'''Handlungszusammenhänge<br />'''
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− | ! align="left"|'''WOFÜR<br />(Handlungsfolgen)<br />'''
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− | ! align="left"|'''kausal zurechenbare<br />direkte Handlungs-<br />folgen<br />'''
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− | ! align="left"|'''synergistische und kumula-<br />tive Effekte Handlungs-<br />produkte<br />'''
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− | ! align="left"|'''WEM gegenüber<br />'''
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− | ! colspan="2" align="center"|'''Von Handlungen und Handlungsfolgen Betroffene'''
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− | ! align="left"|'''WOVOR<br />(Verantwortungsinstanz)<br />'''
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− | ! align="left"|'''Gewissen, Auftraggeber,<br />Öffentlichkeit<br />'''
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− | ! align="left"|'''Korporative Selbstver-<br />pflichtungen, Öffentlichkeit<br />'''
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− | ! align="left"|'''WESWEGEN<br />(Normen und Werte)<br />'''
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− | ! align="left"|'''Rollenverantwortung vs.<br />Universalverantwortung<br />'''
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− | ! align="left"|'''Korporationsziele vs.<br />soziale bzw. Universal-<br />verantwortung<br />'''
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− | Innerhalb solcher Organisationen handeln Menschen gemeinschaftlich oder durch ein Leitungsgremium. Ein Problem der Zuschreibung von Verantwortung bei solchen Gruppen ist, dass die kausale Beziehung des Einzelnen zu einem Handlungsergebnis kaum feststellbar ist oder dass der Einfluss des Einzelnen so gering ist, dass er berechtigt ablehnt für die Handlungsfolgen eintreten zu müssen. Leicht einsichtig wird das Problem bei der Verantwortung für die [[Klimakatastrophe]]. Ob der Einzelne weniger mit dem Auto fährt oder seltener Fleisch isst, hat keinen unmittelbaren Einfluss auf das Klima. Nur wenn die Gesamtheit der Menschen sich im Verhalten verändert, wird auch ein Einfluss spürbar. Hierzu beitragen können politische Lösungen. Also hält der Einzelne sich zurück und wartet, dass die Politiker es schon richten werden. Der Einzelne folgt dem [[Sankt-Florians-Prinzip]] und entzieht sich seiner tatsächlich vorhandenen Verantwortung ([[Verantwortungsdiffusion]]). Unmittelbarer stellt sich die Frage bei den Wählern der [[NSDAP]] nach der Verantwortung für die katastrophalen Folgen. Hier wird auch die Verantwortung durch Passivität sichtbar, die Karl Jaspers als Schuld kennzeichnete. Praktische Probleme bei der Zurechnung von Verantwortung bestehen auch bei Katastrophen wie der [[Nuklearkatastrophe von Fukushima]], der [[Katastrophe von Bhopal]] oder dem [[Unglück bei der Loveparade 2010]]. Immer stellt sich die Frage, wessen Handeln ursächlich für das Handlungsergebnis war. Welche Verantwortung trifft eine Bank, die ein Unternehmen finanziert, das einen größeren Umweltschaden verursacht? Normalerweise wird diese Frage verneint, es sei denn der Bank waren spezielle Risiken bekannt. Gilt das Gleiche aber, wenn Hersteller von Waffen finanziert werden? Ein Beispiel für die Zurechnung und Übernahme von Verantwortung sind die Entschädigungszahlungen deutscher Unternehmen an Opfer der [[NS-Zwangsarbeit]].<ref>Bernd Carsten Stahl: [http://www.zfwu.de/fileadmin/pdf/2_2000/Bernd_Stahl.pdf Das kollektive Subjekt der Verantwortung] (PDF; 98 kB), zfwu ½ (2000), S. 229.</ref>
| + | == Einzelnachweise == |
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− | Bei der Analyse des Begriffs der kollektiven Verantwortung ist zu unterscheiden zwischen kooperativer und korporativer Verantwortung. Kooperative Verantwortung ist die Mitverantwortung an einem gemeinsamen Werk oder einer gemeinsamen Aufgabe, die im Wesentlichen auf den Einzelnen und seinen Einfluss auf das Gesamtergebnis zurückzuführen ist. Bei korporativer Verantwortung, also der Zuschreibung von Verantwortung zu einer formalen Institution, eine nicht-natürliche, sondern [[juristische Person]] gibt es unterschiedliche Auffassungen.<ref>Eine ausführlichere Darstellung der Debatte um Individualverantwortung und Kollektivschuld findet sich in: Michael Schefczyk: Verantwortung für historisches Unrecht, de Gruyter, Berlin 2012, Teil C, 123-180</ref> Während unter anderem [[Julian Nida-Rümelin]] dafür plädiert, dass auch in Korporationen die Verantwortung unter Berücksichtigung seines Anteils und seinen Einflussmöglichkeiten dem Einzelnen zuzurechnen ist,<ref>Julian Nida-Rümelin: ''Verantwortung.'' Reclam, Stuttgart 2011, Teil II, S. 130–141.</ref> hält Matthias Maring unter der einschränkenden Bedingung des [[Subsidiaritätsprinzip]]s ein Hierarchiemodell der Verantwortung für sinnvoll.<ref>Matthias Maring: Kollektive und korporative Verantwortung. Begriffs- und Fallstudien aus Wirtschaft, Technik und Alltag. (Habilitationsschrift), Lit-Verlag, Münster 2001, S. 1.</ref> Dabei unterscheidet er die Verantwortung aus Sicht der Individualethik, der Sozialethik, der Institutionenethik und der Korporationenethik, die jeweils mit inhaltlichen Ethikansätzen zu verbinden sind. Nida-Rümelin schränkt seinen Verantwortungsindividualismus insofern ein, als die Individualinteressen in der Handlung hinter Gruppenpräferenzen zurücktreten. Eine ähnliche Position vertritt Robert Sugden.<ref>Robert Sugden: ''Team Preferences.'' In: ''Economics and Philosophy.'' 16 (2000), S. 175–204.</ref> Einen reinen Verantwortungsindividualismus vertrat hingegen bereits 1948 in Hinblick auf den Nationalsozialismus H.D. Lewis.<ref>H.D. Lewis: ''Collective Responsibility.'' In: Larry May, Szacey Hoffman (Hrsg.): ''Collective Responsibility. five Decades of Debate in Theoretical and Applied Ethics.'' Rowman 6 Littlefield, Savage/Maryland 1991, S. 17–33.</ref> Margaret Gilbert gehört hingegen zu den Vertretern, die der Auffassung sind, dass es eine genuine Kollektivschuld gibt.<ref>margaret Gilbert: ''Collective Guilt and Collective Guilt Feelings.'' In: ''Journal of Ethics.'' 6 (2002), S. 115–143.</ref>
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− | Im rechtlichen Bereich werden juristische Personen unstrittig als Handlungssubjekte – vertreten durch ihre Leitungsgremien - , z. B. in Haftungsfragen, behandelt. Strafrechtliche Verantwortung für Institutionen gibt es jedoch nicht. In der ethisch moralischen Sphäre ist die Diskussion soweit fortgeschritten, dass auch Unternehmen als Einheit Verantwortung zugeschrieben wird. Für diesen Diskurs haben sich die Begriffe [[Corporate Governance]] und [[Corporate Social Responsibility]] eingebürgert.
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− | === Bürgerverantwortung === | + | |
− | Bürgerverantwortung ist einerseits gekennzeichnet durch die Erfüllung von Pflichten eines [[Staatsbürger]]s wie das Wahrnehmen des [[Wahlrecht]]s, der aktiven Teilnahme an der politischen Willensbildung (Unterstützung oder Mitgliedschaft in Parteien oder Nicht-Regierungs-Organisationen) sowie die Übernahme von gesellschaftlich erforderlichen Laienämtern wie dem eines Wahlhelfers oder eines [[Schöffe (ehrenamtlicher Richter)|Schöffen]]. Andererseits greift die Forderung nach einer aktiven [[Bürgergesellschaft]] sowohl auf seiten der Bürger als auch in der Politik zunehmend Platz. Teilhabe am [[Gemeinwesen]] findet dabei auf vielfältige Weise statt. „Das Projekt der [[Zivilgesellschaft]], wie es sich von der [[Societas civilis]] über die [[bürgerliche Gesellschaft]] bis hin zur modernen Bürgergesellschaft entwickelt hat, beruht auf mindestens drei Pfeilern der Verantwortung:
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− | * Der Selbstverantwortung, die in der selbständigen Begründung von Handlungsregeln und der Einsicht in bestehende Handlungspflichten besteht;
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− | * der Eigenverantwortung, die durch die eigenständige Erfüllung von Handlungszielen und eine autonome Lebensführung gekennzeichnet ist;
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− | * der Mitverantwortung, die sich durch die Partizipation am Gemeinwesen und dem Engagement für das [[Gemeinwohl]] auszeichnet.“<ref>Ludger Heidbrink: ''Einleitung.'' In: ders. (Hrsg.): ''Verantwortung in der Zivilgesellschaft: Zur Konjunktur eines widersprüchlichen Prinzips.'' Campus, Frankfurt 2006, S. 21.</ref>
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− | Die zunehmende Bedeutung der Forderung nach einer verstärkten Bürgergesellschaft hat ihren Niederschlag in der 1999 begründeten [[Enquete-Kommission Zukunft des bürgerschaftlichen Engagements]]<ref>[http://webarchiv.bundestag.de/cgi/show.php?fileToLoad=112&id=1040 Enquete-Kommission Zukunft des bürgerschaftlichen Engagements]</ref> gefunden, die 2002 ihren Bericht vorgelegt hat. Hierin heißt es:
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− | : „Der Begriff der Bürgergesellschaft ist [[Ideengeschichte|ideengeschichtlich]] mit dem Begriff der „guten politischen Ordnung“ verbunden. Die Idee der aktiven Bürgerschaft geht auf die antike [[Polis]] und auf die italienischen Stadtrepubliken der frühen Neuzeit zurück und bezeichnet bis heute den Status, der die mit gleichen Rechten und Pflichten ausgestatteten Mitglieder einer politischen Gemeinschaft auszeichnet. Demokratische Bürgerschaft ist gleichzeitig mit dem Anspruch aktiver [[Partizipation|Teilhabe]] verbunden, d.h. mit der Bereitschaft, sich informiert in die politische Willensbildung einzumischen, sich an Wahlen und Abstimmungen zu beteiligen sowie öffentliche Aufgaben und Ämter zu übernehmen. Da [[Demokratie]]n zudem weitgehend auf Zwang verzichten wollen und können, wird bürgerschaftliches Engagement zur politischen Tugend, die die „gute Bürgerin“ bzw. den „guten Bürger“ auszeichnet. Es ist gleichzeitig der Gradmesser für die demokratische Qualität eines Gemeinwesens.
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− | : Bürgergesellschaft ist die Vision einer politischen Gemeinschaft, in der nicht allein oder vorrangig der Staat und seine Institutionen für die Zukunft der politischen Gemeinschaft Verantwortung tragen. Bürgergesellschaft heißt, sich von der Vorstellung der Allzuständigkeit des Staates zu verabschieden, zuzulassen und zu fordern, dass Bürgerinnen und Bürger in größerem Maße für die Geschicke des Gemeinwesens Sorge tragen. Bürgergesellschaft ist eine Gesellschaft selbstbewusster und selbstverantwortlicher Bürger, eine Gesellschaft der Selbstermächtigung und Selbstorganisation.“<ref>Deutscher Bundestag: ''Bericht der Enquete-Kommission „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements“.'' Drucksache 14/8900 vom 3. Juni 2002, S. 33.</ref>
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− | === Verantwortung und Geschichte ===
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− | Picht vertritt die Auffassung, dass der Mensch sich in der Geschichte als einer Möglichkeit der Natur überall dort verwirklicht, „wo er seine Verantwortung erkennt und ihr gerecht wird.“<ref>alle Zitate in diesem Abschnitt aus: Georg Picht: ''Der Begriff der Verantwortung.'' In: ders.: ''Wahrheit, Vernunft, Verantwortung. Philosophische Studien.'' Klett-Cotta, Stuttgart 1969 / 2004, S. 328–331.</ref> Dies bedeutet nicht nur „Verantwortung für andere Menschen, sondern notwendig auch Verantwortung für Sachen.“ Hierin schließt er die Verantwortung für Tiere und die Umwelt bis hin zum Klima mit ein. Denn: „der Mensch ist, insofern er Verantwortung trägt, als ein Wesen bestimmt, das sein Selbstsein nicht in sich selbst, sondern außer sich hat. Er hat sein Selbstsein durch die Geschichte vermittelt in der Natur; er hat sein Selbstsein durch die Natur vermittelt in der Geschichte.“ (328) Der Mensch muss begreifen, dass er unausweichlich in die Natur eingebunden ist, deren Geschichte Teil seiner eigenen Geschichte ist und dass er im Rahmen seiner Möglichkeiten und Handlungen für die Geschichte der Natur verantwortlich ist.
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− | Vor allem für Menschen mit einer exponierten Stellung in der Gesellschaft – „Staatsmänner, Philosophen, Seher, Dichter“ – wird die Geschichte zur Autorität, die aufweist, ob und wie sie ihre Verantwortung wahrgenommen haben. „Deshalb fungiert die Geschichte zugleich als Gerichtshof.“ (329)
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− | Picht geht sogar soweit, zu behaupten, dass im Umkehrschluss aus der Verantwortung für die Zukunft folgt, dass der Mensch auch Verantwortung für seine geschichtliche Vergangenheit trägt. „In dem Maße, in dem wir uns als unfähig erweisen, für die Überlieferung der bisherigen Geschichte und für die Schuld der bisherigen Geschichte selbst die Verantwortung bewußt zu tragen, in demselben Maße sind wir unfähig, in unserer Gegenwart zu begreifen, was unsere Verantwortung für die zukünftige Geschichte von uns fordert.“ (331) In diesem Sinne ist die Rede von der „[[Gnade der späten Geburt]]“ für die Deutschen in Bezug auf ihre nationalsozialistische Vergangenheit falsch. „Deutschland wird noch in hundert Jahren an den Folgen des [[Nationalsozialismus]] leiden müssen, und kein Protest gegen die [[Kollektivschuld]] vermag etwas daran zu ändern, daß wir faktisch so existieren, als ob wir haftbar wären.“ (330) Mit Anerkennung der Geschichte als Instanz der Verantwortung folgt man der Maxime „Erhaltung der Menschheit“. (332) Ganz in diesem Sinne formulierte [[Angela Merkel]], als sie am 18. März 2008 als erste ausländische [[Regierungschef]]in vor der [[Knesset]] sprach: „ich bin zutiefst davon überzeugt: Nur wenn Deutschland sich zu seiner immerwährenden Verantwortung für die moralische Katastrophe in der [[Deutsche Geschichte|deutschen Geschichte]] bekennt, können wir die Zukunft menschlich gestalten. Oder anders gesagt: [[Menschlichkeit]] erwächst aus der Verantwortung für die Vergangenheit.“<ref>Angela Merkels Rede vor der Knesset im Wortlaut: [http://www.welt.de/politik/article1814071/Das_sagte_Kanzlerin_Angela_Merkel_vor_der_Knesset.html Das sagte Kanzlerin Angela Merkel vor der Knesset], Welt-online, von 18. März 2008, abgerufen am 28. Januar 2012.</ref>
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− | === Verantwortung für die Zukunft ===
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− | Wie bereits bei Georg Picht angedeutet, hat sich in den 1970er Jahren eine neue Perspektive einer Verantwortung für die Zukunft entwickelt. Wichtige Beiträge hierzu waren [[Karl-Otto Apel]]s „Das Apriori der Kommunikationsgesellschaft“<ref>Karl-Otto Apel: ''Das Apriori der Kommunikationsgemeinschaft und die Grundlagen der Ethik: Zum Problem einer rationalen Begründung der Ethik im Zeitalter der Wissenschaft.'' In: ''Transformation der Philosophie.'' Band 2, Suhrkamp, Frankfurt 1973, S. 358–435.</ref> (1973) sowie vor allem [[Das Prinzip Verantwortung]] von Hans Jonas, die den Blick der Diskussion zur Verantwortung über den Menschen oder die Ehrfurcht vor dem Leben an sich ([[Albert Schweitzer]]) hinaus auf die Natur allgemein und auf künftige Generationen erweitert haben. Hier wird nun den Menschen als Kollektiv die Verantwortung zur Vermeidung von Schäden aufgrund von Großtechnologien und als Folge der Massengesellschaft zugewiesen.
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− | Zur Verantwortung für die Zukunft gehört vor allem auch das Abwägen von Risiken und deren Bewertung durch Abschätzung der Risikofolgen. Damit verbunden ist das Gebot, solche Handlungen zu unterlassen, die eine existenzielle Gefährdung der Umwelt oder künftiger Generationen nach sich ziehen könnten. Frühe Themen der sich herausbildenden [[Umweltethik]] und der [[Zukunftsethik]] waren die Diskussion über die [[Kerntechnik]] oder die [[Umweltverschmutzung]]. In jüngerer Zeit sind Fragen der [[Bioethik]] und der [[Gentechnik]], vor allem aber die bedrohliche [[Globale Erwärmung]] als Thema hinzugetreten.
