Das Glücklichsein Projekt

Der Baustein untersucht, wie soziale Medien und Werbung unser Bild von Glück verzerren und zu falschen Erwartungen führen. In Reflexion, Gruppenarbeit und Plenumsdiskussion erarbeiten die Teilnehmenden persönliche Glücksfaktoren, vergleichen internationale Unterschiede anhand des World Happiness Reports und entwickeln individuelle Ideen, wie ein zufriedeneres Leben gestaltet werden kann.

TitelDas Glücklichsein Projekt
ThemaIndividuelles Glück und die Grundlagen für eine glückliche Gesellschaft
Typanalog
SchlagwörterGlück, Glücklichsein, Zufriedenheit, Dankbarkeit, soziales Wohlergehen
Kompetenzen Perspektivübernahme, Antizipation, Umgang mit unvollständigen und überkomplexen Informationen, Motivation, Reflexion auf Leitbilder, eigenständiges Handeln, Unterstützung anderer
Lernformenkreativ, kooperativ
MethodenAtemübungen für einen klaren Kopf, Individuelle Reflexion, Analysieren eines glücklichen Moments, Gruppenreflexion mit Werkzeug, Wortwolke, Dankbarkeitstagebuch
Lernziele Reflexion darüber was Menschen glücklich macht, Diskutieren von gesellschaftlichen Strukturen die zu Glück (nicht) beitragen, Erarbeiten von Strategien zum Umgang mit Glück
Gruppengröße8 – 40
Dauer75 Minuten
MaterialLaptop, Beamer, HDMI-Kabel, Bunte Zettel (z.B. A5), internetfähige Endgeräte der Teilnehmer, Namenschilder (Kreppband + Stifte)
RäumeSeminarraum mit beweglichen Tischen und Stühlen
Qualitätgut
SemesterSommersemester 2025

Inhaltsverzeichnis

Vorbereitung

Vorbereitung der Moderation

Die Moderation sieht sich die Videos Ein Mittel gegen Unzufriedenheit und Was machst du mit deinem Leben? auf YouTube an. Sie macht sich mit dem aktuellen World Happiness Report vertraut und finden eine geeignete Möglichkeit, die Rangliste in der Sitzung zu zeigen (z. B. eine Folie mit den zehn am besten und zehn am schlechtesten bewerteten Ländern). Außerdem bereitet sie ein Online-Tool für eine Umfrage, um das Glück der Gruppe zu messen und eine Wortwolke, um Bewältigungsstrategien für schlechte Tage zu visualisieren vor (z. B. mit Mentimeter).

Es bietet sich an eine PowerPoint mit den wichtigsten Arbeitsanweisungen und Diskussionsfragen, Links und Graphiken vorzubereiten.

Vorbereitung im Raum

Es werden Gruppentische so im Raum verteilt, dass in der Mitte genug Platz für einen Stuhlkreis bleibt.

Ablaufplan

00. Minute - Atemübung und Begrüßung

Die Teilnehmenden sitzen an im Raum verteilten Tischen in Gruppen von 3 bis 4 Personen. Die Moderation begrüßt die Teilnehmenden und stellt sich vor. Die Moderation bittet die Teilnehmenden, sich bequem hinzusetzen und die Augen zu schließen. Nachdem alle zur Ruhe gekommen sind, bittet sie die Teilnehmenden, fünf Mal langsam zu atmen und ihren Körper zu entspannen und danach wieder die Augen zu öffnen. Die Moderation beteiligt sich ebenfalls an dieser Übung. Als nächstes stellt die Moderation den Ablaufplan des Bausteins vor.

Beispielhafte Moderation der Atemübung:

Ich möchte eine kleine Übung mit euch ausprobieren, um zu sehen, ob sie die Art und Weise, wie wir kommunizieren und unsere Ideen ausdrücken, für den Rest des Bausteins verändert. Setzt euch bitte gemütlich hin, schließt die Augen und folgt meiner Stimme. Beginnt mit einem tiefen Atemzug. Einfach? Nun gut. Lasst uns das noch fünf weitere Male versuchen. Lasst euch Zeit mit dem Atmen und öffnet eure Augen wieder, wenn ihr fertig seid.

