Gendermedizin
Gendermedizin ist ein Fachgebiet, welches sich mit dem Einfluss des Geschlechts und des Genders auf Gesundheit, Erkrankungen, Forschung, Therapien und Prävention befasst. Die grundlegende Problematik ist die Unvollständigkeit der medizinischen Forschung und Diagnostik, sowie Studien in Bezug auf Geschlechterunterschiede und die dadurch entstehenden Benachteiligungen. Die Zielstellung des Bausteins ist es, über diese Problematik aufzuklären und den Studierenden die Bedeutsamkeit der Gendermedizin aufzuzeigen. Neutralität, sowie Objektivität sollten Medizin auszeichnen und keine gesellschaftlichen Problematiken inkludieren. Weitere Lernziele sind die Analyse unterschiedlicher Krankheitssymptome von Männern und Frauen, sowie die Herausarbeitung der Problematik und Hindernisse der aktuellen medizinischen Ausbildung. Mögliche Lösungsansätze sollen herausgearbeitet, ausgetauscht und diskutiert werden. Methodisch gesehen basiert der Baustein auf mehreren Schritten: Informationsvideos dienen zur Erklärung der Gendermedizin, um eine grundlegende Wissensbasis zu schaffen; Umfragen sowie ein Quiz stellen eine Interaktion dar, um die Studierenden aktiv mit einzubinden und weitere interessante sowie relevante Fakten über das Thema zu vermitteln; Kleingruppenarbeit und die darauffolgende Reflexion der Meinung durch Austausch und Diskussion im Plenum dient der Analyse, Bewertung und Schaffung neuer Lösungsansätze.
Gendermedizin unterscheidet zwischen dem biologischen männlichen und weiblichen Geschlecht in Bezug auf Medikamentendosis, -wirkung und auch bei der Diagnose von Krankheiten.
| Titel | Gendermedizin - wie die Medizin die Hälfte der Weltbevölkerung vergisst |
| Thema | Unterscheidung medizinischer Diagnostik und Behandlung in Abhängigkeit des biologischen Geschlechts |
| Typ | analog |
| Schlagwörter | Medizin, Gleichberechtigung, Frauen, Gesellschaft, Gendermedizin |
| Kompetenzen | Perspektivübernahme, Disziplinübergreifende Erkentnnissgewinnung, Reflexion auf Leitbilder |
| Lernformen | kooperativ, faktenorientiert |
| Methoden | Kleingruppenarbeit, Umfragen, Quiz, Reflexion der Meinung durch Austausch und Diskussion im Plenum, Informationsvideo (Vorbereitung/Nachbereitung/während Durchführung) |
| Werkzeuge | |
| Gruppengröße | 4-40 |
| Dauer | 75 Minuten |
| Material | Stifte, Papier, evtl. Plakat, Kreppband, Beamer, mobile Endgeräte der Teilnehmende |
| Räume | |
| Qualität | gut, regelmäßig gehalten |
| Semester | 2024 oder früher |
Inhaltsverzeichnis
Vorbereitung der Moderation
Inhaltliche Vorbereitung:Die Moderation bereitet sich anhand einer weit aufgestellten Recherche vor. Sie schaut sich alle bereitgestellten Quellen an und analysiert, wie sich die aktuelle Debatte zum Thema entwickelt hat.
Vorbereitung des Materials: Es sollte überprüft werden, ob alle Videos und Internetseiten noch aufrufbar und wissenschaftlich aktuell sind. Die Moderation erstellte die Umfragen und das Quiz mit Hilfe passender Plattformen (z.B. Menti). Das Quiz bzw. die Umfrage kann auch noch angepasst oder verändert werden.
Vorbereitung des Raums:Die Technik sollte im Raum vorbereitet werden. Es ist auch wichtig, Gruppentische, die zur Größe des Kurses passen, vorzubereiten.
Ablaufplan
00. Minute - Begrüßung und Vorstellung des Zeitplans
Die Moderation begrüßt die Teilnehmer:innen und erklärt kurz den Ablauf des Bausteins.Daraufhin startet sie eine Online Umfrage zur allgemeinen Meinung bzw. Wissen der Teilnehmer:innen über Gendermedizin.Die Teilnehmer:innen beantworten die folgenden zwei Fragen:
- Glaubt Ihr, es gibt Unterschiede in der medizinischen Behandlung von biologischen Männern und Frauen?