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− | == Sphären der Verantwortung ==
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− | Mit Sphären der Verantwortung werden unterschiedliche Lebens- und Sinnkonstellationen bezeichnet, die sich durch unterschiedliche Maßstäbe in ihrem Anspruch an die Verantwortung auszeichnen.<ref>Reiner Wimmer: ''Verantwortung.'' In: Petra Kolmer, Armin G. Wildfeuer (Hrsg.): ''Neues Handbuch philosophischer Grundbegriffe.'' Alber, Freiburg 2011, S. 2318.</ref> Insofern ist Verantwortung ein Dachbegriff (''umbrella term'') zur Kennzeichnung der [[Familienähnlichkeit]] im Sinne [[Ludwig Wittgenstein]]s von verschiedenen sozialen Situationen.<ref>Werner Krawietz: ''Globalisierung rechtlicher Verantwortung? Verantwortungsattribution bei Kollektivsubjektenin normen- und handlungstheoretischer Perspektive.'' In: Ludger Heidbrink, Alfred Hirsch (Hrsg.): ''Staat ohne Verantwortung?: zum Wandel der Aufgaben von Staat und Politik.'' Campus, Frankfurt 2007, S. 310.</ref> Die jeweiligen Sphären wie das [[Strafrecht]], die Religion, die Moral, die Politik oder die [[Ökonomie]] haben eigene [[Axiologie (Philosophie)|Wertesysteme]] und Verfahren der [[Sanktionierung]] ausgebildet, um ihren individuellen Ansprüchen und Gegebenheiten Rechnung zu tragen. Dabei kann es zumindest partiell zu Konflikten über die Gewichtung und Bewertung der Verantwortung kommen. Je unterschiedlicher die Ansprüche, um so komplexer und schwieriger wird es für den Akteur, seiner Verantwortung in einer bestimmten Situation gerecht zu werden. Ja selbst innerhalb einer Sphäre kann es zu Konflikten kommen; so können sich unterschiedliche Handlungsempfehlungen ergeben, je nachdem, ob man [[Utilitarismus|utilitaristischen]] oder [[Deontologie|deontologischen]] Moralprinzipien folgt.
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− | === Verantwortung in der Religion ===
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− | ==== Christlich-jüdische Religionen ====
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− | Der Mensch der christlich-jüdischen Religionen hat von Gott den Auftrag erhalten, Gottes Schöpfung „zu bebauen und zu bewahren“ (1. Mose 2, 15) Zudem hat ihm der „[[Baum der Erkenntnis]] des Guten und des Bösen“ (1. Mose 2, 9) die Fähigkeit ermöglicht, sein Handeln zu bewerten. Deshalb kann Gott vom Menschen einfordern, dass er seine Gebote hält und der Mensch muss sich vor Gott verantworten. Dieser ist die religiöse Instanz der Rechtfertigung, der Mensch ist das für sein Handeln verantwortliche Subjekt und der Gegenstand der Verantwortung ist die ganze Welt als von Gott gegebenes [[Treuhand|Treugut]]. Der Mensch muss darum stets bemüht sein, die Gebote Gottes zu erkennen und nach ihnen zu leben, um seine Verantwortung vor Gott zu erfüllen. Dies drückt sich in einem „gottgefälligen“ Umgang mit seinen Mitmenschen und seiner Umwelt aus.<ref>Gerhard Kruhöffer: ''Glaube und Verantwortung: theologische Grundfragen heute.'' Lit-Verlag, Münster 2003, S. 13.</ref> Eine grundlegende Orientierung hierzu bieten ihm die [[Zehn Gebote]], die aufgrund ihrer Kürze und ihrer Allgemeingültigkeit den historischen Wandel überstehen.<ref>Gerhard Kruhöfer: ''Glaube und Verantwortung: theologische Grundfragen heute.'' Lit-Verlag, Münster 2003, S. 20–22.</ref> Hieraus ergeben sich Sozialgebote wie etwa die Ehrfurcht vor dem Leben, Bewahrung einer intakten Familie, die Achtung des Eigentums und die Pflicht zur Wahrhaftigkeit. Aus diesen Prinzipien leitete [[Leo Baeck]] die Pflicht ab, jederzeit, vor allem aber in schwierigen Lebenssituationen, die Verantwortung für den Mitmenschen zu übernehmen.<ref>Leo Baeck: ''Das Wesen des Judentums.'' 5. Auflage. Kaufmann, Frankfurt 1926, S. 90 sowie S. 249–250.</ref> Ähnlich dient [[Martin Buber]] der Glaube als Leitlinie für die Verantwortung des Erziehers: „Nichts anderes mehr als das [[Ebenbild Gottes]]. Das ist das undefinierbare, nur faktische Wohin des gegenwärtigen Erziehers, der in der Verantwortung steht““<ref>Martin Buber: ''Rede über das Erzieherische.'' In: ders.: ''Reden über Erziehung.'' 7. Auflage. Schneider, Heidelberg 1984, S. 48.</ref>
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− | Das grundlegende Gebot des [[Neues Testament|Neuen Testaments]] ist in der [[Bergpredigt]] dokumentiert und fordert unmittelbar zur [[Nächstenliebe]], zur [[Barmherzigkeit]] und zur [[Gerechtigkeit]] auf. [[Christentum|Christen]] müssen sich vor dem [[Jüngstes Gericht|Jüngsten Gericht]] für ihre Taten verantworten. „Wer mich verwirft und meine Worte nicht annimmt, der hat schon seinen Richter: das Wort, das ich geredet habe, das wird ihn richten am letzten Tage.“ (Joh. 12,48). Dabei spielt die Frage des Glaubens eine wesentliche Rolle. Der Ungläubige kommt erst gar nicht in die Lage der Rechtfertigung, denn er kennt die Gebote Gottes nicht und ist deshalb vom Urteil, aber auch der Gnade Gottes ausgeschlossen. „Welche ohne Gesetz gesündigt haben, die werden auch ohne Gesetz verloren gehen; und welche unter dem Gesetz gesündigt haben, die werden durch das Gesetz verurteilt werden“ (Röm. 2,12).
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− | In der Neuzeit hat sich eine [[Christliche Soziallehre]] herausgebildet, die auch den Gedanken der Individualität und der Eigenverantwortung des Menschen Rechnung trägt. „Der Mensch ist sittliches Subjekt, weil er in freier Entscheidung selbstbestimmt zu handeln und die Unterscheidung zwischen Gut und Böse zu treffen vermag. Sein Tun und Lassen ist ihm zuzurechnen. Er trägt dafür vor sich selbst, vor seinen Mitmenschen und vor Gott Verantwortung.“<ref>Winfried Becker, Günter Buchstab u.a. (Hrsg.): ''Lexikon der Christlichen Demokratie in Deutschland.'' Paderborn 2002, S. 676.</ref> Dabei werden auch der Umgang mit der Natur, die Wirtschaft und die Wissenschaft mit in die Überlegungen einbezogen, so etwa [[Papst]] [[Paul VI.]] in seiner: [[Enzyklika]] [[Populorum progressio]] (Fortschritt der Völker) aus dem Jahr 1967:. „Durch die zähe Anwendung seiner Intelligenz und seiner Arbeit entreißt der Mensch Schritt um Schritt der Natur ihre verborgenen Gesetze und macht sich ihre Kräfte dienstbar. Indem er seine Lebensweise in Zucht nimmt, entwickelt er in sich den Drang am Forschen und Erfinden, das Ja zum berechneten Risiko, das Wagnis zu neuen und großzügigen Unternehmungen und den Sinn für Verantwortung.“ (Nr. 25) „Jedes Programm zur Steigerung der Produktion hat nur so weit Berechtigung, als es dem Menschen dient. Es soll die Ungleichheiten abtragen, Diskriminierungen beseitigen, den Menschen aus Versklavungen befreien und ihn so fähig machen, in eigener Verantwortung sein materielles Wohl, seinen sittlichen Fortschritt, seine geistige Entfaltung in die Hand zu nehmen.“ (Nr. 34) [[Wolfgang Huber]] vertritt die Auffassung, dass die Sozialethik die reine Gesinnungsethik, die nach seiner Meinung in der Bindung des autonomen Subjekts an das Gewissen bei Kant betont wird, überwindet und zu einer Verantwortungsethik kommt, in der die Handlungen und Handlungsfolgen im Vordergrund stehen, sodass die Anforderungen an die moderne technisch-wissenschaftliche Welt erst bewältigt werden können.<ref>Wolfgang Huber: ''Sozialethik als Verantwortungsethik.'' In: ''Festgabe für Stephan H. Pfürtner, Ethos des Alltags.'' 1983, S. 55–75, nach: Martin Honecker: ''Einführung in die theologische Ethik. Grundlagen und Grundbegriffe.'' de Gruyter, Berlin 2002, S. 337.</ref> Die gemeinsame Mitverantwortung hat ihren Beleg in dem auch als Trauspruch beliebten Vers: „Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“ (Gal. 6,2). In einer Denkschrift der evangelischen Kirche wird die Verantwortungsethik unmittelbar aus dem [[Barmherziger Samariter|Gleichnis des barmherzigen Samariters]] abgeleitet: „Die Wahrnehmung von Verantwortung im Sinne ihrer Übernahme setzt ihre Wahrnehmung im Sinne ihres Erkennens voraus. Beispielhaft lässt sich dieser Zusammenhang am Gleichnis Jesu vom barmherzigen Samariter erkennen (Lk 10,25-37). Die Moral, die Jesus aus der Beispielgeschichte zieht: “Gehe hin und tue desgleichen!” (V.37), ist als Anleitung zu einer entsprechenden Aufmerksamkeit und somit Schulung der ethischen Wahrnehmungsfähigkeit zu verstehen.“<ref>[http://www.evang.at/fileadmin/evang.at/doc_reden/verantwortung.pdf ''Verantwortung für das Leben. Eine evangelische Denkschrift zu Fragen der Biomedizin.''] (PDF; 142 kB), Wien 2001, S. 18.</ref>
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− | ==== Buddhismus ====
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− | Der [[Buddhismus]] als Religion, die auf keinen bestimmten transzendenten Schöpfergott Bezug nimmt,<ref>Michael von Brück: ''Religiöser Pluralismus und Gottesbegriff. Zum Verhältnis von Vergleichender Religionswissenschaft und Theologie.'' In: Miquel Siguan (Hrsg.): [http://epub.ub.uni-muenchen.de/4300/1/4300.pdf ''Philosophia pacis.''] (PDF; 1,8 MB). Homenaje a Raimon Panikkar, SIMBOLO EDITORIAL, Madrid 1989, S. 483–500.</ref> stellt den Einzelnen in den Vordergrund und ermutigt ihn, für sein Leben die Verantwortung in die eigene Hand zu nehmen. Hierzu gehört auch das Bestreben, sich geistig weiterzuentwickeln. Die ethische Grundlage des Buddhismus ist das [[Mitgefühl]], das allgemein verstanden wird als der Wunsch, dass andere frei von Leid sind, und zu dem auch das Bewusstsein von Pflicht, Verantwortung und Respekt gegenüber anderen gehört.<ref>Ueda Shizuteru: ''Sein – Nichts – Weltverantwortung im Zen-Buddhismus.'' In: Raimundo Panikkar, Walter Strolz (Hrsg.): ''Die Verantwortung des Menschen für eine bewohnbare Welt im Christentum, Hinduismus und Buddhismus.'' Herder, Freiburg 1985, S. 37–58.</ref> Ein Vorschreiben, wie andere ihre Verantwortung wahrzunehmen haben, wird hingegen im Buddhismus abgelehnt. Bestenfalls gibt der Buddhist dem anderen den Hinweis auf den richtigen Weg. Ob und wie dieser beschritten wird, ist dann jedem Einzelnen selbst überlassen.<ref>Mudagamuwe Maithrimurthi: ''Wohlwollen, Mitleid, Freude und Gleichmut: eine ideengeschichtliche Untersuchung der vier apramāṇas in der buddhistischen Ethik und Spiritualität von den Anfängen bis hin zum frühen Yogācāra.'' Steiner, Stuttgart 1999, S. 120.</ref>
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− | Allgemein gehört zu den Lehren des Buddhismus der verantwortliche Umgang mit dem Leben und der Umwelt. Dies kommt beispielsweise in der Begründung des [[Friedensnobelpreis]]es für den 14. [[Dalai Lama]] [[Tenzin Gyatso]] zum Ausdruck. „Der Dalai Lama hat seine Friedensphilosophie auf der Grundlage von großer Ehrfurcht vor allen Lebewesen und der Vorstellung einer universellen Verantwortung, die sowohl die gesamte Menschheit als auch die Natur umfasst, entwickelt.“<ref>[http://www.nobelprize.org/nobel_prizes/peace/laureates/1989/press.html ''The Dalai Lama has developed his philosophy of peace from a great reverence for all things living and upon the concept of universal responsibility embracing all mankind as well as nature.''] Pressemitteilung.</ref>
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− | ==== Chinesische Philosophie ====
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− | In der [[Chinesische Philosophie|chinesischen Philosophie]], die vorrangig eine [[angewandte Ethik]] ist, wird das Konzept der Verantwortung nicht ausdrücklich thematisiert, sondern ist implizit gefordert, weil ein richtiges Handeln in allen Bereichen zu einem guten, gelingenden Leben beiträgt. Die großen chinesischen Philosophen waren weitgehend a-religiös.<ref>[[Hubert Schleichert]], [[Heiner Roetz]]: ''Klassische chinesische Philosophie.'' 3. neu bearb. Auflage. Klostermann, Frankfurt 2009, S. 14.</ref> Sie verstanden sich als Lehrer, die zeigen, wie die Menschen eine [[Harmonie|harmonische]] Ordnung der Gesellschaft als Voraussetzung eines guten Lebens schaffen können. Die chinesische Philosophie entstand in der [[Zeit der Streitenden Reiche]] mit hoher politischer [[Instabilität]] etwa ab 500 v. Chr. und war zunächst stark zersplittert. Man spricht von der [[Periode der Hundert Schulen]].
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− | Die älteste und am meisten verbreitete Strömung ist der [[Konfuzianismus]], der vor allem auf die Bewahrung der Traditionen und eine gute Erziehung Wert legte, um den unruhigen Verhältnissen seiner Zeit begegnen zu können. „Kern der konfuzianischen politischen Lehre ist ein patriarchalisch-konservativer Humanismus mit einem hohen Verantwortungsbewusstsein. […] Er ist eine ziemlich rigorose Pflichtenmoral.“<ref>[[Hubert Schleichert]], [[Heiner Roetz]]: ''Klassische chinesische Philosophie.'' 3. neu bearb. Auflage. Klostermann, Frankfurt 2009, S. 24.</ref> Im [[Daoismus]], der Elemente einer Religion aufweist, wird die Harmonie stärker im Einklang des Lebens mit der Natur und in der Enthaltsamkeit gesucht. Der [[Mohismus]] war dem Konfuzianismus verwandt, betonte aber stärker religiöse Aspekte und hatte eine stärker ausgeprägte [[Sozialethik]]. Die grundlegenden Tugenden des Konfuzianismus sind Menschlichkeit (Ren), Sittlichkeit (Li) und Gegenseitigkeit (Shù). In den Erzählungen über [[Konfuzius]], im [[Lunyu]], wird berichtet: „Zigong fragte, ob es ein Wort gebe, an das man sich das ganze Leben hindurch halten könne. Der Meister sagte: „Es heißt wohl shù. Was man selbst nicht wünscht, anderen Menschen nicht zufügen.““ (Lunyu, 15, 23) Die Humanität und die Beachtung der Ein- und Unterordnung in der Gesellschaft sind nach der [[Goldene Regel|goldenen Regel]] in Einklang zu bringen. Die Orientierung an der Harmonie führt verglichen mit dem europäischen Individualismus zu einer viel größeren Gruppenorientierung, so dass Entscheidungen oftmals nur in Gemeinschaft getroffen werden.<ref>[[Wolfgang Bauer (Sinologe)|Wolfgang Bauer]]: ''Geschichte der chinesischen Philosophie.'' 2. Auflage. Beck, München 2009, S. 28.</ref> Entsprechend ist auch die Verantwortung stärker geteilt.