Erster Abschnitt

05. Minute - Glückliche Momente

Der erste Abschnitt des Bausteins (bis 35. Minute) zielt darauf ab, die Faktoren zu identifizieren, die zum persönlichen Glücklichsein beitragen. Dabei brainstormen die Teilnehmenden zunächst für sich alleine (~ 2 min) Momente aus ihrer (nahen oder fernen) Vergangenheit, in denen sie besonders glücklich waren und wählen einen Moment aus, den sie danach in der Gruppe teilen wollen.

Danach tauschen sie sich in den Gruppen sich über ihre glücklichsten Momente aus und versuchen, Gemeinsamkeiten in ihren Erinnerungen zu finden (dies können Menschen, Orte, Lebenssituationen usw. sein). Die Gemeinsamkeiten werden auf bunten Zetteln notiert. Die Moderation erinnert die Teilnehmenden an einen achtsamen Umgang und ausgeglichene Redeanteile.

15. Minute - Schlussfolgerungen

Anschließend setzen sich alle Teilnehmenden in einen Stuhlkreis. Eine Person jeder Gruppe teilt kurz im Plenum mit, was für Gemeinsamkeiten gefunden wurden und klebt die genannten Schlüsselwörter unter der Überschrift „Was macht uns glücklich?“ an die Tafel. Es müssen nicht nur Wörter notiert werden, es darf sich auch kreativ oder künstlerisch ausgedrückt werden.

Nun werden im Plenum Schlussfolgerungen aus den Gemeinsamkeiten diskutiert. Die Tafel kann im Anschluss fotografiert und untereinander geteilt werden.

25. Minute - Was tun wir?

Die Teilnehmenden bearbeiten, nun wieder in Einzelarbeit, die folgenden beiden Fragen und machen sich dazu Notizen.

  • Was kannst du dir nach deinem Studienabschluss (oder deinem nächsten Lebensabschnitt) vorstellen zu tun?
    • Was würdest du tun, wenn du nicht für Geld arbeiten müßtest?

      Daraufhin werden die Gedanken zum individuellem Glück und Geld im Plenum ausgetauscht. Die Moderation ergänzt die Diskussion mit folgenden Fragen:

      • Weichen deine Antworten wesentlich voneinander ab und wenn ja, warum?
        • Könntest du diese Diskrepanz durch einige einfache Veränderungen in deinem Leben verringern, oder erfordert sie größere Veränderungen?
          • Kostet dich Glücklichsein Geld?

            Zweiter Abschnitt

            35. Minute - Umfrage des World Happiness Report

            Ziel des zweiten Abschnitts ist es, Glück mit der Gesellschaft/Kultur zu verbinden. Die vorherige Frage kann dabei als Überleitung dienen.

            Die Moderation erläutert die Cantril-Leiter-Methode zur Messung des Glücks, welche für den World Happiness Report (wird erst danach erläutert) verwendet wird:

            Stelle dir eine Leiter vor, deren Stufen von null bis zehn nummeriert sind. Die oberste Stufe der Leiter stellt das bestmögliche Leben für dich dar, die unterste Stufe das schlechtestmögliche Leben für dich. Auf welcher Stufe der Leiter würdest du sagen, dass du dich derzeit persönlich befindest? - Skala von 0 bis 10 in Schritten von 1.

            Danach führt sie die entsprechende Umfrage (Link muss geteilt werden) mit allen Teilnehmern durch und ermittelt den arithmetisch mittleren Glückswert (machen viele Tools automatisch) aller Teilnehmenden. Die Moderation nimmt ebenfalls an der Befragung teil. Erst danach stellt sie knapp die Kernidee des World Happiness Report vor, welcher jedes Jahr vom Sustainable Development Solutions Network (SDSN) der Vereinten Nationen veröffentlicht wird (siehe Referenz [3]). Die Moderation zeigt die in der Vorbereitung erstellte Graphik und ordnet den Stand der Gruppe im World Happiness Report ein. Dabei kann sie so etwas sagen wie:

            Dem Weltglücksreport zufolge wären wir etwas glücklicher als die Menschen in Land A und etwas weniger glücklich als die Menschen in Land B.