- Habt ihr schon mal von Genderspezifischer Medizin vor diesem Kurs gehört?
Nachdem die Teilnehmer:innen fertig sind, präsentiert die Moderation kurz die Ergebnisse.
10. Minute - Input zu den Grundlagen von Gendermedizin
Die Moderation führt die Teilnehmer:innen in das Thema ein, indem sie das vorbereitete Video und diesen kurzen Überblick zeigt. Anschließend werden eventuelle Fragen geklärt und das Werkzeug vorgestellt, welches ebenfalls kurz besprochen wird.
Poltergeist der Neutralität der Wissenschaft
Die Neutralität von Wissenschaft spukt immer wieder durch Köpfe, Labore, Gesellschaften und Geschichte.
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Wer Forschung betreibt, der will meist ein begründetes, geordnetes und gesichertes Wissen darbieten, das sich intersubjektiv, dauerhaft nachvollziehen lässt. Es ist also gut, wenn möglichst alle gesellschaftlichen Faktoren außen vor bleiben, aber sie kommen durch die Hintertür doch immer wieder rein. Wissenschaft rechtfertigt so die eigenen Wertvorstellungen in Bezug auf Menschsein, Race, Religion, Gender, Sozialisation, Wirtschaft etc. und vor allem die eigenen Gewohnheiten wie Mobilität, Naturverbrauch, Ordnung etc.
20. Minute - Quiz & kurze Besprechung
Die Moderation startet das vorbereitete Kahoot-Quiz und erläutert es kurz. Danach werden mögliche Fragen und Diskussionspunkte geklärt. Die Teilnehmer:innen haben 3-4 Minuten Zeit, um die folgenden Fragen zu beantworten:
- Was versteht man unter Gendermedizin?a. Eine medizinische Fachrichtung, die sich mit genetischen Erkrankungen befasst.b. Eine medizinische Disziplin, die geschlechtsspezifische Unterschiede in Diagnose und Therapie berücksichtigt.c. Eine Therapiemethode, die ausschließlich bei Frauen angewendet wird.
Hellner, Clara: Männer sind halt keine Patientinnen (25.02.2019), URL: https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2019-02/gendermedizin-gesundheit-aerzte-patient-medikamente-maenner-frauen-gleichbe rechtigung?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F, Stand: 19.07.2023
- Seit wann besteht die Pflicht, dass Frauen ebenfalls an klinischen Studien teilnehmen müssen?a. 1975b. 2000c. 1993
Oertelt-Prigione, S., Hiltner, S. (2019). Medizin: Gendermedizin im Spannungsfeld zwischen Zukunft und Tradition. In: Kortendiek, B., Riegraf, B., Sabisch, K. (eds) Handbuch Interdisziplinäre Geschlechterforschung. Geschlecht und Gesellschaft, vol 65. Springer VS, Wiesbaden. Medizin: Gendermedizin im Spannungsfeld zwischen Zukunft und Tradition | SpringerLink
- Welcher medizinische Bereich gilt als Vorreiter in der Gender Medizin Bewegung?a. Kardiologieb. Allgemeinmedizinc. Neurologie
Oertelt-Prigione, S., Hiltner, S. (2019). Medizin: Gendermedizin im Spannungsfeld zwischen Zukunft und Tradition. In: Kortendiek, B., Riegraf, B., Sabisch, K. (eds) Handbuch Interdisziplinäre Geschlechterforschung. Geschlecht und Gesellschaft, vol 65. Springer VS, Wiesbaden. Medizin: Gendermedizin im Spannungsfeld zwischen Zukunft und Tradition | SpringerLink
- Warum werden Frauen in medizinischen Studien seltener erforscht?a. Sie melden sich seltener für Studien.b. Sie sind nicht repräsentativ.c. Ihr Zyklus beeinflusst Medikamentenwirkung.d. Männer sind toleranter bei Nebenwirkungen.