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− | === Juristische Verantwortung ===
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− | Im Bereich des Rechts hat der Begriff der Verantwortung immer eine soziale Dimension. Die auf sich selbst gerichtete Eigen- oder Selbstverantwortung und die Frage des Gewissens spielt im Recht keine Rolle.<ref>Joseph J.M. van der Veen: ''Verantwortung und Verantwortlichkeit. Versuch einer rechtsphilosophischen Standortbestimmung.'' In: Hans Michael Baumgartner, Albin Eser (Hrsg.): ''Schuld und Verantwortung: philosophische und juristische Beiträge zur Zurechenbarkeit menschlichen Handelns.'' Mohr Siebeck, Tübingen 1983, S. 33.</ref> Juristisch wird Verantwortung als die Pflicht einer Person verstanden, für ihre Entscheidungen und Handlungen in Hinblick auf die Einhaltung dokumentierter Vorschriften [[Rechenschaft]] abzulegen. Wird einer Person eine Aufgabe und die zugehörige [[Zuständigkeit|Kompetenz]] zugewiesen, so muss sie diese ausführen und bei Fehlern für die Folgen einstehen. In der Wissenschaft wird hierfür zunehmend der englische Begriff ''accountability'' gebräuchlich. Im Gegensatz zu moralischer oder religiöser Verantwortung gibt es keine Selbstzuschreibung, sondern nur die Zuschreibung der Verletzung von Recht durch einen Richter. Der subjektive Aspekt kommt lediglich bei der Bemessung des [[Strafmaß]]es zum Ausdruck.<ref>[[Franz-Xaver Kaufmann]]: ''Über die soziale Funktion der Verantwortung.'' In: Ernst-Joachim Lampe (Hrsg.): ''Verantwortlichkeit und Recht.'' Westdeutscher Verlag, Opladen 1989, S. 206.</ref> Juristische Verantwortung ist somit immer an empirische Befunde gebunden, und eine Verknüpfung mit abstrakten (a priori gegebenen) Werten bleibt in der Beurteilung der Verantwortung durch das Recht ohne Berücksichtigung.<ref>Vossenkuhl: ''Moralische und nicht-moralische Bedingungen verantwortlichen Hqandelns: eine ethische und handlungstheoretische Analyse.'' In: Hans Michael Baumgartner, Albin Eser (Hrsg.): ''Schuld und Verantwortung: philosophische und juristische Beiträge zur Zurechenbarkeit menschlichen Handelns.'' Mohr Siebeck, Tübingen 1983, S. 136.</ref>
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− | Es werden unterschieden:
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− | * ''Handlungsverantwortung'': Rechenschaftspflicht hinsichtlich der Art der Aufgabendurchführung
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− | * ''Ergebnisverantwortung'': Rechenschaftspflicht hinsichtlich der Zielerreichung
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− | * ''Führungsverantwortung'': Rechenschaftspflicht hinsichtlich der wahrgenommenen Führungsaufgaben
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− | Es existiert eine Kette zwischen Verantwortung, Aufgaben und Tätigkeiten.
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− | Aufgaben sind [[Arbeit (Philosophie)|Arbeits]]- oder Handlungsoptionen; sie stellen zum Teil auf Zielsetzungen ab; Tätigkeiten sind demgegenüber untergeordnete Handlungen, die zur Erfüllung der Aufgaben dienen. Verantwortung im Recht kann sich auf Personen, aber auch auf Sachgüter und die Erfüllung bestimmter Anforderungen an Rollen wie die des Eigentümers, Treuhänders oder Mieters beziehen. Innerhalb des Rechts gibt es wieder eigenständige Sphären mit unterschiedlichem Gehalt im [[Strafrecht]] mit der Sanktion der Strafe, [[Zivilrecht]] mit der Folge der Haftung oder [[Familienrecht]], in dem die Pflicht zur Sorge im Vordergrund steht. Diese sind wieder aus internationaler Perspektive aufgrund der geschichtlichen Differenzen der jeweiligen Rechtssysteme unterschiedlich.<ref>Werner Krawietz: ''Globalisierung rechtlicher Verantwortung? Verantwortungsattribution bei Kollektivsubjektenin normen- und handlungstheoretischer Perspektive.'' In: Ludger Heidbrink, Alfred Hirsch (Hrsg.): ''Staat ohne Verantwortung?: zum Wandel der Aufgaben von Staat und Politik.'' Campus, Frankfurt 2007, S. 311.</ref> Dies wird zum Beispiel bei der [[Produkthaftung]] im anglo-amerikanischen Rechtsraum verglichen mit der Handhabung in Europa deutlich.
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− | Dadurch dass im Recht die Kodifizierung der Normen notwendige Bedingung für die Relevanz der Verantwortung ist, können rechtliche und moralische Verantwortung auseinanderfallen. So verbietet die Moral üblicherweise jede Form von Selbstschädigung, während im Recht der Konsum von Drogen wie Alkohol teilweise zulässig ist. Ein anderer Fall ist das Recht zur [[Schwangerschaftsabbruch|Abtreibung]]. Eine besondere Problematik, diese Differenz zu bewältigen, ergibt sich, wenn Handlungen innerhalb eines Rechtssystems legal erfolgt sind, die aus der Sicht anderer Rechtssystems Verbrechen darstellen, wie dies in den [[Mauerschützenprozesse]]n der Fall war.<ref>Hansgeorg Bräutigam: ''[http://www.chronik-der-mauer.de/index.php/de/Common/Document/field/file/id/39851 Die Toten an der Berliner Mauer und an der innerdeutschen Grenze und die bundesdeutsche Justiz. Versuch einer Bilanz.]''</ref> Im Extremfall kann das Auseinanderfallen von Moral und Recht dazu führen, dass Personen aus rechtlichen Gründen gezwungen sind, gegen ihre moralischen Werte zu handeln, so dass je nach Befolgung der Norm in der anderen Sphäre eine Schuld entsteht, so etwa für den Beamten, der den Vollzug einer [[Abschiebung (Recht)|Abschiebung]] durchführen muss, obwohl er sie moralisch für falsch hält.
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− | === Politische Verantwortung ===
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− | Politische Verantwortung steht einerseits im Spannungsfeld von [[Macht]] und Machtmissbrauch, andererseits ist sie vor allem mit dem Anspruch auf Erfolg verbunden. Der Politiker erhält das Vertrauen seiner Wähler und ist diesem für die Ergebnisse seiner Politik verantwortlich. Die Kontrolle erfolgt durch die [[öffentliche Meinung]] und die Notwendigkeit, sich erneut zur Wahl stellen zu müssen. In der grundsätzlichen Auswirkung von Politik wird meist in zwei Verantwortungsarten unterschieden, die als unterschiedliche Leitlinien für ein anzustrebendes Gesellschaftsbild dienen:
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− | * '''Selbstverantwortung''' ([[Eigenverantwortung]]) bedeutet, für sich selbst sowie für das eigene Handeln, Reden und Unterlassen Verantwortung zu tragen.
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− | * '''Mitverantwortung''' bedeutet, für andere (insbesondere diejenigen, die dies nur teilweise können) Verantwortung zu übernehmen.
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− | Mitverantwortung und Selbstverantwortung sind als gleichwertige Verantwortungsarten anzusehen; oft sind beide in Kombination erforderlich. Im Hinblick auf die Aufgaben des [[Sozialstaat]]s betonen [[Liberalismus|Liberale]] eher die Selbstverantwortung, die sie als Grundlage für persönliche [[Freiheit]] betrachten. Nach liberaler Auffassung soll der Staat erst dann tätig werden, wenn der Einzelne, z. B. aufgrund von Krankheit oder Arbeitslosigkeit, mit der Selbstverantwortung überfordert ist. Staatliche Unterstützungsleistungen sollen hauptsächlich Hilfe zur Selbsthilfe sein (→[[Subsidiarität]]sprinzip).
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− | [[Sozialdemokratie|Sozialdemokraten]] dagegen betonen eher die Mitverantwortung, die sie als Grundlage für [[soziale Gerechtigkeit]] betrachten. Sie befürworten deshalb eine staatlich institutionalisierte [[Solidaritätsprinzip|Solidargemeinschaft]]. Der Staat übernimmt die Verantwortung für seine Bürger. Liberale kritisieren dies als [[Paternalismus|paternalistisch]].
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− | Ein internationales Konzept ist die Initiative [[Schutzverantwortung]] (''Responsibility to Protect'') zum Schutze des Menschen vor schweren Menschenrechtsverletzungen und Brüchen des humanitären Völkerrechts.<ref>Christian Schaller: [http://www.bpb.de/files/8HYVGA.pdf ''Gibt es eine "Responsibility to Protect"?''] (PDF; 3,1 MB), In: ''Aus Politik und Zeitgeschichte.'' 46/2008.</ref>
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− | === Moralische Verantwortung ===
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− | Im Unterschied zu praktischen Aufgabenverantwortungen und juristischer Verantwortlichkeit weist Micha H. Werner der moralischen Verantwortung einen besonderen Status zu. „Moralische Verantwortung kann nicht lediglich als ein Verantwortungstyp unter vielen verstanden werden. Ihr kommt vielmehr zugleich der Stellenwert einer universalgültigen Metaverantwortung zu, die alle anderen Verantwortungsformen zugleich begrenzt und begründet. Denn in moralischer Perspektive suchen wir nach Antwort auf die Frage, wie wir überhaupt – unter Berücksichtigung aller bedingten Verpflichtungen – handeln sollen. Die Zuschreibung prospektiver Verantwortung ist keine deskriptive, sondern eine präskriptive Äußerung.“<ref>Micha H. Werner: ''Diskursethik als Maximenethik: Von der Prinzipienbegründung zur Handlungsorientierung.'' Königshausen & Neumann, Würzburg 2003, S. 29.</ref>
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− | [[Stephan Gosepath]] unterscheidet primäre und sekundäre moralische Verantwortung. Primär ist die Verantwortung, die sich unmittelbar aus dem eigenen Handeln und den individuellen Aufgaben ergibt. Sekundär besteht aber auch eine allgemeine Verantwortung, erkannte Übel und Zustände zu beseitigen, auch wenn man an deren Bestehen oder Zustandekommen nicht unmittelbar beteiligt ist. Die Verantwortlichkeit ergibt sich allein daraus, dass jemand in der Lage ist, [[Ungerechtigkeit]]en zu beseitigen oder zu mindern.<ref>Stephan Gospath: ''Verantwortung für die Beseitigung von Übeln.'' In: Ludger Heidbrink, Alfred Hirsch (Hrsg.): ''Verantwortung in der Zivilgesellschaft: Zur Konjunktur eines widersprüchlichen Prinzips.'' Campus, Frankfurt 2006, S. 393.</ref> Auf diesem Wege öffnet Gosepath den Begriff der Verantwortung auch für soziale Fragen und Themen der [[Gerechtigkeit]]. Dies entspricht der Forderung von Jonas, auch den [[Altruismus]] in die Betrachtung mit einzubeziehen: „Verantwortung zum Beispiel für die Wohlfahrt Anderer „sichtet“ nicht nur gegebene Tatvorhaben auf ihre moralische Zulässigkeit hin, sondern verpflichtet zu Taten, die zu keinem anderen Zweck vorgehabt sind.<ref>Hans Jonas: ''Das Prinzip Verantwortung. Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation.'' Suhrkamp, Frankfurt 1979. (Neuauflage 1984, S. 174–175)</ref> Dabei ist zu beachten, dass der Begriff Verantwortung noch keine Werte als solche beinhaltet.<ref>Franz-Xaver Kaufmann: ''„Verantwortung“ im Sozialstaatsdiskurs.'' In: Ludger Heidbrink, Alfred Hirsch (Hrsg.): ''Verantwortung in der Zivilgesellschaft: Zur Konjunktur eines widersprüchlichen Prinzips.'' Campus, Frankfurt 2006, S. 55 unter Bezugnahme auf Kurt Bayertz: ''Eine kurze Geschichte der Herkunft der Verantwortung.'' In: ders.: ''Verantwortung. Prinzip oder Problem? Wissenschaftliche Buchgesellschaft.'' Darmstadt 1995, S. 42ff.</ref> Entsprechend stellt [[Dieter Birnbacher]] fest: „Ohne Verantwortlichkeiten gegenüber anderen können wir keinem moralischen Vorwürfe machen, dass er das eigene Leben, die eigene Gesundheit oder das eigene Glück aufs Spiel setzt oder seine Fähigkeiten brachliegen lässt. Mag er sich dadurch noch so sehr schaden, er verletzt damit keine wie auch immer geartete Verantwortungsnorm.“<ref>Dieter Birnbacher: ''Grenzen der Verantwortung.'' In: Kurt Bayertz (Hrsg.): ''Verantwortung. Prinzip oder Problem?'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1995, S. 164.</ref>
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− | === Verantwortung in der Wirtschaft ===
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− | Mit [[Wirtschaft]] wird der gesamte Lebensbereich beschrieben, in dem der Mensch Waren und Dienstleistungen austauscht, um seine ökonomischen Bedürfnisse zu befriedigen. In diesem Feld der Lebenswelt gibt es eine Vielzahl von Rollen, die verschiedene Menschen einnehmen, sodass sich auch sehr unterschiedliche Arten von Verantwortung ergeben. Diese Fragen werden in der [[Wirtschaftsphilosophie]] und in der [[Wirtschaftsethik]] thematisiert und mit unterschiedlichen weltanschaulichen Perspektiven diskutiert.
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− | Bezogen auf einzelne Unternehmen wird die Frage der Verantwortung unter dem Stichwort der [[Corporate Social Responsibility]] diskutiert. Die Verantwortung von Unternehmen wird dabei häufig an den Interessen der durch die Aktivität des Unternehmens Betroffenen, der [[Stakeholder]] diskutiert. Hierzu zählen neben den Eigentümern die Mitarbeiter, die Kunden und Lieferanten, die Bürger der lokalen Gemeinden, in denen das Unternehmen tätig ist, der Staat als Empfänger von Steuern und auch die Umwelt, sofern und insoweit sie von der Tätigkeit des Unternehmens betroffen ist. Für alle diese Interessengruppen hat das Unternehmen eine spezifische Teilverantwortung, die über das reine Einhalten gesetzlicher Vorschriften hinausgeht. Ein schwieriger Teil der Verantwortung ist es, die verschiedenen Ansprüche in einem ausgewogenen Verhältnis angemessen zu berücksichtigen. Die Durchsetzung von Haftungsansprüchen hängt häufig von der [[Rechtsform]] und der Unternehmensgröße ab.
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− | Indem durch die Politik Vorschriften als Rahmenbedingungen der [[Wirtschaftsordnung]] gesetzt werden, ergibt sich auch hier eine Mitverantwortung am wirtschaftlichen Geschehen. Hierbei spielen Fragen der [[Staatsverschuldung]] und die Verantwortung gegenüber [[Generationengerechtigkeit|zukünftigen Generationen]], die [[Konjunkturpolitik]], die Gesichtspunkte der [[Nachhaltigkeit]] und des [[Umweltschutz]]es ebenso eine Rolle wie der [[Verbraucherschutz]]. Eine eigenständige Verantwortung kommt den [[Verbraucher|Konsumenten]] in ihrem [[Kaufverhalten]] zu, da hierdurch den Akteuren auf der Anbieterseite wesentliche Impulse gegeben werden. Hier steht beispielsweise der Aspekt der Nachhaltigkeit im Konflikt mit der [[Wegwerfgesellschaft]].