            45. Minute - Glück und Gesellschaft (Offene Diskussion)

            Durch diese kleine Aktivität haben die Teilnehmenden gelernt, wie die Daten für den Bericht erhoben werden und können sich nun in einer offenen Diskussion zu dem Prozess und den Ergebnissen äußern. Die Moderation sollte mit dem Bericht ausreichend vertraut und in der Lage sein, einfache Fragen zu beantworten, falls die Teilnehmenden welche haben. Der Input, den das Video „Why Finland And Denmark Are Happier Than The U.S.“ [4] liefert, kann der Moderation helfen, die Diskussion wieder in Gang zu bringen, falls sie ins Stocken gerät. In der Diskussion sollte die Moderation außerdem daran denken, dass es keine richtige oder falsche Antwort gibt. Sie kann immer wieder andere Fragen stellen und das Gespräch so lenken, dass die Teilnehmenden sich frei fühlen, zu diskutieren, anderer Meinung zu sein oder ihre persönlichen Erfahrungen in Bezug auf ihre Kultur mitzuteilen (Eine wichtige Erkenntnis könnte zum Beispiel sein, dass Geld ab einem bestimmten Nationaleinkommen nicht zu mehr Glück führt).

            Folgende Fragen können diskutiert werden:

            • Was denkst du über die Methode, wie Glück für diese Rangliste gemessen wird?
              • Warum glaubst du, dass die Menschen in manchen Ländern glücklicher sind als in anderen?
                • Wer kann sich Glücklichsein leisten?
                  • Glaubst du, dass technologische Innovationen zum Glück beitragen?
                    • Was ist deiner Meinung nach die Grundlage für eine glückliche Gesellschaft?
                      • Inwieweit glaubst du, dass das Land/die Kultur, in dem/der du lebst, dein eigenes Glück beeinflusst?

                        Dritter Abschnitt

                        60. Minute – Glücklichsein im eigenen Leben fördern?

                        Dieser Abschnitt dient dem Transfer des Themas vom Baustein zurück ins eigene Leben. Um den Teilnehmenden noch ein paar weitere Denkanstöße mit auf den Weg zu geben und diese zur Reflexion in ihrem eigenen zukünftigen Alltag anzuregen, wird das Werkzeug Torte zum gleichzeitigen Essen und Behalten vorgestellt, welches die Teilnehmenden kurz im Plenum diskutieren. Folgende Fragen können gestellt werden:

                        • Wie versteht ihr das Werkzeug in eigenen Worten?
                          • Was könnten wir angesichts des Werkzeugs über Glücklichsein reflektieren?
                            • Führt kognitive Dissonanz zu Unglücklichsein?
                              • Fallen euch bestimmte Situationen aus eurem Leben oder unserer Gesellschaft zu diesem Werkzeug ein? Was sind Zusammenhänge mit Glücklichsein?
                                • Müssen wir immer glücklich sein?

                                  Anschließend sammeln die Teilnehmenden in einer Wortwolke (Link muss zur Verfügung gestellt werden) Strategien und Methoden, die sie an schlechten Tagen nutzen um wieder glücklicher zu werden. Durch die Visualisierung können sich die Teilnehmenden gegenseitig zum Handeln motivieren und inspirieren.

                                  Die Moderation kann hier außerdem den Tipp geben, diese Inspiration für das Lernjournal zu nutzen.

                                  70. Minute - Abschluss, Dankbarkeits-Challenge und Feedback

                                  Die Moderation bedankt sich für die Teilnahme und bietet eine freiwillige Hausaufgabe an. Für diese können die Teilnehmenden ein Dankbarkeits-Tagebuch führen, in welchem sie (z.B. für drei Tage dieser Woche) jeweils fünf Dinge aufschreiben, für die sie aufrichtig dankbar sind. Diese Übung ist nicht nur eine persönliche Bereicherung, die Erfahrungen mit dieser Challenge können außerdem hervorragend im Lernjournal protokolliert werden.

                                  Anschließend wird erneut die Atemübung vom Anfang durchgeführt und die Moderation holt mit einer geeigneten Methode Feedback zum Baustein ein.

                                  Hinweise und Anmerkungen

                                  Von den Verfasser_innen

                                  Es ist wichtig, dass die Moderation den Baustein anleitet und eine Diskussion ermöglicht, aber nicht ihre eigene Meinung zum Thema äußert. Glück sieht für jede Person anders aus; der Baustein hilft nur dabei, die Faktoren zu identifizieren, die zum individuellen Glück beitragen, liefert aber kein Rezept, wie man ein glücklicherer Mensch wird.