Tertilt, Mathias: Warum Frauen medizinisch benachteiligt sind (03.01.2022), URL: Warum Frauen medizinisch benachteiligt sind - quarks.de, Stand: 19.07.2023
- Beschäftigt sich Gender Medizin ausschließlich mit den Nachteilen von Frauen in der Medizin (Diagnostik & Medikamente)?a. Jab. Nein
Prof. Doc. Glezerman, Marek: Gendermedizin: Warum Frauen und Männer anders krank sind (2018), URL: Gendermedizin: Definition & Beispiele, Stand: 19.07.2023
35. Minute - Gruppendiskussion
Die Moderation teilt Gruppen ein und verteilt Papier und Stifte. Folgende Fragen sollen in den Gruppen bearbeitet werden, wobei sich die Aufgabe sowohl auf die Vorbereitung als auch den vorherigen Input bezieht:
- Warum ist die Berücksichtigung von geschlechtsspezifischen Unterschieden in der Medizin wichtig?
- Was sind typische Krankheiten, die bei einem Geschlecht stark unterdiagnostiziert sind? Könnt ihr sagen, woran das liegt?
- Wie können Frauen besser in der Medizin repräsentiert werden? (z.b Aufklärung im Medizinstudium)
Die Ergebnisse sollen aufgeschrieben und anschließend an die Tafel gehangen werden. Jede Gruppe stellt ihre Ergebnisse allen Teilnehmer:innen kurz vor.
52. Minute - Diskussion im Plenum
Die Moderation eröffnet die Plenumsdiskussion und gibt den Teilnehmer:innen mögliche Fragen vor, die sie in der Diskussion behandeln können. Falls erforderlich, bringt die Moderation die Interaktion durch gezielte Fragen in Gang.
- Fühlt ihr euch in der konservativen Medizin gut und kompetent behandelt?
- Denkt ihr, jeder Arzt/ jede Ärztin sollte sich zur Gender Medizin weiterbilden?
- Sollte es getrennt geschulte Ärzt:innen für Männer und Frauen geben?
Die Teilnehmer:innen nehmen an der Plenumsdiskussion teil und äußern ihre Gedanken zu den vorgegebenen Fragen, teilen ihre generelle Meinung mit oder entwickeln eigene Fragen.
72. Minute - Abschluss & Nachbereitung
Die Moderation verliest die Inspiration fürs Lernjournal, holt sich Feedback ein und beendet denBaustein.
- Was würdet ihr euch wünschen, was im Bereich der Gender Medizin gemacht/umgesetzt werden soll?
Als Unterstützung kann folgendes Video genutzt werden.
Hinweise und Anmerkungen
Von den Verfasser_innen
Diese Version des Bausteins wurde für eine Offline-Nutzung (ohne Forum) angepasst.Die Quellen müssen auf ihre Gültigkeit und Aktualität überprüft und gegebenenfalls ersetzt oder ergänzt werden.
Nach weiteren Durchführungen
noch nicht vorhanden
Literaturhinweise und Quellen
Gender-Medizin: Dr. Johannes zum wichtigen Unterschied bei der Behandlung von Frauen und Männer
„Der große Unterschied“ - Muenchen Klinik zu Gender Medizin
Wie Frauen in der Medizin vergessen werden | Doku | exactly
Glezerman, Prof. Dr. Marek: Gendermedizin: Warum Frauen und Männer anders krank sind (o.D.)
Hellner, Clara: Männer sind halt keine Patientinnen (25.02.2019)
Richter-Kuhlmann, Eva: Gendermedizin: Frauen erkranken anders
tagesschau (27.02.2023): Gendermedizin: Behandlungsmethoden für Frauen und Männern
Tertilt, Mathias: Warum Frauen medizinisch benachteiligt sind (7. August 2024 | 12. August 2024)
Tutzer, Natalie: Gendermedizin: Ungleichbehandlung ist gut für uns alle (September 2021)
Voß, Heinz-Jürgen: Gendermedizin als antiemanzipatorisches Projekt (2012)
Altanis-Protzer, Ute: Gendermedizin und Feministische Medizin (09.04.2022)
Hofmann, Annegret: Im Schneckentempo, Gendermedizin in der Lehre (19. Januar 2017)
Prof. Doc. Kaczmarczyk, Gabriele: Das Geschlecht macht den Unterschied (März 2020)
Bondio, : Mariacarla Gadebusch et. al.: Krankheit und Geschlecht in Zeiten der individualisierten Medizin, 1. Auflage, o.O., transcript Verlag, 2014