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− | === Verantwortung in der Wissenschaft ===
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− | Der [[paradigma]]tische Fall für die Verantwortung der Wissenschaft ist der [[Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki|Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki]]. Hier wurde erstmals für eine [[Öffentlichkeit|Weltöffentlichkeit]] drastisch sichtbar, dass eine [[Großtechnologie]] dem Menschen einen erheblichen Schaden zufügen kann. Die in der Geschichte unhinterfragte Nutzung einer stabilen Natur ist im 20. Jahrhundert umgeschlagen in eine Gefährdung von Natur und Lebenswelt durch die Anwendung der Ergebnisse der Wissenschaften in modernen Technologien. Dieses hat unter anderem [[Carl Friedrich von Weizsäcker]] in einer Reihe von Reden sehr deutlich dokumentiert.<ref>Carl Friedrich von Weizsäcker: ''Die Verantwortung der Wissenschaft im Atomzeitalter.'' Vandenhoeck & Rupprecht, Göttingen 1957.</ref> Eine der Konsequenzen war, dass sich erstmals eine Gruppe von Wissenschaftlern, die [[Göttinger Achtzehn]] öffentlich massiv gegen die atomare militärische [[Aufrüstung]] der [[Bundeswehr]] gewendet hatte. Eine andere Folge war die von Wissenschaftlern initiierte „[[Pugwash Conferences on Science and World Affairs]]“, die wesentlich zur atomaren Abrüstung beigetragen hat.<ref>[http://www.pugwash.org/ Pugwash Conferences on Science and World Affairs] sowie [http://www.pugwash.de/ pugwash.de Pugwash-Gruppe Deutschland]</ref> Auf der dritten Konferenz im Jahr 1958 hieß es in einer Erklärung:
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− | : „Aufgrund ihrer Sachkenntnis sind die Wissenschaftler in der Lage, die Gefahren und Verheißungen, die sich aus naturwissenschaftlichen Entwicklungen ergeben, frühzeitig zu erkennen. Sie haben dafür eine besondere Kompetenz und tragen andererseits auch eine besondere Verantwortung hinsichtlich der dringendsten Probleme unserer Zeit.“<ref>zitiert nach [[Hans Lenk (Philosoph)|Hans Lenk]]: ''Über Verantwortungsbegriffe und das Verantwortungsproblem in der Technik.'' In: Hans Lenk, Günter Ropohl (Hrsg.): ''Technik und Ethik.'' 2. Auflage. Reclam, Stuttgart 1993, S. 114.</ref>
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− | [[Albert Einstein]] ging noch darüber hinaus und verwies auf eine allgemeinere Verantwortung des Wissenschaftlers, als er an seinen Freund [[Max von Laue]] schrieb:
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− | : „Deine Ansicht, daß der wissenschaftliche Mensch in den politischen, d.h. menschlichen Angelegenheiten im weiteren Sinne schweigen soll, teile ich nicht. Du siehst ja gerade an den Verhältnissen in Deutschland, wohin solche Selbstbeschränkung führt. Es bedeutet, die Führung den Blinden und Verantwortungslosen widerstandslos zu überlassen. Steckt nicht ein Mangel an Verantwortungsgefühl dahinter? Wo stünden wir, wenn Leute wie [[Giordano Bruno]], [[Baruch de Spinoza|Spinoza]], [[Voltaire]], [[Wilhelm von Humboldt|Humboldt]] so gedacht und gehandelt hätten?“<ref>Brief vom 16. Mai 1933, zitiert nach Hans Lenk: ''Über Verantwortungsbegriffe und das Verantwortungsproblem in der Technik.'' In: Hans Lenk, Günter Ropohl (Hrsg.): ''Technik und Ethik.'' 2. Auflage. Reclam, Stuttgart 1993, S. 113.</ref>
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− | Der ursprüngliche Sinn von Verantwortung in der Wissenschaft ist weitgehend deckungsgleich mit dem Berufsethos eines Wissenschaftlers, der für die Korrektheit seiner Erkenntnisse einsteht, die Sicherheit der von seinen Forschungen unmittelbar betroffenen Menschen gewährleistet und einen sinnvollen Umgang mit den ihm zur Verfügung gestellten Mitteln verantwortet. Die Folgen der Forschung, das was nach Veröffentlichung seiner Erkenntnisse mit diesen Ergebnissen passiert, liegt nach traditionellem Verständnis nicht in seiner Verantwortung. [[Helmut F. Spinner]] spricht hier von der „internen Verantwortung“ des Wissenschaftlers.<ref>Helmut F. Spinner: ''Das "wissenschaftliche Ethos" als Sonderethik des Wissens.'' Mohr Siebeck, Tübingen 1985, S. 112–113.</ref> Instanz vor der sich ein Wissenschaftler hier rechtfertigt, ist die Gemeinschaft der Forscher sowie in ökonomischer Hinsicht, die [[öffentliche Hand]] als Finanzier. Neben möglicherweise bestehenden juristischen Haftungen geht es hier vor allem um den Wert der wissenschaftlichen [[Reputation]].
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− | Eine erweiterte Verantwortung des Wissenschaftlers für die Folgen der Forschung sieht Skinner, wenn die Erkenntnisse geeignet sind, erhebliche negative Konsequenzen für Menschen zu haben, die von der Anwendung nur mittelbar betroffen sind. Hierzu zählt auch der mögliche Missbrauch von Forschungsergebnissen ([[Dual Use]]). Themen dieser Art sind Forschungen im Bereich der [[Kerntechnik]], [[Pharmakologie]], der [[Medizin]], der [[Klimaforschung]], der [[Meeresbiologie]] und viele andere mehr. Zu den Aufgaben der Wissenschaftler gehört nicht nur, auf mögliche Probleme der Forschungsergebnisse in der Öffentlichkeit aufmerksam zu machen, sondern zugleich solche Forschungsergebnisse mitzuliefern, durch die die neuen Technologien auch beherrschbar werden, oder auf die Grenzen der Beherrschbarkeit deutlich hinzuweisen. Aber selbst wenn die Frage der Beherrschbarkeit sich nicht unmittelbar stellt, ist die moderne Wissenschaft so weit fortgeschritten, dass mögliche Forschung unter Umständen im Widerspruch zu den Wertvorstellungen der Gesellschaft stehen, wie es die Debatten zur [[Embryonenforschung]], aber auch die Entwicklung neuer Pflanzen durch [[Genmanipulation]] in der [[Gentechnik]] zeigen. In der Verantwortung der Wissenschaften liegt es, in solchen Fällen für eine möglichst sachgerechte Information der Gesellschaft zu sorgen, auch wenn diese möglicherweise sich dann gegen die Durchführung der Forschung entscheidet.<ref>''Wissen, Wissenschaft und Verantwortung.'' In: Ulrich Bartosch, [[Gerd Litfin]], Reiner Braun, Gotz Neuneck (Hrsg.): ''Verantwortung von Wissenschaft und Forschung in einer Globalisierten Welt.'' Lit-Verlag, Berlin 2011, S. 209.</ref> Um diesem Anspruch zu genügen, hat zum Beispiel die [[Max-Planck-Gesellschaft]] einen eigenen [[Kodex]] für ihre Forschungen entwickelt.<ref>[http://www.mpg.de/200127/Regeln_Forschungsfreiheit.pdf ''Hinweise und Regeln der Max-Planck-Gesellschaft zum verantwortlichen Umgang mit Forschungsfreiheit und Forschungsrisiken.''] (PDF; 112 kB)</ref>
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− | === Verantwortung und Medien ===
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− | Auch Journalisten stehen in einem Handlungssystem, so dass für sie sowohl die „heroische“ Individualethik als auch eine korporative Verantwortung relevant sind.<ref>Bernhard Debatin: ''Zum Verhältnis von korporativer und individueller Verantwortung in der Massenkommunikation.'' In: Adrian Holderegger (Hrsg.): ''Kommunikations- und Medienethik: Interdisziplinäre Perspektiven.'' 3. Auflage. Saint-Paul, Fribourg 2004, S. 40.</ref> Die Verantwortung von [[Massenmedien|Medien]] und den in ihren Systemen handelnden Personen stellt auf die Folgen für die von den Veröffentlichungen Betroffenen ab. Das Selbstverständnis des Journalisten ist zunächst die Information einer interessierten Öffentlichkeit. Dass diese Berichterstattung ethischen Anforderungen unterliegt, zeigt sich in normativen Regularien wie dem [[Pressekodex]] des [[Deutscher Presserat|deutschen Presserates]], dem [[Ehrenkodex für die österreichische Presse]] oder den [[News Council]]s<ref>[http://www.wanewscouncil.org/World.htm News Councils weltweit]</ref> in den USA und anderen Ländern. Der moralische Charakter kommt in diesen Kodizes besonders zum Ausdruck, weil es sich um eine Selbstbindung der Beteiligten ohne gesetzliche Verpflichtung handelt. Herausgeber und Journalisten müssen danach „sich bei ihrer Arbeit der Verantwortung gegenüber der Öffentlichkeit und ihrer Verpflichtung für das Ansehen der Presse bewußt sein.“<ref>[http://www.presserat.info/inhalt/der-presserat/aufgaben.html Deutscher Presserat] (Hrsg.): ''Jahrbuch 1995.'' Berlin 1996, S. 215.</ref> Sanktionsmöglichkeiten im Bereich der Medien sind einerseits wie in der klassischen Individualethik das Gewissen, zum anderen aber auch die Reaktion der Öffentlichkeit auf eine Berichterstattung. Konkrete Fragen sind die nach dem Schutz von [[Persönlichkeitsrecht]]en, nach der Fairness der Berichterstattung, aber auch der Schutz von Personen wie bei einer vorzeitigen Meldung über Ermittlungen der Polizei, die den möglichen Opfern Schaden zufügen kann.
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− | == Ideengeschichte ==
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− | Für [[Hans-Martin Schönherr-Mann]] ist das Konzept der Verantwortung Ergebnis der der Aufklärung folgenden Emanzipationsprozesse. „Die [[Emanzipation]] der Bürger im 18. Jahrhundert, [[Judenemanzipation|die der Juden]] und der Arbeiter im 19., die der Frauen und Schwarzen im 20. und der Homosexuellen und der diversen Minderheiten im 21. Jahrhundert verbindet ein Anspruch auf Mündigkeit im politischen wie im privaten Bereich. Daraus resultiert die Freiheit, die eigene Lebensform zu wählen und diese nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten.“<ref>Hans-Martin Schönherr-Mann: ''Die Macht der Verantwortung.'' Alber, Freiburg/ München 2010, S. 7–8.</ref> Die neu gewonnene Mündigkeit erzeugt neue Werte, eine neue Ethik und das Gefühl der Verwiesenheit auf die eigene Existenz, das sich in neuen Perspektiven in der Philosophie von [[Max Stirner|Stirner]], [[Søren Kierkegaard|Kierkegaard]] über [[Friedrich Nietzsche|Nietzsche]] bis hin zu [[Karl Jaspers|Jaspers]], [[Jean-Paul Sartre|Sartre]], [[Emmanuel Levinas|Levinas]], [[Jacques Derrida|Derrida]] und [[Michel Foucault|Foucault]] ausdrückt. Einen Zugang aus dem religiösen Empfinden gewannen [[Albert Schweitzer|Schweitzer]], [[Dietrich Bonhoeffer|Bonhoeffer]], [[Martin Buber|Buber]] oder auch [[Hans Küng|Küng]], der ein „[[Weltethos]] aus emanzipatorischer Perspektive“<ref>So im Titel einer anderen Schrift von Hans-Martin Schönherr-Mann: ''Globale Normen und individuelles Handeln. Die Idee des Weltethos aus emanzipatorischer Perspektive.'' Königshausen & Neumann, Würzburg 2010.</ref> anstrebt, sowie [[Kommunitarismus|Kommunitaristen]] wie [[Amitai Etzioni]] oder Denker, die ihren Halt im Anschluss an [[Immanuel Kant|Kant]] in der [[Rationalität]] suchen, wie etwa die Vertreter der [[Diskursethik]]. Verantwortung ist rational begründete Moral, die den der Aufklärung folgenden Zerfall der traditionellen Werte kompensiert.
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− | [[Robert Spaemann]] nennt vier Gründe für die wachsende Bedeutung des Konzepts der Verantwortung:<ref>Robert Spaemann: ''Grenzen der Verantwortung.'' In: Ludger Heidbrink, Alfred Hirsch (Hrsg.): ''Staat ohne Verantwortung?: zum Wandel der Aufgaben von Staat und Politik.'' Campus, Frankfurt 2007, S. 39–41.</ref>
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− | # Durch die zunehmende Komplexität der menschlichen Lebensverhältnisse benötigt der Handelnde zunehmende Ermessensspielräume zur Bewältigung seiner Aufgaben.
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− | # In der gesellschaftlichen Entwicklung haben sich die verschiedenen sozialen Subsysteme immer weiter ausdifferenziert, so dass die Koordination verschiedener Rollen zusätzliche, möglicherweise in Konflikt stehende Entscheidungen benötigt.
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− | # Die wachsende wissenschaftliche Durchschaubarkeit langfristiger Akkumulation menschlicher Handlungsfolgen erzeugt ein zusätzliches Wissen über die Gefahren, die vom menschlichen Handeln ausgehen.
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− | # Die zunehmende Geschwindigkeit der Veränderung der Rahmenbedingungen menschlichen Handelns vor allem in den verfügbaren Technologien benötigt immer mehr ein abstraktes Prinzip statt einer festen Ordnung zur Regelung der menschlichen Beziehungen, mit dem auch Fernwirkungen (zeitlich und räumlich) erfasst werden können.
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− | [[Wolfgang Kersting]] sieht in der „fortschreitenden Ablösung von Handlungskausalität und Handlungsintentionalität“ im Verantwortungsbegriff interessegebundene gesellschaftliche Konstruktionen, „denen kein natürliches Maß innewohnt, die zur Maßlosigkeit tendieren.“<ref>Vorwort zu Ludger Heidbrink: ''Kritik der Verantwortung. Zu den Grenzen verantwortlichen Handelns in komplexen Kontexten.'' Velbrück, Weilerstwist 2003, S. 11.</ref> Dies spiegelt sich in der Debatte um „Niedergang oder Wiederkehr von Werten in der politischen Ethik“.<ref>Hans-Martin Schönherr-Mann: [http://www.heidelberger-lese-zeiten-verlag.de/archiv/online-archiv/schoenherr.pdf ''Ist Verantwortung moralisch? Niedergang oder Wiederkehr von Werten in der politischen Ethik.''] (PDF; 129 kB)</ref>
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− | === Aristoteles ===
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− | Bereits Aristoteles hat den Zusammenhang von moralischen und gesetzlichen Normen mit der Verantwortung diskutiert. Die Zurechnung von Handlungen erfolgt für ihn unter der Annahme von Handlungsfreiheit. Dabei berücksichtigt er bereits Einschränkungen der Verantwortung aufgrund äußerer Umstände, kennt aber andererseits auch das Prinzip „Unwissenheit schützt vor Strafe nicht“ sowie die Berücksichtigung von indirekten Folgen.
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− | : „Dafür legen nicht bloß die Einzelnen für sich, sondern auch die Gesetzgeber selbst Zeugnis ab. Denn sie züchtigen und strafen die, welche Böses tun, soweit es nicht aus Zwang oder unverschuldeter Unwissenheit geschehen ist; die aber das Gute tun, zeichnen sie aus, wobei ihre Absicht ist, die einen zu ermuntern, die anderen abzuschrecken. Niemand aber muntert zu Dingen auf, die nicht bei uns stehen und nicht freiwillig sind, da es gar nichts nützen könnte, wenn man sich überreden ließe, keine Hitze oder Schmerz oder Hunger oder sonst dergleichen zu empfinden. Denn man empfände es doch. Selbst die Unwissenheit bestraft das Gesetz, wenn sich herausstellt, dass man an ihr selber schuld ist. So trifft die, die sich in der Trunkenheit vergehen, ein doppeltes Strafmaß, weil die Ursache in dem Betrunkenen selbst liegt. Es stand bei ihm, sich nicht zu betrinken. Die Trunkenheit aber war die Ursache seiner Unwissenheit. Auch die, welche eine Bestimmung der Gesetze nicht kennen, die sie kennen sollten und unschwer kennen könnten, trifft Strafe.“ ([[Nikomachische Ethik|EN]] III 7, 1113b Ende)
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− | === Immanuel Kant ===
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− | Immanuel Kant hat den Begriff der Verantwortung noch nicht explizit diskutiert. Seine Philosophie ist jedoch für die Denkfigur der Verantwortung von besonderer Bedeutung, weil er den Menschen als Persönlichkeit auffasste, die ihre Handlungen autonom (selbstbestimmt) in Freiheit ausführen kann und der diese Handlungen deshalb nicht nur rechtlich, sondern auch als moralisches Urteil zuzurechnen sind.<ref>Für [[Wolfgang Kersting]] beginnt die Geschichte der „Verantwortungsphilosophie“ mit Kant: Vorwort zu Ludger Heidbrink: In: ''Kritik der Verantwortung. Zu den Grenzen verantwortlichen Handelns in komplexen Kontexten.'' Velbrück, Weilerstwist 2003, S. 9–16.</ref> "Zurechnung (imputatio) in moralischer Bedeutung ist das Urteil, wodurch jemand als Urheber (causa libera) einer Handlung, die alsdann Tat (factum) heißt und unter Gesetzen steht, angesehen wird; welches, wenn es zugleich die rechtlichen Folgen aus dieser Tat bei sich führt, eine rechtskräftige (imputatio iudiciaria s. valida), sonst aber nur eine beurteilende Zurechnung (imputatio diiudicatoria) sein würde."<ref>Immanuel Kant: ''Metaphysik der Sitten.'' [http://korpora.zim.uni-duisburg-essen.de/kant/aa06/227.html AA VI, 227]</ref> Bereits Kant hatte auf die Einschränkungen der Zurechenbarkeit aufgrund empirischer Gegebenheiten deutlich hingewiesen: "Unsere Zurechnungen können nur auf den empirischen Charakter bezogen werden. Wieviel aber davon reine Wirkung der Freiheit, wieviel der bloßen Natur und dem unverschuldeten Fehler des Temperaments oder dessen glücklicher Beschaffenheit (merito fortunae) zuzuschreiben sei, kann niemand ergründen und deshalb auch nicht nach völliger Gerechtigkeit richten".<ref>Immanuel Kant: ''Kritik der reinen Vernunft.'' 2. Auflage. 1787 [http://korpora.zim.uni-duisburg-essen.de/kant/aa03/373.html AA III, 373]</ref>
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− | Bei Kant ist die Verantwortung vor Gott bereits ein nur abstraktes Prinzip, eine Denkfigur. Der praktische Maßstab ist das Gewissen. Nach Kant funktioniert das Gewissen nur, wenn man es sich wie einen unabhängigen Beobachter vorstellt, der seine Stellung unabhängig vom subjektiven Wollen des Betroffenen „genötigt“ durch die Vernunft bezieht. Das Gewissen ist eine natürliche Einrichtung des Geistes, der der Mensch nicht entrinnen kann und die in ihm als Richter fungiert. Wegen der Allgemeingültigkeit des Anspruchs kann man das Gewissen mit Gott gleichsetzen. „so wird das Gewissen als subjectives Princip einer vor Gott seiner Taten wegen zu leistenden Verantwortung gedacht werden müssen; ja es wird der letztere Begriff (wenn gleich nur auf dunkele Art) in jenem moralischen Selbstbewußtsein jederzeit enthalten sein.“<ref>Immanuel Kant: ''Metaphysik der Sitten.'' [http://korpora.zim.uni-duisburg-essen.de/kant/aa06/439.html AA VI, 439]</ref> Die Vorstellung eines Gottes bleibt aufgrund der Grenzen der Vernunft allerdings nur eine Idee. „Der Begriff von der Religion überhaupt ist hier dem Menschen bloß ‚ein Prinzip der Beurteilung aller seiner Pflichten als göttliche Gebote’.“<ref>Immanuel Kant: ''Metaphysik der Sitten.'' [http://korpora.zim.uni-duisburg-essen.de/kant/aa06/440.html AA VI, 440]</ref>
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− | === Kierkegaard ===
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− | [[Søren Kierkegaard]] war der erste Philosoph, der sich mit der Frage der Verantwortung aus einem existenziellen Bedürfnis heraus auseinandersetzte.<ref>Ludger Heidbrink: ''Grenzen der Verantwortungsgesellschaft. Widersprüche der Verantwortung.'' In: Ludger Heidbrink, Alfred Hirsch (Hrsg.): ''Verantwortung in der Zivilgesellschaft: Zur Konjunktur eines widersprüchlichen Prinzips.'' Campus, Frankfurt 2006, S. 131.</ref> Für Kierkegaard entziehen sich Fragen des Glaubens und der Moral der vernünftigen Deutung. Der Mensch ist in seinen Entscheidungen frei und deshalb auf sich selbst angewiesen. Der Mensch ist der, der durch Wahl „für das, was er als das Zufällige ausschließt, eine wesentliche Verantwortung übernimmt im Hinblick darauf, dass er es ausgeschlossen hat.“ (EO<ref>Hermann Diem, Walter Rest (Hrsg.): ''Søren Kierkegaard: Entweder – Oder.'' 2. Teil, dtv, München 1975, S. 704–914, Kapitel II: ''Das Gleichgewicht zwischen dem Ästhetischen und dem Ethischen in der Herausarbeitung der Persönlichkeit.''</ref> 827) Doch im Wissen um seine Freiheit, die Notwendigkeit, eine Wahl treffen zu müssen, bleibt der Mensch auf der Suche nach dem [[Sinn des Lebens]]. Kierkegaard unterschied drei Stadien der menschlichen Existenz, die dieser auf der Suche nach dem Sinn durchlaufen kann, das ästhetische, das ethische und das religiöse.