                                  Nachdem wir den Baustein für die Kursteilnehmenden durchgeführt hatten, erhielten wir viele positive Rückmeldungen. Viele Teilnehmenden erwähnten, dass ihnen die Atemübung besonders viel Spaß gemacht hat. Als Moderation waren wir überrascht, wie gut die Diskussion über das Glück in der Gesellschaft verlief und dass eine Vielzahl unterschiedlicher Aspekte zur Sprache kam.

                                  Nach weiteren Durchführungen

                                  Der Baustein ist sehr durchdacht und funktioniert gut nach dem oben beschriebenen Ablaufplan. Er fokussiert sich stark auf das Glück und die persönliche Dankbarkeit. Bei einer Überarbeitung des Bausteins könnte ein Element zu Faktoren, die das Glück der Gesellschaft beeinflussen, ergänzt werden. Faktoren könnten sein:

                                  • Wie beeinflusst das persönliche Glück das Glück der Gesellschaft?
                                    • Welche gesellschaftlichen Strukturen beeinflussen das Glück der Gesellschaft am stärksten?

                                      Statt der Videos könnten ruhig wissenschaftliche Texte zu den jeweiligen Themen für die Vorbereitung verwendet werden.

                                      Während des Bausteins kam die Frage auf, von welcher Organisation der World Happiness Report stammt. Da auch die Förderer neben der Quelle und der angewandten Methodik ein wichtiger Bestandteil zur Bewertung eines wissenschaftlichen Reports sind, wäre es für kommende Gruppen unter Umständen sinnvoll, auch die Fördernden des WHR in die Folien von Glück und Gesellschaft aufzunehmen.

                                      Durch die Umfrage haben einige Teilnehmende neu oder zum ersten Mal tatsächlich darüber reflektiert, wie glücklich sie sind und was für sie das Glücklichsein ausmacht. Es kam sogar in der Diskussion auf, dass man sich durch die Umfrage und das Reflektieren glücklicher gefühlt hat als zuvor.

                                      Durch die Wortwolke, die während der Sitzung kreiert wird, und auch die Ergebnisse der Abschlussfragen haben die Teilnehmenden auch nach der Sitzung noch etwas Greifbares zur Reflektion im Lernjournal.

                                      Des Weiteren werden Reflexion und Transfer mittels Dankbarkeitstagebuch gut aufgefasst, da die Teilnehmenden somit zum Handeln angeregt werden.

                                      Es könnte mehr darauf eingegangen werden, wieso Glück im Leben wichtig ist bzw. welche Auswirkungen ein unglückliches Leben haben kann. Zudem könnte noch mehr Input dazu gegeben würde, wie Glück gefördert werden kann. D.h. neben dem Bezug auf den eigenen Alltag, könnte der Baustein durch wissenschaftliche Erkenntnisse zum Glück erweitert werden. Ferner könnte darauf eingegangen werden, wie Glück mit dem menschlichen Gehirn zusammenhängt (dh. wenn der Baustein mit Informationen zur NeuroScience wissenschaftlich hinterlegt werden würde).

                                      Literaturhinweise und Quellen

                                      • KURZGESAGT - Ein Mittel gegen Unzufriedenheit von ‘Dinge erklärt - Einleitung in das Thema Unzufriedenheit in unserer derzeitigen Gesellschaft und das Konzept der Dankbarkeit (YouTube)
                                        • KURZGESAGT - Was machst du mit deinem Leben? Eine Perspektive von ‘Dinge erklärt - eine Erinnerung, dass das Leben kurz ist und genossen werden sollte (YouTube)
                                          • HAPPINESS REPORT - World Happiness Report wird jedes Jahr vom United Nations Sustainable Development Solutions Network veröffentlicht - enthält Rankings des Glücklichseins in den verschiedenen Ländern basierend auf den Bewertungen der Befragten über ihr eigenes Leben, bitte wähle den aktuellsten Report. (World Happiness Report, aktueller Report)
                                            • CNBC MAKE IT - Why Nordic Countries are happier than the U.S vergleicht die work-life balance von US-Bürger:innen welche nach Finnland oder Dänemark umgezogen sind und signifikante Änderungen in ihrem persönlichen Glücklichsein gemerkt haben. (YouTube)