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− | Der ästhetische Mensch empfindet Schwermut, weil er seinem Schicksal ausgesetzt ist. Das Ästhetische ist keine Wahl zwischen Gut und Böse, sondern die [[Gleichgültigkeit|Indifferenz]]. (EO 728) Es ist das Unmittelbare, das lustvolle, sich selbst genießende Leben im Moment, in dem der Mensch sich nur auf sich selbst bezieht und deshalb frei von Verantwortung ist. Doch dieses Leben bringt keine Erfüllung; es ist oberflächlich und affektiert. Die unerfüllte Suche treibt den ästhetischen Menschen in die Verzweifelung. „Jeder Mensch, der nur ästhetisch lebt, hat darum ein heimliches Grauen vor dem Verzweifeln, denn er weiß sehr wohl, daß das, was die Verzweifelung hervorbringt, das Allgemeine ist, und er weiß zugleich, daß das, worin er sein Leben hat, die Differenz ist. Je höher ein [[Individuum]] steht, um so mehr Differenzen hat es vernichtet oder ist darüber verzweifelt, immer aber behält es eine Differenz übrig, die es nicht vernichten will, in der es sein Leben hat.“ (EO 789)
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− | Einen Fortschritt findet der Mensch im ethischen Leben als dem zweiten Stadium. Erst wenn der Mensch sich nicht nur zu sich selbst verhält, sondern seine Verantwortung auf die Gesellschaft richtet, findet er für sich die existenzielle Lebensweise. Er übernimmt im ethischen Stadium nun auch Verantwortung für seine Mitwelt. „Wer sich selber aber ethisch wählt, der wählt sich konkret als dieses bestimmte Individuum; das Individuum bleibt sich da als dieses bestimmten Individuums bewußt, mit den besonderen Gaben und Neigungen, Trieben und Leidenschaften, beeinflußt von einer bestimmten Umgebung, kurz als dieses bestimmte Produkt einer bestimmten Welt. Aber indem ein Mensch sich also seiner selbst bewußt wird, übernimmt er das alles und unterwirft es seiner Verantwortung. Er häsitiert [zögert] nicht, ob er das Einzelne mitnehmen soll oder nicht; denn er weiß es, daß etwas viel Höheres verloren geht, wenn er es nicht thut.“ (EO 816) Doch auch im Ethischen kann der Mensch die Zweifel und damit seine Verzweifelung nicht überwinden. „Der Ethiker führt nur die Verzweifelung zu Ende, die der höhere Ästhetiker bereits begonnen, aber willkürlich abgebrochen hat; denn mag die Differenz noch so groß sein, sie ist doch nur relativ.“ (EO 790)
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− | Das dritte Stadium der Existenz ist das religiöse Stadium. In diesem löst sich der Mensch von allem, was er mit der Vernunft bestimmen kann. Hier hat auch Verantwortung keine Bedeutung mehr. Der Mensch wählt Gott durch die Reue. „Er bereut sich in sich selbst zurück, zurück in die Familie, zurück in das Geschlecht, bis er sich selbst findet in Gott. Nur unter dieser Bedingung kann er sich selbst wählen, und dies ist die einzige Bedingung, die er will, denn so nur vermag er sich selbst absolut zu wählen."(EO 774)
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− | Verantwortung entsteht somit für Kierkegaard durch eine Wahl des ethischen Lebens. „Das Gute ist dadurch, daß ich es will, und sonst ist es gar nicht.“ (EO 784) Verantwortung ist auf das weltliche Leben gerichtet und spielt im religiösen Stadium keine Rolle mehr, wo nur noch der Glaube und die ernsthaft empfundene Reue zählen. Kierkegaard hat mit seinen Gedanken Impulse für die [[Existenzphilosophie]] und für den [[Strukturalismus]] und den [[Poststrukturalismus]] als der Philosophie der Differenz gesetzt.
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− | === Nietzsche ===
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− | [[Friedrich Nietzsche]] stellte einen unmittelbaren Zusammenhang mit der aus der [[Aufklärung]] folgenden Erfahrung her, „daß kein Gott für uns sorgt und es kein Sittengesetz giebt“<ref>Friedrich Nietzsche: ''Nachlass, Frühjahr – Herbst 1881.'' 11 [54], KSA 9/461</ref> Für ihn folgte daraus: „Sobald man nicht mehr an Gott und an die Bestimmung für ein Jenseits glaubt, wird der Mensch verantwortlich für alles Lebendige“<ref>Friedrich Nietzsche: ''Nachlass, Herbst 1881.'' 15 [49], KSA 9/651</ref> Wer an eine höhere Instanz glaubt, die den Menschen richtet, begeht einen „Irrthum der Verantwortlichkeit“<ref>Friedrich Nietzsche: ''[[Menschliches, Allzumenschliches]].'' I, 39, KSA 2/63</ref> Vielmehr entsteht aus der Tatsache, dass man sich gegenüber niemandem moralisch verantworten muss, die Einsicht einer „Verantwortlichkeit gegen sich selber“<ref>Friedrich Nietzsche: ''Nachlass, November 1882 – Februar 1883.'' 5 [1] 159, KSA 10/205</ref>
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− | Aus der erkannten Selbstverantwortung entsteht nun für Nietzsche die Aufgabe, eine Philosophie der Zukunft zu entwerfen. „Sobald nun jene zwei Trostmittel, das Platos und das Muhameds, dahin gefallen sind und kein Denker mehr an der Hypothese eines ‚Gottes’ oder ‚ewiger Werthe’ sein Gewissen erleichtern kann, erhebt sich der Anspruch des Gesetzgebers neuer Werthe zu einer neuen und noch nicht erreichten Furchtbarkeit.“<ref>Friedrich Nietzsche: ''Nachlass, Juni – Juli 1885.'' 38 [13], KSA 11/612.</ref> Derjenige, der die Verantwortung übernehmen muss, ist ein neuer Menschentyp, der [[Übermensch]], der über eine [[Herrenmoral]] verfügt und bereit ist zur [[Umwertung aller Werte]]. „Umwerthung aller Werte, das ist meine Formel für einen Akt höchster Selbstbesinnung für die Menschheit“<ref>Friedrich Nietzsche: ''Nachlass, Dezember 1888 – Anfang Januar 1889.'' 25 [6], KSA 13/640.</ref> Nietzsche beschrieb diesen neuen Menschen auch als „Freigeist“, den „guten Europäer“ oder die „neuen Philosophen“. Er ist „das von der Sittlichkeit der Sitte wieder losgekommene, das autonome übersittliche Individuum“<ref>Friedrich Nietzsche: ''[[Zur Genealogie der Moral]].'' 2. Abhandlung, Nr. 2, KSA 5/309.</ref> Es geht nun darum, die „Menschen die Zukunft des Menschen als seinen Willen, als abhängig von einem Menschen-Willen zu lehren und grosse Wagnisse und Gesamt-Versuche von Zucht und Züchtigung vorzubereiten, um damit jener schauerlichen Herrschaft des Unsinns und Zufall, die bisher ‚Geschichte’ hiess, ein Ende zu machen“<ref>Friedrich Nietzsche: ''[[Jenseits von Gut und Böse (Nietzsche)|Jenseits von Gut und Böse]].'' 203, KSA 5/126-127.</ref>
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− | === Max Weber ===
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− | In ''[[Politik als Beruf]]'' unterscheidet [[Max Weber]] das Spannungsfeld, in dem Politiker/innen handeln, durch den scheinbaren Widerspruch einer "Leidenschaft im Sinne von Sachlichkeit". Politiker/innen - zumindest solche, die den "Beruf" zur Politik haben - zeichnen sich durch "Hingabe an eine Sache" aus. Dazu bedarf es eines Mindestmaßes an Gesinnung ([[Gesinnungsethik]]) und dazu des nötigen Augenmaßes ([[Verantwortungsethik]]). Politiker dürfen aber auch nicht "steril aufgeregt" sein - die Gesinnung muss [[Authentizität|authentisch]] sein, muss durch die Verantwortungsethik jedoch eingezäumt werden. Insofern erscheint die Verantwortung als Widerspruch zu, aber auch als Voraussetzung für politische Gesinnungshaltungen.
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− | : „Es ist ein abgrundtiefer Gegensatz, ob man unter der gesinnungethischen Maxime handelt - religiös geredet: ‘Der Christ tut recht und stellt den Erfolg Gott anheim’ -, oder unter der verantwortungsethischen: daß man für die (voraussehbaren) Folgen seines Handelns aufzukommen hat.“<ref>Max Weber: ''Politik als Beruf, Gesammelte politische Schriften.'' 3. Auflage. Mohr-Siebeck, Tübingen 1971, S. 551.</ref>
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− | : „Denn wenn es in Konsequenz der akosmistischen Liebesethik heißt: ‘dem Übel nicht widerstehen mit Gewalt’, so gilt für den Politiker umgekehrt der Satz: du sollst dem Übel gewaltsam widerstehen, sonst bist du für seine Überhandnahme verantwortlich.“<ref>Max Weber: ''Politik als Beruf, Gesammelte politische Schriften.'' 3. Auflage. Mohr-Siebeck, Tübingen 1971, S. 550.</ref>
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− | === Schweitzer ===
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− | [[Albert Schweitzer]] richtete sein Denken am Ideal der [[Humanität]] aus. „Tiefe Religion und tiefes Denken haben miteinander das Humanitätsideal geschaffen und verkündet. Von ihnen haben wir es übernommen. Wir bekennen uns zu ihm und sind überzeugt, daß es das ethische Grundelement wahrer Kultur ist.“ (GW<ref>Albert Schweitzer: ''Gesammelte Werke.'' 5 Bände, Beck, München 1974.</ref> 5, 169) Das [[Wahlspruch|Motto]] seiner Ethik, die er auch praktisch versuchte zu leben, lautet „Ehrfurcht vor dem Leben“. Die Verantwortung für andere Lebewesen ist begründet durch eine naturhaft vorgegebene Lebensbejahung, wobei der Mensch eine Sonderstellung einnimmt: „Im ethischen Menschen kommt das Naturgeschehen in einen Widerspruch mit sich selbst. Die Natur kennt nur blinde Lebensbejahung. Der in den Kräften und Lebewesen auftretende Wille zum Leben ist bestrebt, sich durchzusetzen. Im Menschen aber kommt dieses natürliche Bestreben in Spannung mit einem geheimnisvollen anderen. Die Lebensbejahung strengt sich an, die Lebensverneinung in sich aufzunehmen, um anderen Lebewesen in Hingebung zu dienen und sie, eventuell durch Selbstaufopferung, vor Schädigung und Vernichtung zu bewahren.“ (GW 2, 355)
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− | Die Verantwortlichkeit des Menschen kommt in besonderem Maße in Konfliktsituationen zum Ausdruck. Hier ist der Mensch auf sich selbst angewiesen und keiner kann ihm die Entscheidung abnehmen. „Nur subjektive Entscheide kann der Mensch in den ethischen Konflikten treffen. Niemand kann für ihn bestimmen, wo jedes Mal die äußerste Grenze der Möglichkeit des Verharrens in der Erhaltung und Förderung von Leben liegt. Er allein hat es zu beurteilen, indem er sich dabei von der aufs höchste gesteigerten Verantwortung gegen das andere Leben leiten läßt.“ (GW 2, 388) Schweitzer hat dies an einem einfachen Erlebnis deutlich gemacht: „Ich kaufe Eingeborenen einen jungen Fischadler ab, den sie auf einer Sandbank gefangen haben, um ihn aus ihren grausamen Händen zu erretten. Nun aber habe ich zu entscheiden, ob ich ihn verhungern lasse oder ob ich täglich soundso viele Fischlein töte, um ihn am Leben zu erhalten. Ich entschließe mich für das letztere. Aber jeden Tag empfinde ich es als etwas Schweres, daß auf meine Verantwortung hin dieses Leben dem andern geopfert wird." (GW 1, 243)
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− | === Bonhoeffer ===
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− | Ein außergewöhnliches Beispiel bewusst gelebter Verantwortung aus dem Glauben war [[Dietrich Bonhoeffer]], der sich von Anbeginn öffentlich gegen den [[Nationalsozialismus]] stellte, aktiv den [[Widerstand gegen den Nationalsozialismus|Widerstand]] unterstützte und schließlich kurz vor Ende des Krieges im [[KZ Flossenbürg]] ermordet wurde. Bonhoeffer verband seinen hohen theoretischen Anspruch mit einer dem gerecht werdenden Lebenshaltung.
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− | Bonhoeffers persönliches Leitmotiv war „das Wirklichwerden der Offenbarungswirklichkeit Gottes in Christus unter seinen Geschöpfen.“ (DBW 6,<ref>Dietrich Bonhoeffer: Ethik [zwischen 1940 und 1943 niedergeschriebene Manuskripte], Dietrich Bonhoeffer Werke (DBW), Band 6, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 1986–1999.</ref> 34). Das Gute war für ihn nicht der Wert eines Seienden oder einer Handlung, sondern die Wirklichkeit Gottes. „Das Gute ist nichts ohne dieses Wirkliche, und dieses Wirkliche ist nichts ohne das Gute.“ (DBW 6, 35) Bonhoeffer vertrat eine Verantwortungsethik, weil er nur in dieser Glauben und Handeln in Einklang sah. Die Gesinnungsethik hat keinen unmittelbaren Bezug zur Tat, der Erfolg einer Erfolgsethik ist gut, benötigt aber nicht den Glauben als Grundlage und kann deshalb abweichende Werte verfolgen. Beide bleiben an der Oberfläche. (DBW 6, 37) Den richtigen Weg zur Verantwortung findet der Mensch, wenn er sein praktisches Leben im Glauben führt. „Diese echte Verantwortung besteht in der Ausrichtung der konkreten Gestalt der göttlichen Mandate auf ihren Ursprung, ihren Bestand und ihr Ziel in Jesus Christus.“ (DBW 6, 57) Christliche Ethik kann für Bonhoeffer nicht in der Theorie verhaftet bleiben. „Hier kann Entscheidung und Tat nicht mehr dem Einzelnen in sein Gewissen geschoben werden, sondern hier gibt es konkrete Gebote und Weisungen, für die Gehorsam gefordert wird.“ (DBW 6, 89) Die Verantwortung liegt nicht mehr nur beim Einzelnen, sondern die ganze Kirche ist gefordert. Wer den Gehorsam nicht leistet, kann sich vor Gott nicht verantworten. Deshalb sah Bonhoeffer auch die [[Bekennende Kirche]] als einzig legitime Vertretung der evangelischen Christen in der Nachfolge Christi in der [[Zeit des Nationalsozialismus]]. Er betonte, dass „wir durch unsere Geschichte objektiv in einen bestimmten Erfahrungs-, Verantwortungs- und Entscheidungszusammenhang gestellt sind, dem wir uns ohne Abstraktion nicht mehr entziehen können.“ (DBW 6, 88) In diesem Sinne lässt sich Verantwortung aus Glauben und politische Verantwortung des Christen nicht trennen.<ref>Tiemo Rainer Peters: Jenseits von Radikalismus und Kompromiß. Die politische Verantwortung des Christen nach Dietrich Bonhoeffer, in: Ernst Feil (Hrsg.): Verspieltes Erbe. Dietrich Bonhoeffer und der deutsche Nachkriegsprotestantismus, München 1976, 107</ref> Bonhoeffer widersprach der teilweise im [[Lutheranismus]] verbreiteten Interpretation der [[Zwei-Reiche-Lehre]], dass das Glaubensleben und das öffentliche Leben in der Praxis getrennt werden könnten.
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− | Wie die Eltern für ihre Kinder so übernimmt der Christ als Stellvertreter Gottes Verantwortung in der Wirklichkeit (DBW 6, 257) Diese Stellvertretung erfolgt in der „Nachfolge“ Christi. (1937, DBW 4) Aus dieser Position des Nachfolgers ist der Mensch zur [[Zivilcourage]] aufgefordert und im Grenzfall in den Konflikt des Widerstandes gegen positive Gesetze geraten. „Es gibt kein Gesetz, hinter dem der Verantwortliche hier Deckung suchen könnte. Es gibt auch kein Gesetz, das den Verantwortlichen angesichts solcher Notwendigkeit zu dieser oder jener Entscheidung zu zwingen vermöchte. Es gibt angesichts dieser Situation nur den völligen Verzicht auf jedes Gesetz, verbunden mit dem Wissen darum, hier in freiem Wagnis entscheiden zu müssen.“ (DBW 6, 274) Die durch einen Gesetzesverstoß entstehende Schuld muss ein Christ auf sich nehmen, wenn er in der Nachfolge Christi steht, der die Schuld der Menschen ohne Sünde trug. (DBW 6, 276)
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− | Bonhoeffer betonte die Freiheit des Menschen, verantwortlich zu handeln: „Verantwortung und Freiheit sind einander korrespondierende Begriffe. Verantwortung setzt sachlich – nicht zeitlich – Freiheit voraus, wie Freiheit nur in der Verantwortung bestehen kann. Verantwortung ist die in der Bindung an Gott und an den Nächsten allein gegebene Freiheit des Menschen.“ (DBW 6, 283) Wer um seine Freiheit weiß, weiß auch um seine Verantwortung.
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− | Im Anschluss an Bonhoeffer forderte die Vollversammlung des [[Ökumenischer Rat der Kirchen|Ökumenischen Rates der Kirchen]] 1948 in Amsterdam eine „verantwortliche Gesellschaft“, die sich an Freiheit und Gerechtigkeit ausrichtet.<ref>Hartmut Kreß: ''Verantwortung.'' In: Horst Dahlhaus, Martin Honecker, Jörg Hübner (Hrsg.): ''Evangelisches Soziallexikon.'' 8. Auflage. Klostermann, Frankfurt 2001, S. 1660.</ref> [[Martin Honecker (Theologe)|Martin Honecker]] definierte hierzu: „eine verantwortliche Gesellschaft ist eine solche, in der Freiheit Freiheit von Menschen ist, die sich für Gerechtigkeit und öffentliche Ordnung verantwortlich wissen, und in der jene, die politische Autorität oder wirtschaftliche Macht besitzen, Gott und den Menschen, deren Wohlfahrt davon abhängt, für ihre Ausübung verantwortlich sind.“<ref>Martin Honecker: ''Einführung in die theologische Ethik.'' Springer, Berlin/ New York 1990, S. 336.</ref>
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− | === Sartre ===
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− | Im [[Existenzialismus]] [[Jean-Paul Sartre]]s wird das Verhältnis von Freiheit und Verantwortung radikalisiert. Der Mensch ist verurteilt zur Freiheit und trägt deshalb die Verantwortung für alle Handlungen in der Welt. (SN<ref>Jean Paul Sartre: ''[[Das Sein und das Nichts]].'' 12. Auflage. Rowohlt, Reinbek 2006.</ref> 950) Der Mensch ist das Subjekt, das Für-sich, das den Zustand der Welt als sein eigenes Produkt hinnehmen muss. Die Übernahme der absoluten Verantwortlichkeit ist die Konsequenz der totalen Freiheit. „Was mir zustößt, stößt mir durch mich zu, und ich kann weder darüber bekümmert sein, noch mich dagegen auflehnen, noch mich abfinden.“ (SN 951) Der Mensch kann sich seinem Schicksal nicht entziehen, „sofern letztlich meine Geworfenheit, das heißt meine [[Tatbestand|Faktizität]], lediglich darin besteht, dass ich verurteilt bin, vollständig für mich selbst verantwortlich zu sein.“ (SN 955)
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− | Indem der Mensch seine Freiheit und Verantwortung anerkennt, wählt der Mensch sich selbst. Er schafft einen Entwurf des Lebens und dieser ist sein Bild des Menschen. Er wird zum allgemeinen Gesetzgeber. „Wenn wir sagen, der Mensch wählt sich, verstehen wir darunter, jeder von uns wählt sich, doch damit wollen wir auch sagen, sich wählend wählt er alle Menschen.“ (EH<ref>Jean Paul Sartre: ''Der Existenzialismus ist ein Humanismus – und andere philosophische Essays.'' 3. Auflage. Rowohlt, Reinbek 2005.</ref> 151) Wer sich selbst als frei und verantwortlich betrachtet, gesteht auch allen anderen diese Freiheit zu und fordert von ihm Verantwortung. Die Freiheit des anderen ist die Grenze der eigenen Freiheit. Dies bedeutet, dass die Einsicht in seine Geworfenheit den Menschen nicht isoliert, sondern ihm die Zugewandtheit auf andere Menschen, eine Humanität erst ermöglicht. Andererseits ist Verantwortung eine Bürde.<ref>Günter Banzaf: ''Philosophie der Verantwortung: Entwürfe - Entwicklungen - Perspektiven.'' Winter, Heidelberg 2002, S. 30–32.</ref>
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− | === Jaspers ===
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− | Ein Schlüsselbegriff im philosophischen Denken von [[Karl Jaspers]] ist der der [[Grenzsituation]].<ref>Kurt Salamun: ''Karl Jaspers.'' Königshausen & Neumann, Würzburg 2006, S. 50–55.</ref> Die Grundsituation des Menschen ist, dass er sich als jemand bewusst ist, der in einem Leben steht, das er bewältigen muss. Hierzu gehört auch das Wissen, dass er krank sein kann oder sterben muss. Eine Grenzsituation entsteht immer dann, wenn er in seinem Schicksal mit grundlegenden krisenhaften Situationen konfrontiert ist, denen er ausgeliefert ist, ohne sie abwenden zu können und ohne über ein Mittel zu verfügen, wie er sie bewältigen kann; „sie sind wie eine Wand, an die wir stoßen, an der wir scheitern.“<ref>Karl Jaspers: ''Philosophie.'' Band II: ''Existenzerhellung.'' Springer, Berlin 1932, S. 203.</ref>
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− | Um Grenzsituationen wie die Begegnung mit dem Tod, der unabweisbaren [[Geschichtlichkeit]] oder der nicht mehr umkehrbaren Schuld zu bewältigen, muss sich der Mensch ihnen nach Jaspers stellen. „Auf Grenzsituationen reagieren wir darum sinnvoll nicht durch Plan und Berechnung, um sie zu überwinden, sondern durch eine ganz andere Aktivität, das Werden der in uns möglichen Existenz; wir werden selbst, indem wir in die Grenzsituation offenen Auges eintreten. […] Grenzsituationen erfahren und Existieren ist dasselbe.“<ref name="Karl Jaspers 1932">Karl Jaspers: ''Philosophie.'' Band II: ''Existenzerhellung.'' Springer, Berlin 1932, 204</ref>
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− | Wenn der Mensch im Scheitern Schuld auf sich geladen hat, muss er sich dieser stellen und die Verantwortung übernehmen. Nur so tritt er in die Grenzsituation ein. Mit dem Annehmen der Verantwortung entspricht der Mensch der „nicht aufhörenden Forderung zum Anderswerden“.<ref name="Karl Jaspers 1932" /> Jaspers hat diese Auffassung in einer Vielzahl politischer Stellungnahmen nach dem Zweiten Weltkrieg für sich persönlich umgesetzt.
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− | === Levinas ===
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− | Programmatisch stellt [[Emmanuel Lévinas]] fest, es sei „nicht ganz unwichtig zu wissen, ob der egalitäre und gerechte Staat, in dem der Mensch seine Erfüllung findet (und den es einzurichten und vor allem durchzuhalten gilt), aus einem Krieg aller gegen alle hervorgeht oder aus der irreduziblen Verantwortung des Einen für alle und ob er auf Freundschaften und Gesichter verzichten kann."<ref>Emmanuel Lévinas, Jenseits des Seins oder anders als Sein geschieht, Aus dem Franz. übers. Von Thomas Wiemer, Freiburg 1992, 348</ref> Für Lévinas ist es die Begegnung mit dem anderen Menschen von-Angesicht-zu-Angesicht, aus der Verantwortung entsteht.<ref>Emmanuel Lévinas: ''Totalität und Unendlichkeit. Versuch über Exteriorität: Totalité et Infinis. Essai sur l’exteriorité.'' Übersetzung von Nikolas Krewani. Alber, Freiburg/ München 1987, S. 63.</ref> Der Andere begegnet dem Subjekt, ohne dass es darauf Einfluss nehmen kann. Er ist ein Widerfahrnis für das Subjekt.<ref>Andreas Gelhard: ''Levinas.'' Reclam, Leipzig 2005, S. 87.</ref> Der Andere erhält hierdurch den Anspruch als ein Eigenes anerkannt zu werden. Dies ist die Verantwortung des Subjektes gegenüber dem Anderen.
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− | Dem Subjekt ist es existenziell unmöglich, „sich der Verantwortung, der Sorge und des Einstehens für den Anderen zu entziehen.“<ref>Emmanuel Levinas: ''Jenseits des Seins oder anders als Sein geschieht, Autrement qu' être ou au-delà de l'essence.'' Übersetzung von Thomas Wiemer. 2. Auflage. Alber, München 1998, S. 48.</ref> Durch diese unabweisbare Forderung des Anderen wird so die Freiheit und Spontaneität des Subjektes infrage gestellt. Der Arzt erhält die Verantwortung für seinen Patienten, indem dieser sich den Arzt als Verantwortlichen erwählt.<ref>Emmanuel Levinas: ''Jenseits des Seins oder anders als Sein geschieht, Autrement qu' être ou au-delà de l'essence.'' Übersetzung von Thomas Wiemer. 2. Auflage. Alber, München 1998, S. 277.</ref> Im Vollzug seiner Verantwortung ist der Arzt dem Patienten ausgesetzt.<ref>Emmanuel Levinas: ''Jenseits des Seins oder anders als Sein geschieht, Autrement qu' être ou au-delà de l'essence, Übersetzung von Thomas Wiemer.'' 2. Auflage. Alber, München 1998, S. 318.</ref> Es entsteht eine besondere Intimität und Nähe, die Levinas mit einer Liebesbeziehung vergleicht. Der Verantwortliche muss sich mit Rolle des Anderen, dem er nicht ausweichen kann, identifizieren. Bestimmend ist die „Nicht-Indifferenz der Verantwortung bis hin zur Stellvertretung für den Nächsten.“<ref>Emmanuel Levinas: ''Jenseits des Seins oder anders als Sein geschieht, Autrement qu' être ou au-delà de l'essence.'' Übersetzung von Thomas Wiemer. 2. Auflage. Alber, München 1998, S. 361.</ref>
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− | Aus dem Verhältnis zum Anderen ergibt sich bei Levinas ähnlich wie bei Schweitzer oder Sartre eine Ethik des Humanismus, die jedem eine Mitverantwortung für die schrecklichen Handlungen wie im [[Holocaust]], für die Zerstörungen der Natur oder für die Ungerechtigkeit und den Hunger aufgrund der Armut in der Welt zuweist. „Der Mensch gehört nicht zu einer Gesellschaft, die ihren Mitgliedern eine begrenzte Verantwortung überträgt. Er ist Mitglied einer Gesellschaft mit unbeschränkter Verantwortung.“<ref>Emmanuel Lévinas: ''Vom Sakralen zum Heiligen. Fünf neue Talmud-Lesungen.'' Aus dem Französischen von Frank Miething. Neue Kritik, Frankfurt 1998, S. 137.</ref> Verantwortung realisiert sich in Gerechtigkeit. „Von selbst findet nun die Verantwortung eine Grenze, entsteht die Frage: 'Was habe ich gerechterweise zu tun?' Gewissensfrage. Es braucht die Gerechtigkeit, das heißt den Vergleich, die Koexistenz, die Gleichzeitigkeit, das Versammeln, die Ordnung, das Thematisieren, die Sichtbarkeit der Gesichter und deshalb die Intentionalität und den Intellekt der Intentionalität und dem Intellekt die Verstehbarkeit des Systems und insofern auch eine gemeinsame Gegenwart auf gleicher Ebene, der der Gleichheit, wie vor einem Gericht.“<ref>Emmanuel Lévinas: ''Jenseits des Seins oder anders als Sein geschieht.'' Aus dem Franz. übers. Von Thomas Wiemer. Freiburg 1992, S. 343.</ref>
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− | === Etzioni ===
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− | Für [[Amitai Etzioni]] ist Verantwortung ein wesentliches Element einer [[Kommunitarismus|kommunitaristisch]] orientierten Gemeinschaft. In seinem Buch ''Die Verantwortungsgesellschaft'' entwickelt er Kriterien, die eine gute Gesellschaft ausmachen. Anzustreben ist ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Ordnung und Autonomie.<ref name="Amitai Etzioni 1996">Amitai Etzioni: ''The New Golden Rule. Community and Morality in a Democratic Society.'' (1996), Deutsch: Die Verantwortungsgesellschaft. Individualismus und Moral in der heutigen Demokratie. Campus, Frankfurt 1997, S. 19.</ref> Er vertritt die These „daß der Ruf nach mehr sozialer Verantwortung [...] nicht auf die Einschränkung individueller Rechte zielt, daß vielmehr starke Rechte und ein hohes Maß an Verantwortung zusammengehören.“<ref>Amitai Etzioni: ''The Spirit of Community.'' (1993), Deutsch: Die Entdeckung des Gemeinwesens. Ansprüche, Verantwortlichkeiten und das Programm des Kommunitarismus. Schäffer-Poeschel, Stuttgart 1995, S. 1.</ref> Durch eine in der Gegenwart immer mehr ausgeweitete individuelle Freiheit gehen moralische Werte verloren und es werden die „ohnehin schon geschwächten Fundamente der sozialen Tugenden weiter ausgehöhlt.“<ref name="Amitai Etzioni 1996" /> Etzioni appelliert stattdessen für die Ausbildung eines Gemeinsinns, der der Stimme der Moral folgt, eine freiwillige Übernahme von Verantwortung anstrebt und als Wert die goldene Mitte ähnlich der [[Tugendethik]] bei Aristoteles setzt. „Gemeinschaften verfügen oft über starke moralische Stimmen und können darum hilfreich sein, eine soziale Ordnung zu bewahren, die sich maßgeblich auf Wertverpflichtungen stützt und von freiwilliger Natur ist, anstatt erkauft oder erzwungen zu sein.“<ref>Amitai Etzioni: ''The New Golden Rule. Community and Morality in a Democratic Society.'' (1996), Deutsch: Die Verantwortungsgesellschaft. Individualismus und Moral in der heutigen Demokratie. Campus, Frankfurt 1997, S. 173.</ref> Hiermit wendet er sich sowohl gegen den ungezügelten Kapitalismus als auch gegen einen paternalistischen Staat.
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− | == Verantwortung als Thema der Kunst ==
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− | Eine kritische Auseinandersetzung mit der Verantwortung im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] ist das Drama ''[[Draußen vor der Tür]]'' von [[Wolfgang Borchert]]. Die Verantwortung der Wissenschaften thematisiert [[Friedrich Dürrenmatt]] in ''Die Physiker''. Ähnlich verhandelt [[Heinar Kipphardt]] im Theaterstück ''[[In der Sache J. Robert Oppenheimer]]'' die Verantwortung des Physikers für die Verwendung seiner Erfindung aus dem [[Manhattan-Projekt]]. Auch der Komponist [[John Adams (Komponist)|John Adams]] greift das Thema in seiner Oper ''[[Doctor Atomic]]'' auf.
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− | == Zitate ==
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− | * „Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen,
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− | : von dem Willen beseelt, als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen, hat sich das Deutsche Volk kraft seiner verfassungsgebenden Gewalt dieses Grundgesetz gegeben.“ (Erster Satz des [[Grundgesetz]]es)
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− | * Unsere [[Würde]] unterscheidet uns von allen anderen innerweltlichen Wesen; in ihr erfahren wir unsere Verantwortung; wir tragen Verantwortung für uns selbst und für andere. - [[Deutsche Bischofskonferenz]]<ref>[http://dbk.de/katechismus/scripte/kate_suche2.pl?Zeilen_nummer=23&Wert1=verantwortung&Wert2=&band=2 KEK Bd.2]; vgl. dazu den Beitrag von Georg Kardinal [[Georg Sterzinsky|Sterzinsky]] In: Honnefelder und Schmidt (Hrsg.): ''Was heißt Verantwortung heute?'' Paderborn 2008.</ref>
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− | * „Unser Handeln ist immer in gewissem Maße von Verantwortung durchleuchtet. Das Wesen dieser Verantwortung bildet die dauernde Spannung zwischen unserem ‚ich’ als dem Subjekt unseres Handelns und der Erfahrung von etwas außerhalb von uns – irgendeines ‚Gesetzes’ oder eines Richterstuhls, die unser Handeln richten, irgendeines ‚untersuchenden Auges’, das man nicht belügen kann, weil es alles sieht und sich alles gut merkt, einer unendlich weisen und gerechten Instanz, die imstande ist, die allersubtilsten unserer Entscheidungen und Motivationen zu verfolgen, die allein sie völlig verstehen und endgültig beurteilen kann und deren ‚unwiderrufliche’ Haltung für uns aus irgendeinem Grunde größere Bedeutung hat als alles andere auf der Welt. Die menschliche Verantwortung ist also, wie übrigens schon aus dem Wort hervorgeht, die Verantwortung zu etwas. Wozu aber? Was ist diese allgegenwärtige, allmächtige und nicht zu täuschende Instanz und wo hat sie ihren Sitz?“ ([[Václav Havel]]<ref>Václav Havel: ''Briefe an Olga. Betrachtungen aus dem Gefängnis.'' Übers. von. J. Bruss, bearb. von J. Grusa. Rowohlt, Reinbek 1989, S. 205.</ref>)
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− | * „Das Wort Verantwortung hat nur da einen deutlichen Sinn, wo jemand die Folgen seines Handelns öffentlich abgerechnet bekommt, und das weiß; so der Politiker am Erfolg, der Fabrikant am Markt, der Beamte an der Kritik der Vorgesetzten.“ ([[Arnold Gehlen]]<ref>Arnold Gehlen: ''[[Moral und Hypermoral]].'' Athenäum, Frankfurt 1973, S. 151.</ref>)
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− | == Siehe auch ==
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− | * [[Produktverantwortung]]
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− | * [[Verliererspiel]]
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− | * [[Völkerrechtliche Verantwortlichkeit]]
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− | * [[Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“]]
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− | * [[RACI]] (RACI-Matrix)
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− | == Literatur ==
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− | * [[Hannah Arendt]]: ''Persönliche Verantwortung in der Diktatur''. (Vortrag 1964/65) In: Hannah Arendt: ''Palästina und der Antisemitismus''. Aufsätze hrsg. E. Geisel, K. Bittermann. Wagenbach, Berlin 1991, S. 7–38.
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− | * Günter Banzhaf: ''Philosophie der Verantwortung. Entwürfe − Entwicklungen − Perspektiven.'' Winter, Heidelberg 2002, ISBN 3-8253-1417-0.
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− | * [[Kurt Bayertz]]: ''Verantwortung. Prinzip oder Problem?'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1995
| + | |
− | * Eva Buddeberg: ''Verantwortung im Diskurs. Grundlinien einer rekonstruktiv-hermeneutischen Konzeption moralischer Verantwortung im Anschluss an [[Hans Jonas]], [[Karl-Otto Apel]] und [[Emmanuel Lévinas]].'' De Gruyter, Berlin 2011, ISBN 978-3-11-025146-3.
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− | * Holger Burckhart, Jürgen Sikora, Timo Hoyer: ''Sphären der Verantwortung. Prinzip oder Lebenspraxis?'' LIT Verlag, Münster 2005, ISBN 3-8258-8730-8.
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− | * Ludger Heidbrink, Alfred Hirsch (Hrsg.): ''Verantwortung in der Zivilgesellschaft: Zur Konjunktur eines widersprüchlichen Prinzips''. Campus, Frankfurt 2006, ISBN 3-593-38010-2.
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− | * Ludger Heidbrink, Alfred Hirsch (Hrsg.): ''Staat ohne Verantwortung? Zum Wandel der Aufgaben von Staat und Politik''. Campus, Frankfurt 2007, ISBN 978-3-593-38217-3.
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− | * Ludger Heidbrink, Alfred Hirsch (Hrsg.): ''Verantwortung als marktwirtschaftliches Prinzip. Zum Verhältnis von Moral und Ökonomie''. Campus, Frankfurt 2008, ISBN 978-3-593-38639-3.
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− | * [[Ludger Honnefelder]], Matthias C. Schmidt (Hrsg.): ''Was heißt Verantwortung heute?'' Schoeningh, Paderborn 2008, ISBN 978-3-506-76318-1.
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− | * [[Roman Ingarden]]: ''Über die Verantwortung. Ihre ontischen Fundamente.'' Reclam, Stuttgart 1970.
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− | * [[Hans Jonas]]: ''[[Das Prinzip Verantwortung]]. Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation''. Insel, Frankfurt am Main 1979. (Neuauflage: Suhrkamp, Frankfurt am Main 1989, ISBN 3-518-22005-5)
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− | * Jan Henrik Klement: ''Verantwortung. Funktion und Legitimation eines Begriffs im Öffentlichen Recht''. Mohr Siebeck, Tübingen 2006.
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− | * Elisabeth Kraus: ''Von der Uranspaltung zur Göttinger Erklärung: Otto Hahn, Werner Heisenberg, Carl Friedrich von Weizsäcker und die Verantwortung des Wissenschaftlers.'' Vorwort [[Carl Friedrich von Weizsäcker]]. Königshausen & Neumann, Würzburg 2001, ISBN 3-8260-1987-3.
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− | * [[Hans Lenk (Philosoph)|Hans Lenk]] und Matthias Maring: ''Verantwortung.'' In: ''Historisches Wörterbuch der Philosophie.'' Darmstadt 2001, Bd. 11, Sp. 569–575.
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− | * John Randolph Lucas: ''Responsibility''. Oxford University Press, Oxford 1993, Clarendon Press 1995 ([http://www.questia.com/PM.qst?a=o&d=14381329 online])
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− | * Matthias Maring (Hrsg.): ''Verantwortung in Technik und Ökonomie''. Universitätsverlag Karlsruhe, Karlsruhe 2008, ISBN 978-3-86644-296-2. ([http://digbib.ubka.uni-karlsruhe.de/volltexte/1000009464 online])
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− | * Matthias Maring (Hrsg.): ''Fallstudien zur Ethik in Wissenschaft, Wirtschaft, Technik und Gesellschaft''. Universitätsverlag Karlsruhe, Karlsruhe 2011, ISBN 978-3-86644-608-3 ([http://www.itas.kit.edu/pub/v/2011/mari11a.pdf online]; PDF; 4,3 MB)
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− | * H. A. Mieg: ''Verantwortung: Moralische Motivation und die Bewältigung sozialer Komplexität''. Westdeutscher Verlag, Opladen 1994.
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− | * [[Julian Nida-Rümelin]]: ''Verantwortung''. Reclam, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-15-018829-3.
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− | * [[Georg Picht]]: ''Der Begriff der Verantwortung.'' In: Georg Picht: ''Wahrheit, Vernunft, Verantwortung. Philosophische Studien''. Klett-Cotta, Stuttgart 1969 / 2004, ISBN 3-608-91835-3, S. 318–342.
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− | * [[Ulrich Pothast]]: ''Freiheit und Verantwortung. Eine Debatte, die nicht sterben will - und auch nicht sterben kann''. Klostermann, Frankfurt 2011, ISBN 978-3-465-04130-6.
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− | * [[Wolfdietrich Schmied-Kowarzik]]: ''Denken aus geschichtlicher Verantwortung: Wegbahnungen zur praktischen Philosophie''. Königshausen & Neumann, Würzburg 1999, ISBN 3-8260-1579-7.
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− | * [[Hans-Martin Schönherr-Mann]]: ''Die Macht der Verantwortung''. Alber, Freiburg/München 2010, ISBN 978-3-495-48399-2, S. 1–32 [http://www.verlag-alber.de/elvis_img/alber/titel/pdf/0002377602_0001.pdf (online, PDF; 122 kB)]
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− | * Alfred Schüler: ''Verantwortung. Vom Sein und Ethos der Person''. Krailling, Wewel 1948.
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− | * Nicole A. Vincent, Ibo Van de Poel, Jeroen van den Hoven (Hrsg.): ''Moral Responsibility: Beyond Free Will and Determinism.'' Springer, Dordrecht 2011, ISBN 978-94-007-1877-7.
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− | * R. Jay Wallace: ''Responsibility and the Moral Sentiments''. Harvard University Press, 1994, ISBN 0-674-76623-7. (Taschenbuch 1998)
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− | * Micha H. Werner: Stichwort ''Verantwortung.'' In: Marcus Düwell, Christoph Hübenthal, Micha H. Werner (Hrsg.): ''Handbuch Ethik.'' Metzler, Stuttgart 2006, ISBN 3-476-02124-6, S. 521–527.
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− | * [[Wolfgang Wieland (Philosoph)|Wolfgang Wieland]]: ''Verantwortung − Prinzip der Ethik?'' Winter, Heidelberg 1999, ISBN 3-8253-0915-0.
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− | == Weblinks ==
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− | {{Wiktionary}}
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− | {{Wikiquote}}
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− | * [[Dietrich Böhler]]: [http://www.hans-jonas-zentrum.de/down/VL-Manuskript23_07_07.pdf ''Verantwortung, Verstehen und Handeln. Ethikbegründung im Blick auf Hermeneutik und Pragmatik'' - Vorlesung SS 2007 an der FU Berlin] (PDF; 762 kB)
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− | * [[Michael Drieschner]]: [http://www.ruhr-uni-bochum.de/philosophy/staff/drieschner/beding.htm ''Die Verantwortung der Wissenschaft''], Überarbeitete Fassung des Aufsatzes in: T. Fischer, R. Seising (Hg.): Wissenschaft und Öffentlichkeit. Frankfurt/M. (Lang) 1996, S. 173-198
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− | * {{SEP|http://plato.stanford.edu/entries/moral-responsibility/|Moral Responsibility|Andrew Eshleman}}
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− | * John Martin Fischer: [http://www.andrewmbailey.com/jmf/OIC_Determinism_MR.pdf '' 'Ought-implies-can', causal determinism and moral responsibility.''] (PDF; 606 kB) In: ''Analysis.'' 63.3, Juli 2003, S. 244–250.
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− | * [[Harry G. Frankfurt]]: [http://hamishpat.com/Courses/99631/631-article-frankfurt-alternate-possibilities.pdf ''Alternate Possibilities and Moral Responsibility.''] (PDF; 1,1 MB) In: ''Journal of Philosophy.'' 66 (23/1969), S. 829–839.
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− | * Ludger Heidbrink: [http://www.responsibility-research.de/resources/WP_9_Verantwortungsbegriff_in_der_Wirtschaftsethik.pdf Die Rolle des Verantwortungsbegriffs in der Wirtschaftsethik] (Arbeitspapier 09/2010; PDF; 411 kB)
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− | * Ludger Heidbrink, Imke Schmidt: [http://www.kwi-nrw.de/images/metagruppe_material-65.img ''Die neue Verantwortung der Konsumenten.''] In: ''[[Aus Politik und Zeitgeschichte]].'' 33/2009, S. 27–32.
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− | * [[Martin Hellwig]]: [http://www.coll.mpg.de/sites/www.coll.mpg.de/files/text/PWP2000.pdf ''Banken zwischen Politik und Markt: Worin besteht die volkswirtschaftliche Verantwortung der Banken?''] (PDF; 109 kB) In: ''Perspektiven der Wirtschaftspolitik.'' 1(3/2000), S. 337–356.
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− | * Alfred Hirsch: [http://www.wissenschaft-und-frieden.de/seite.php?artikelID=0380#fnref3 ''Verantwortung als Quelle einer friedfertigen Weltgesellschaft.''] In: ''Wissenschaft & Frieden.'' 2005-3: Verantwortung der Wissenschaft
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− | * [[Ted Hondrich]]: [http://www.ucl.ac.uk/~uctytho/ted12.htm ''Free Will, Determinism and Moral Reponsibility - The Whole Thing in Brief.'']
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− | * Shanto Iyengar: [http://www.uvm.edu/~dguber/POLS234/articles/iyengar.pdf Framing Responsibility for Political Issues: The Case of Poverty] (PDF; 2,2 MB), Political Behavior, Vol. 12, No. 1, (Mar., 1990), S. 19–40.
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− | * Neal Judisch: [http://faculty-staff.ou.edu/J/Neal.D.Judisch-1/Responsibility,%20Manipulation%20and%20Ownership_Offprint.pdf Responsibility, Manipulation and Ownership. Reflections on the Fischer/Ravizza Program] (PDF; 98 kB), Philosophical Explorations, Vol. 8, No. 2, June 2005.
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− | * [[Robert Kane (Philosoph)|Robert Kane]]: [http://www.bu.edu/law/central/jd/organizations/journals/bulr/documents/KANE.pdf Responsibility and Free Will in Dworkin's Jusitice for Hedgehogs] (PDF; 60 kB)
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− | * Monika Keller, Wolfgang Edelstein, Tobias Krettenauer, Fang Fu-xi, Fang Ge: [http://www.mpib-berlin.mpg.de/volltexte/institut/dok/full/keller/denkenue/denkenue.pdf Denken über moralische Verpflichtung und interpersonale Verantwortung im Zusammenhang unterschiedlicher Kulturen] (PDF; 512 kB), in: W. Edelstein & G. Nunner-Winkler (Hrsg.): Moral im sozialen Kontext Suhrkamp, Frankfurt 2000, 375–406.
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− | * [[Wilhelm Korff]]: [http://epub.ub.uni-muenchen.de/4703/1/4703.pdf Technik und Umwelt: Die ethische Verantwortung des Menschen] (PDF; 1,7 MB)
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− | * Friedrich Kümmel: [http://www.friedrich-kuemmel.de/doc/Verantwortung.pdf Verantwortung und Selbstverantwortlichkeit] (PDF; 170 kB). Der Begriff der Verantwortung als sozial-rechtliche und als religiös-ethische Kategorie
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− | * Stephan Kyora: [http://www.zfwu.de/fileadmin/pdf/1_2000/Stefan_Kyora.pdf Grenzen individueller Verantwortung] (PDF; 179 kB), zfwu, 1/1 (2000), 34-44
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− | * Michael S. McKenna: [http://www.bu.edu/wcp/Papers/Acti/ActiMcKe.htm A Speaker-Meaning Theory of Moral Responsibility] (auf Paideia)
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− | * [[Leo Montada]]: [http://psydok.sulb.uni-saarland.de/volltexte/2006/635/pdf/beri038.pdf Life stress, injustice, and the question "Who is responsible"?] (PDF; 104 kB)
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− | * [[Thomas Leif]]: [http://www.bpb.de/files/677210.pdf Macht ohne Verantwortung] (PDF; 34 kB). Der wuchernde Einfluss der Medien und das Desinteresse der Gesellschaft, [[Aus Politik und Zeitgeschichte]] B 41 - 42/2001
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− | * {{IEP|http://www.iep.utm.edu/collecti/|Collective Moral Responsibility|David T. Risser}}
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− | * {{SEP|http://plato.stanford.edu/entries/collective-responsibility/|Collective Responsibility|Marion Smiley}}
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− | * [[Robert Spaemann]]: [http://www.kath-info.de/verantwortungsethik.html Wer hat wofür Verantwortung?]. Kritische Überlegungen zur Unterscheidung von Gesinnungsethik und Verantwortungsethik
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− | * Bernd Carsten Stahl: [http://www.zfwu.de/fileadmin/pdf/2_2000/Bernd_Stahl.pdf Das kollektive Subjekt der Verantwortung] (PDF; 98 kB), in: zfwu, 1/2 (2000), 225-236
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− | * Markus Vogt: [http://www.kaththeol.uni-muenchen.de/lehrstuehle/christl_sozialethik/personen/1vogt/forschung/methoden/methoden_verantwortg.pdf Grenzen und Methoden der Verantwortung in der Risikogesellschaft] (PDF; 178 kB), In: J. Beaufort, E. Gumpert, M. Vogt (Hrsg.): ''Fortschritt und Risiko. Zur Dialektik der Verantwortung in (post-)moderner Gesellschaft.'' Dettelbach 2003, 85-108
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− | * Micha H. Werner: [http://www.micha-h-werner.de/verantwortung.htm ''Verantwortung'']. In: Marcus Düwell, Christoph Hübenthal, Micha H. Werner (Hrsg.): ''Handbuch Ethik.'' J. B. Metzler, Stuttgart/ Weimar 2006, S. 541–548. (Erstfassung 2002)
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− | * Micha H. Werner: [http://www.micha-h-werner.de/jonas.pdf ''Hans Jonas’ Prinzip Verantwortung.''] (PDF; 174 kB) In: Marcus Düwell, Klaus Steigleder (Hrsg.): ''Bioethik: Eine Einführung.'' Suhrkamp, Frankfurt 2003, S. 41–56.
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− | * Micha H. Werner: [http://micha-h-werner.de/ApelsVE.pdf ''Die Verantwortungsethik Karl-Otto Apels: Würdigung und Diskussion.''] (Manuskript eines Aufsatzes; PDF, 95 kB) In: Karl-Otto Apel, Holger Burckhart (Hrsg.): ''Prinzip Mitverantwortung: Grundlage von Ethik und Pädagogik.'' Königshausen & Neumann, Würzburg 2000.
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− | * {{IEP|http://www.iep.utm.edu/r/responsi.htm|Responsibility|Garrath Williams}}
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− | * Michael J. Zimmermann: [http://libres.uncg.edu/ir/uncg/f/M_Zimmerman_Responsibility_2009.pdf Responsibility and Awareness] (PDF; 107 kB) In: ''Philosophical Books.'' 50(4) (2009), S. 248–261. (Rezension: George Sher: ''Who Knew? Responsibility without Awareness.'' Oxford University Press. 2009)
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− | * {{Webarchiv | url=http://assembly.coe.int/Documents/WorkingDocs/Doc11/EDOC12777.pdf | wayback=20111031131716 | text=Fundamental rights and responsibilities}}. Bericht an die [[Parlamentarische Versammlung des Europarates]] vom 24. Oktober 2011.
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Mannheim studierte Philosophie und Soziologie in Budapest, Freiburg im Breisgau|Freiburg, Berlin (wo er 1914 Georg Simmel hörte), Paris und Heidelberg. Zusammen mit Arnold Hauser und Erwin Szabó ist Mannheim der Begründer der Budapester Freien Schule für Geisteswissenschaften, an der auch Lukács Vorlesungen stattfinden ließ.[1] Im Jahr 1918 promovierte er zum Dr. phil. Ein Jahr später kehrte er seiner Heimat Königreich Ungarn|Ungarn den Rücken und Emigration|emigrierte in der Folge nach Weimarer Republik|Deutschland. Von 1922 bis 1925 habilitierte er sich bei dem Kultursoziologen Alfred Weber, dem Bruder Max Webers, wurde 1926 Privatdozent in Heidelberg und durch die Initiative von Adolf Grimme 1930 ordentlicher Professor für Soziologie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität|Universität Frankfurt,[2] wo ihm Norbert Elias als Assistent zur Seite stand. 1933 wurde Mannheim auf Grund seiner jüdischen Abstammung entlassen und musste nach England emigrieren, wobei ihn seine Sekretärin Greta Kuckhoff|Greta Lorke unterstützte.[3] Dort wurde er durch Vermittlung von Harold Laski und Morris Ginsberg Dozent für Soziologie an der London School of Economics and Political Science und später Professor of Education an der Universität London. Mannheim war mit der Psychoanalytikerin Julia Lang (1893–1955)[4] verheiratet. Insgesamt ist die Schrift zwei Punkte zu groß, da die load.php etwas völlig anderes reinläd als im CSS vorgegeben - das betrifft auch ulo, ol, siehe custom-bootstrap.css - So ich habe das jetzt mal so gelöst, dass ich die Font-Size 15px einfach überschreiben lasse - was ja bei CSS auch der richtige Weg ist - aber wo kommen die her?
Oh sure! Blame the wizards! Hey, you add a one and two zeros to that or we walk! Oh, how I wish I could believe or understand that! There's only one reasonable course of action now: kill Flexo! Quite possible. We live long and are celebrated poopers. Ah, the 'Breakfast Club' soundtrack! I can't wait til I'm old enough to feel ways about stuff!
For one beautiful night I knew what it was like to be a grandmother. Subjugated, yet honored. I decline the title of Iron Cook and accept the lesser title of Zinc Saucier, which I just made up. Uhh… also, comes with double prize money. I've got to find a way to escape the horrible ravages of youth. Suddenly, I'm going to the bathroom like clockwork, every three hours. And those jerks at Social Security stopped sending me checks. Now 'I have to pay them'! Fry, we have a crate to deliver.
Maybe I love you so much I love you no matter who you are pretending to be. The alien mothership is in orbit here. If we can hit that bullseye, the rest of the dominoes will fall like a house of cards. Checkmate. I didn't ask for a completely reasonable excuse! I asked you to get busy!
Von besonderer Bedeutung für eine „praxeologische Wissenssoziologie“ (Bohnsack 2007, 2008) und die in diesem Kontext entwickelte dokumentarische Methode wurde die Mannheim’sche Differenzierung zwischen kommunikativem und konjunktivem Wissen. Letzteres versteht Mannheim als atheoretisches und implizites Erfahrungswissen, das (anders als das Explizit|explizierbare und reflexiv verfügbare Kommunikation.
And now, in the spirit of the season: start shopping. And for every dollar of Krusty merchandise you buy, I will be nice to a sick kid. For legal purposes, sick kids may include hookers with a cold. I prefer a vehicle that doesn't hurt Mother Earth. It's a go-cart, powered by my own sense of self-satisfaction. I prefer a vehicle that doesn't hurt Mother Earth. It's a go-cart, powered by my own sense of self-satisfaction. I didn't think it was physically possible, but this both sucks *and* blows. They only come out in the night. Or in this case, the day. I didn't get rich by signing checks.
Oh, so they have Internet on computers now! Mrs. Krabappel and Principal Skinner were in the closet making babies and I saw one of the babies and then the baby looked at me. Hi. I'm Troy McClure. You may remember me from such self-help tapes as "Smoke Yourself Thin" and "Get Some Confidence, Stupid!" Mrs. Krabappel and Principal Skinner were in the closet making babies and I saw one of the babies and then the baby looked at me. No children have ever meddled with the Republican Party and lived to tell about it. Well, he's kind of had it in for me ever since I accidentally ran over his dog. Actually, replace "accidentally" with "repeatedly" and replace "dog" with "son."
Oh, so they have Internet on computers now! Mrs. Krabappel and Principal Skinner were in the closet making babies and I saw one of the babies and then the baby looked at me. Hi. I'm Troy McClure. You may remember me from such self-help tapes as "Smoke Yourself Thin" and "Get Some Confidence, Stupid!" Mrs. Krabappel and Principal Skinner were in the closet making babies and I saw one of the babies and then the baby looked at me. No children have ever meddled with the Republican Party and lived to tell about it. Well, he's kind of had it in for me ever since I accidentally ran over his dog. Actually, replace "accidentally" with "repeatedly" and replace "dog" with "son."
Oh, so they have Internet on computers now! Mrs. Krabappel and Principal Skinner were in the closet making babies and I saw one of the babies and then the baby looked at me. Hi. I'm Troy McClure. You may remember me from such self-help tapes as "Smoke Yourself Thin" and "Get Some Confidence, Stupid!" Mrs. Krabappel and Principal Skinner were in the closet making babies and I saw one of the babies and then the baby looked at me. No children have ever meddled with the Republican Party and lived to tell about it. Well, he's kind of had it in for me ever since I accidentally ran over his dog. Actually, replace "accidentally" with "repeatedly" and replace "dog" with "son."
Oh, so they have Internet on computers now! Mrs. Krabappel and Principal Skinner were in the closet making babies and I saw one of the babies and then the baby looked at me. Hi. I'm Troy McClure. You may remember me from such self-help tapes as "Smoke Yourself Thin" and "Get Some Confidence, Stupid!" Mrs. Krabappel and Principal Skinner were in the closet making babies and I saw one of the babies and then the baby looked at me. No children have ever meddled with the Republican Party and lived to tell about it. Well, he's kind of had it in for me ever since I accidentally ran over his dog. Actually, replace "accidentally" with "repeatedly" and replace "dog" with "son."
Lisa, vampires are make-believe, like elves, gremlins, and Eskimos. I didn't get rich by signing checks. When will I learn? The answers to life's problems aren't at the bottom of a bottle, they're on TV! Mrs. Krabappel and Principal Skinner were in the closet making babies and I saw one of the babies and then the baby looked at me. I hope I didn't brain my damage.
Beeinflusst insbesondere von Georg Lukács, Oszkár Jászi, Wilhelm Dilthey, Georg Simmel, Max Scheler, Max Weber[5] und Alfred Weber, gelangte Mannheim von einer philosophischen Analyse der Erkenntnistheorie zur Entwicklung der Wissenssoziologie. So hob er hervor, dass menschliches Denken und Erkennen nicht in rein Theorie|theoretischem Rahmen ablaufen, sondern von Gesellschaft (Soziologie)|gesellschaftlichen und Geschichte|geschichtlichen Lebenszusammenhängen geprägt werden (Lebensphilosophie). Daraus entwickelte er den epistemischen Relationismus, der konstatiert, dass Weltsichten sich je nach Position in der Gesellschaft ändern, und überwand damit das substanzialistische Denken[6]. "Ideologien" bedeuten nichts anderes als die Verabsolutierung von partikulären Weltsichten, die von Parteien immer wieder benutzt und auch missbraucht werden ("Ideologieverdacht"). Mit der Konzeption des „totalen Ideologiebegriffs“ nahm Mannheim eine radikale wissenssoziologische Position ein, die Relativismus|relativistisch argumentierte und von Gegnern als Nihilismus|nihilistisch bezeichnet wurde. Er selbst bezeichnet seinen Ansatz dagegen als "Dynamischen Relationismus". Im Gegensatz zu Karl Marx postulierte Mannheim einen „Ideologie“-Begriff, der jedes Denken, auch das eigene, als ideologisch, nämlich notwendig perspektivisch betrachtete. Er hat dies detailliert v. a. für das Konservatismus|konservative, das Liberalismus|liberale und das Sozialismus|sozialistische Denken gezeigt.
Mannheim beschäftigte sich mit politischen Krisenerscheinungen in der Demokratie|Massendemokratie. Im Gegensatz zur einseitig geleiteten Gesinnung und zur Laissez faire|laisser-faire-liberalistischen Demokratie, welche die Gefahr des Umschlagens in eine Totalitarismus|totalitäre Diktatur einschließe, empfahl Mannheim als dritten Weg die „geplante Demokratie“ mit einer „Planung für Freiheit“, wobei Planung „als rationale Beherrschung der irrationalen Kräfte“ verstanden wird. Die Gesellschaft der „geplanten Freiheit“ setzt die Umformung des Menschen voraus. Karl Mannheim, der den Religiöser Sozialismus|religiösen Sozialisten um Paul Tillich und der christlichen Gruppe Moot um T. S. Eliot nahestand, betont, dass dafür eine Zusammenarbeit von Soziologen und Theologie|Theologen von Bedeutung ist.
Seine Bearbeitung von Alfred Webers Begriff der „Freischwebende Intelligenz|freischwebenden Intelligenz“ gehört zu Mannheims einflussreicher Soziologie der Intelligenz. Ebenso gilt er als Pionier der Jugendsoziologie; in seinem Text „Das Problem der Generationen“ prägte er den „Generations“-Begriff neu, um damit Kohorte (Sozialwissenschaft)|Kohorten (Geburtsjahrgänge) zusammenzufassen, die ein einschneidendes Jugenderlebnis (z. B. den Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg) geteilt haben, und so künftige soziale Herausforderungen („Lebenszusammenhänge“) ähnlich verstehen, aber keineswegs ähnliche soziale Antworten geben würden ("konjunktiver Erfahrungsraum").
Von besonderer Bedeutung für eine „praxeologische Wissenssoziologie“ (Bohnsack 2007, 2008) und die in diesem Kontext entwickelte dokumentarische Methode wurde die Mannheim’sche Differenzierung zwischen kommunikativem und konjunktivem Wissen.[7] Letzteres versteht Mannheim als atheoretisches und implizites Erfahrungswissen, das (anders als das Explizit|explizierbare und reflexiv verfügbare Kommunikation|kommunikative Wissen im Sinne des Common Sense) die tägliche Alltagspraxis weitgehend unbemerkt anleitet (im Sinne des später von Pierre Bourdieu|Bourdieu entwickelten Habitus). Die dokumentarische Methode widmet sich - als Fortentwicklung der Wissenssoziologie Mannheims - der Erforschung dieser Form eines impliziten Wissens.
Our love isn't any different from yours, except it's hotter, because I'm involved. There's one way and only one way to determine if an animal is intelligent. Dissect its brain! For example, if you killed your grandfather, you'd cease to exist! I've got to find a way to escape the horrible ravages of youth. Suddenly, I'm going to the bathroom like clockwork, every three hours. And those jerks at Social Security stopped sending me checks. Now 'I have to pay them'! Oh God, what have I done? Belligerent and numerous.
Son, as your lawyer, I declare y'all are in a 12-piece bucket o' trouble. But I done struck you a deal: Five hours of community service cleanin' up that ol' mess you caused. Good news, everyone! There's a report on TV with some very bad news! Why am I sticky and naked? Did I miss something fun? Maybe I love you so much I love you no matter who you are pretending to be. Maybe I love you so much I love you no matter who you are pretending to be. Fetal stemcells, aren't those controversial?
I found what I need. And it's not friends, it's things. I had more, but you go ahead. I guess if you want children beaten, you have to do it yourself. Is today's hectic lifestyle making you tense and impatient? And I'd do it again! And perhaps a third time! But that would be it.
The key to victory is discipline, and that means a well made bed. You will practice until you can make your bed in your sleep. In your time, yes, but nowadays shut up! Besides, these are adult stemcells, harvested from perfectly healthy adults whom I killed for their stemcells. You guys realize you live in a sewer, right? Spare me your space age technobabble, Attila the Hun! I love this planet! I've got wealth, fame, and access to the depths of sleaze that those things bring. Calculon is gonna kill us and it's all everybody else's fault!
Mit NavTabs lassen sich zum Beispiel ganz schön Faktenkarten und ähnliches erstellen.
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geben.
Mannheims Vorschlag einer „geplanten Demokratie“ und „Planung für die Freiheit“ wurde von Friedrich August von Hayek in dessen Buch Der Weg zur Knechtschaft scharf angegriffen. Hayek argumentierte, dass selbst zunächst von Demokratien beschlossene planwirtschaftliche Maßnahmen unvermeidlich mit Individualrechten in Konflikt geraten und damit – wenn auch nicht unbedingt beabsichtigt – gerade den Weg zu Totalitarismus|totalitären Systemen ebnen würden. Diese würden dann die „Umformung des Menschen“ mittels Gewalt betreiben. Dementsprechend sei in Mannheims Werk bereits eine Tendenz zur Einschränkung des Rechtsstaat|rechtsstaatlichen Prinzips zu Gunsten angeblich höherer Ideale erkennbar.
Nick Abercrombie entwickelte aus der Arbeit Mannheims eine Kritik, die er gemeinsam mit St. Hill und B. Turner 1980 unter dem Titel The Dominant Ideology Thesis veröffentlichte.
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Bender! Ship! Stop bickering or I'm going to come back there and change your opinions manually! You guys realize you live in a sewer, right? You won't have time for sleeping, soldier, not with all the bed making you'll be doing. When I was first asked to make a film about my nephew, Hubert Farnsworth, I thought "Why should I?" Then later, Leela made the film. But if I did make it, you can bet there would have been more topless women on motorcycles. Roll film! I'm sorry, guys. I never meant to hurt you. Just to destroy everything you ever believed in. I was having the most wonderful dream. Except you were there, and you were there, and you were there!
Good news, everyone! There's a report on TV with some very bad news! Fry, you can't just sit here in the dark listening to classical music. You guys aren't Santa! You're not even robots. How dare you lie in front of Jesus? And I'd do it again! And perhaps a third time! But that would be it. I decline the title of Iron Cook and accept the lesser title of Zinc Saucier, which I just made up. Uhh… also, comes with double prize money. Quite possible. We live long and are celebrated poopers. Ummm…to eBay? Bender! Ship! Stop bickering or I'm going to come back there and change your opinions manually! I usually try to keep my sadness pent up inside where it can fester quietly as a mental illness. Bender, being God isn't easy. If you do too much, people get dependent on you, and if you do nothing, they lose hope. You have to use a light touch. Like a safecracker, or a pickpocket. Then we'll go with that data file! Then throw her in the laundry room, which will hereafter be referred to as "the brig".
Der Betreff sagt eigentlich schon alles - die muss evtl. auch noch größer restrukturiert werden.
Good news, everyone! There's a report on TV with some very bad news! Fry, you can't just sit here in the dark listening to classical music. You guys aren't Santa! You're not even robots. How dare you lie in front of Jesus? And I'd do it again! And perhaps a third time! But that would be it. I decline the title of Iron Cook and accept the lesser title of Zinc Saucier, which I just made up. Uhh… also, comes with double prize money. Quite possible. We live long and are celebrated poopers. Ummm…to eBay? Bender! Ship! Stop bickering or I'm going to come back there and change your opinions manually!